Details zum Zug-Drama: Schutzweste rettet Polizisten wohl das Leben
Im Fall des Allgäuer Zug-Dramas gibt es neue Erkenntnisse. Nun steht unter anderem fest, wie einer der Täter die Dienstwaffe eines Polizisten entwendet hat.
Das Drama im Allgäu Express von München nach Kempten hat sich nach neuesten Informationen der Polizei folgendermaßen abgespielt:
Es ist Freitagnachmittag. Der Allgäu Express ist mit rund 300 Fahrgästen gut gefüllt. Zwei Beamte der Bundespolizei kontrollieren in dem Zug zwei Reisende. Wie bereits berichtet, stellt sich dabei heraus, dass nach einem der Männer gefahndet wird. Gegen ihn steht ein Haftbefehl wegen räuberischer Erpressung aus. Doch bevor die Polizisten den Mann festnehmen können, zückt einer der beiden Männer eine Waffe. Ohne Vorwarnung schießt er auf einen der Polizisten. Wie die Münchner Polizei berichtet, handelte es sich aber vermutlich um eine Schreckschusspistole, die als solche nicht erkennbar war.
Drama im Zug: Ein Täter nimmt Polizisten Dienstwaffe ab
Die Beamten flüchten aus dem Zugabteil. Die beiden Männer setzen ihnen nach. Einer schlägt einen Polizisten nieder und nimmt ihm die Dienstwaffe ab. Aus dieser Waffe wird dann auf den zweiten Beamten geschossen. Er wird am Bein getroffen. Ein zweites Projektil trifft die Schutzweste des Beamten. Sie bewahrt ihn vor einer möglicherweise tödlichen Verletzung. Ein zufällig im Zug mitreisender Beamter des Bayerischen Landeskriminalamtes eilt seinen Kollegen zu Hilfe. Er sorgt auch dafür, dass sich die Reisenden in die hinteren Waggons zurückziehen. Raus aus der Gefahrenzone.
In einem Zwischenabteil zwischen zwei Waggons trifft er auf die beiden Täter. Einer der Täter bringt seine Waffe in Anschlag und kündigt an, den Beamten zu erschießen. Der Polizist fordert ihn mehrmals auf, die Waffe niederzulegen. Offenbar vergeblich. Er schießt. Unmittelbar danach springen beide Täter aus dem Zug. Zu dem Zeitpunkt fährt der Alex etwa 80 - 100 km/h schnell, berichtet die Polizei am Samstag. Der 20-Jährige wird vom Zug überrollt. Er ist sofort tot. Der zweite Täter wird durch den Aufprall schwer verletzt. Der Zugführer eines entgegenkommenden Zuges entdeckt die angeblich völlig zerfetzte Leiche auf dem Gegengleis und alarmiert die Rettungskräfte.
Fahrgäste fliehen in den Wald
Als die Täter die Tür des Zuges öffnen, wird eine automatische Notbremsung ausgelöst. Der Zug bleibt auf freier Strecke in einem Waldgebiet stehen. Bei dieser Gelegenheit flüchten mehrere Fahrgäste in den nahen Wald.
Die Menschen finden laut Polizei Hilfe in einem nahen Anwesen. Von dort aus werden sie nach Kempten gebracht. Aus taktischen Gründen wird die Fahrt des Zuges wenige Minuten nach dem Nothalt fortgesetzt. Sie endet ohne weitere Zwischenstopps am Bahnhof in Kempten, wo die Passagiere von einem Großaufgebot an Einsatzkräften, darunter auch Angehörige des Kriseninterventionsteams, empfangen und betreut werden.
Die beiden Beamten der Bundespolizei sowie der schwerverletzte Täter kommen in Krankenhäuser. Einer der beiden Beamten kann noch am Abend wieder aus der Klinik entlassen werden. Er hatte eine Platzwunde am Kopf erlitten.
Täter liegt im Koma
Der zweite Beamte wird noch einige Tage stationär im Krankenhaus bleiben müssen, berichtet die Polizei am Samstag. Er befinde sich aber nicht mehr in Lebensgefahr. Der verletzte Täter liegt im Koma, sein Zustand ist stabil, akute Lebensgefahr besteht im Moment nicht mehr, so die Polizei.
Der Auffindeort der Leiche und der Zug werden auch am Samstag noch umfangreich abgesucht. Die Ermittler wollen Spuren sichern. Dazu wurde die Bahnstrecke Kaufbeuren-Kempten noch einmal kurzfristig gesperrt.
Nach Angaben der Polizei wurden sämtliche Waffen aller beteiligter Personen gefunden. Experten des Landeskriminalamtes untersuchen nun die Schusswaffen.
Derzeit laufen die Bemühungen, den Toten zu identifizieren. Das Institut für Rechtsmedizin in München ist in die Untersuchung eingeschaltet. Am Samstagnachmittag wird der Tote obduziert. Der Polizist, der geschossen hat, wird durch seine Dienststelle betreut. Noch ist das Zug-Drama vom Allgäu längst nicht abgeschlossen.
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