"Die Schickeria gehört zu München"
Antoine Monot ist halb Hesse, halb Schweizer. Im Bremer Tatort gibt er seit diesem Jahr den Kommissar, dabei wohnt er eigentlich in München. Ein Gespräch über Stadtklischees.
Herr Monot, Sie kommen gerade aus Frankfurt, ihrer hessischen Heimat.
Monot: Ja, ich war gerade in der Nähe von Würzburg, da drehen wir gerade einen Kinofilm für Kinder, “Lola auf der Erbse”. Zurück ging es durch die alte Heimat. Ich bin ja zweigeteilt aufgewachsen, zwölf Jahre bei Fulda, 18 Jahre in Zürich. In München wohne ich seit ungefähr vier Jahren wieder. Ich habe früher schon einmal hier gewohnt, da war München furchtbar.
Ja? Wieso denn?
Monot: München ist so eine Stadt, da muss man erst in bestimmte Kreise reinkommen. In Köln etwa ist das ganz anders. Da geht man abends alleine in eine Bar, stellt sich an den Tresen, und wenn man es dann noch lässt, die ganze Zeit die Arme zu verschränken oder in sein Buch zu starren, dann wird man ganz sicher angesprochen. Köln ist sehr offen, man kommt da ganz schnell rein. Das ist in München nicht so.
Wir sitzen hier im Schumann's am Odeonsplatz, ihrer Lieblingsbar. Mögen Sie diesen Ort deshalb so gerne, weil man vielleicht hier noch am ehesten in München Leute kennenlernt?
Monot: Nein, hier treffe ich immer wieder viele Bekannte und Freunde, das ist natürlich auch ein Grund, diese Bar zu mögen.
Man sagt ja, das Schumann's sei eine reine Promibar.
Monot: Gut, es kann schon passieren, dass man hier den ein oder anderen Kollegen trifft, aber ich fühle mich wohl hier.
Das P1 gibt es noch?
Aber wenn man an das Münchner Nachtleben denkt, dann fallen einem klischeemäßig das P1...
Monot:...das P1 gibt es noch? Also ich war da jetzt sicher schon zehn oder 15 Jahre nicht mehr.
Es fallen einem jedenfalls das P1 und das Schumann's ein. Aber vielleicht gibt es die ganze Schickeria ja auch nicht mehr.
Monot: Man sagt ja, dass München in den vergangenen zehn Jahren sehr viel erträglicher geworden ist, weil ein Großteil der Schickeria nach Berlin-Mitte abgewandert ist. Aber die Schickeria gibt es bestimmt noch, die gehört ja auch zu München.
Aber eine Gesellschaft wie in der Helmut-Dietl-Filmen gibt es nicht mehr, oder?
Monot: Dafür bin ich zu wenig Münchner. Das Dietl-München habe ich so nie kennengelernt. Aber eine Stadt besteht ja nunmal aus Klischees. Dem Wort haftet so etwas Negatives an, aber eigentlich ist ein Klischee ja etwas Gutes, etwas Vertrautes. Das sind verlässliche Werte.
Hin und hergerissen zwischen Welt und Dorf
Wenn Sie einen Film über München machen müssten, welches Klischee wäre dann drin?
Monot: Was ich ganz spannend finde, ist diese Hin- und Hergerissenheit zwischen Welt und Dorf. Da sind Königtum...Kaisertum...riesige Alleen. Dabei ist München eigentlich eine ganz kleine Stadt.
Sie würden also auf der Maximilianstraße oder der Ludwigstraße drehen?
Monot: Vermutlich. Und was ich auch toll finde, ist diese Gemütlichkeit. Die Stadt hat so eine Wärme, die einen jedoch nicht dazu verleitet, dass man ruhig wird, dafür ist die Stadt einfach viel zu teuer. Man muss seinen Arsch hochkriegen und was machen. Im Gegensatz zu Berlin: Da kann man sich auch mal treiben lassen.
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