Die Akte Mannichl ist weiter offen
Knapp ein Jahr nach dem Attentat auf den ehemaligen Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl gibt der Fall weiterhin jede Menge Rätsel auf. Es gibt immer noch Hunderte Spuren, denen nachgegangen werden muss.
Knapp ein Jahr nach dem Attentat auf den ehemaligen Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl gibt der Fall noch Rätsel auf. Nach wie vor gibt es keine Spur von dem Täter.
Unterdessen wurde beim Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) die Sonderkommission der Polizei von anfangs 50 auf jetzt zehn Beamte erneut verkleinert. Hinter dem Verbrechen wird der Racheakt eines Neonazis vermutet.
Insgesamt haben die Ermittler rund 3000 Hinweise erhalten. "Zwischen 430 und 450 Spuren sind aber noch abzuarbeiten", sagt LKA-Sprecher Detlef Puchelt. Es sei nicht absehbar, wie lange die Untersuchung noch dauert. "Wir machen den Aktendeckel erst zu, wenn überhaupt keine Hinweise mehr kommen."
Mannichl, der am 13. Dezember 2008 an der Tür seines Reihenhauses niedergestochen wurde, hatte eine Täterbeschreibung abgegeben, worauf mit einer Fahndung in der Neonazi-Szene begonnen wurde. Bei vielen Rechtsextremisten war der Polizeichef wegen seines harten Vorgehens bei extremistischen Aufmärschen zur Hassfigur geworden.
Während manche Politiker, wie Innenminister Herrmann (CSU), schon eine "neue Dimension rechtsextremistischer Gewalt" sehen, wird in München ein aus der rechten Szene bekanntes Ehepaar festgenommen. Doch beide haben handfeste Alibis. Auch die Fahndung mit Phantombildern ist erfolglos.
Zudem sehen sich die Ermittler Vorwürfen ausgesetzt, etwa weil sie nach dem Attentat nicht unter Mannichls Fingernägeln nach Hautpartikeln gesucht hatten, die bei der Rangelei mit dem Täter dorthin gelangt sein könnten. Als in der Öffentlichkeit laut darüber spekuliert wird, dass die Ehefrau oder die Kinder etwas mit dem Angriff zu tun haben könnten, weist Mannichl in vielen Interviews alle Anschuldigungen empört zurück.
Inzwischen hat er sich zurückgezogen. Nachdem seine Passauer Direktion im Zuge der Polizeireform aufgelöst wurde, ist er nun Chef der Verbrechensbekämpfung im Polizeipräsidium Straubing. Der Passauer Neuen Presse gab er jetzt ein Interview.
Am Jahrestag des Anschlags werde er mit Frau und Kindern wegfahren. "Wir werden versuchen, nicht an das Attentat zu denken", sagte Mannichl. Mit der Angst könne er inzwischen umgehen. "Ich habe gelernt, mit der Gefahr zu leben, dass der Täter wiederkommen könnte." (dpa)
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