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Münchner Wohnungsmarkt
18.05.2013

Die scheinbar unmögliche Suche

In Ballungszentren ist es schwierig eine Wohnung zu finden. In München ist das Problem besonders groß: Die Preise sind gewaltig, die Angebote oft bescheiden.
Foto: Archivbild: Jens Schierenbeck, dpa

In München ist es schwierig eine Wohnung zu finden. Die Preise sind gewaltig, die Angebote oft bescheiden. Und trotzdem stehen die Bewerber Schlange.

Die Wohnung ist klein. Ein Zimmer mit Bad. Bett, Tisch, Schrank und Küchenzeile, mehr passt nicht rein. Diejenigen, die in den 4. Stock steigen und sie besichtigen, wollen sie unbedingt haben.

Da ist der 35-jährige Uni-Angestellte, der seine Unterlagen gleich dabei hat: die Selbstauskunft, den Personalausweis, Gehaltsnachweise und die Schufa-Angaben. „Das braucht man heute“, sagt er.

Da ist die Berlinerin, die sieben Stunden im Zug saß und nach dem Termin wieder zurückfährt.

Und da ist die Musikerin, die schlechte Karten hat. Nicht nur, weil sie Klarinette spielt und zu Hause üben möchte. Sie ist Freiberuflerin ohne regelmäßiges Einkommen. Die Bürgschaft aus den USA hilft ihr nicht weiter: „Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird“, sagt Silvia Retzlaff, 45, zu ihr.

Innerhalb weniger Stunden erreichen die Immobilienmaklerin in München 50 Anfragen

Zehn Bewerbern zeigt die Immobilienmaklerin an diesem Tag das Apartment am Harras in Sendling. Interessiert waren noch viel mehr. „Nachdem ich die Wohnung ins Netz gestellt habe, stand das Telefon nicht mehr still“, sagt sie. Grund ist der Preis: Die 26 Quadratmeter kosten im Monat 405 Euro kalt. Wirklich günstig ist die Wohnung auch für Münchner Verhältnisse nicht. Aber sie ist klein und damit erschwinglich. Größe hin oder her – mehr wollen oder können sich viele nicht leisten. Innerhalb weniger Stunden erreichten Silvia Retzlaff fast 50 Anfragen. Eingeladen hat sie nur wenige Bewerber. „Ich möchte keine Massenbesichtigungen. Sie sind unmenschlich.“

In der Landeshauptstadt sind sie aber üblich, das weiß die Maklerin. Und zwar dann, wenn eine bezahlbare Wohnung öffentlich mit Besichtigungstermin ausgeschrieben ist. Als die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag vor einiger Zeit ein solches „Schnäppchen“ im beliebten Glockenbachviertel im Angebot hatte, standen etwa 120 Menschen Schlange. Wer in München eine Wohnung sucht, der kennt solche Geschichten. Auch die Musikerin hat das schon erlebt: „Es ist belastend, mit 50 anderen in einer Wohnung zu stehen“, sagt sie.

In München ist der Wohnraum knapp, die Nachfrage steigt aber - und damit auch die Preise

Der Münchner Mietmarkt ist lukrativ, sagen Immobilienhändler. Er ist eine Katastrophe, sagen Mieter. Weil Wohnraum knapp ist und die Nachfrage stetig zunimmt, steigen die Preise. Wohnen ist hier so teuer wie nie zuvor. Das geht aus dem aktuellen Mietspiegel der Stadt hervor. Demnach kostet der Quadratmeter im Durchschnitt bereits 10,13 Euro Nettokaltmiete. Das sind fast neun Prozent mehr als 2007 und 20 Prozent mehr als 2003. München ist die teuerste Großstadt in Deutschland – gefolgt von Stuttgart, Köln, Frankfurt am Main und Hamburg.

Paul Fraunholz kennt solche Zahlen. „Die Lage ist wahnsinnig eng“, sagt der Geschäftsführer der Sparkassen-Immo in München. Dass sich der Wohnungsmarkt so entwickeln würde, sei jedoch vorhersehbar gewesen: „In den letzten zehn Jahren ist zu wenig gebaut worden.“ Und das, obwohl es immer mehr Menschen in die Landeshauptstadt zieht.

 „Die Bevölkerung wächst relativ stark“, bestätigt Christian Piesch vom Planungsreferat. München ist attraktiv – als Wirtschaftsstandort, aber auch was das Freizeitangebot im Umland angeht. Außerdem mache sich die Schuldenkrise bemerkbar, sagt Piesch: „In den letzten ein bis zwei Jahren hatten wir verstärkt Zuwanderer aus Spanien, Griechenland und Portugal.“

Um Mietsteigerungen moderat zu halten, sollten möglichst 7000 Wohnungen neu entstehen

In dieser Grundstimmung schürte jüngst der Verkauf der bayerischen Wohnungsbaugesellschaft GBW an das Unternehmen Patrizia zusätzlich die Ängste der Menschen. Mehr als 10.000 bislang vergleichsweise günstige Wohnungen sind in München betroffen. Deren Mieter befürchten nun, dass die Preise deutlich anziehen könnten. Wie viele Wohnungen insgesamt in der Stadt fehlen, lässt sich Piesch zufolge nicht exakt berechnen. „Wir gehen aber davon aus, dass jährlich möglichst 7000 neu entstehen müssen, um die Mietsteigerungen moderat zu halten.“

Eine Zahl, die man 2012 fast erreichen konnte und auch 2013 wieder anstrebt, so der Referent. Insgesamt zählt die Behörde derzeit rund 765.000 Münchner Haushalte.

Für Amine ist das reine Statistik. Geholfen hat sie ihm nicht. „Ich schäme mich dafür, wie ich jetzt lebe“, sagt der 28-Jährige. Seinen Nachnamen möchte er nicht nennen – aus Angst vor Ärger mit seinem Vermieter. Er sitzt auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch und lässt den Blick durchs Zimmer schweifen: ein Bett, ein Schrank, ein Sofa und ein Regal, in dem Töpfe neben Hygieneartikeln und Kartoffeln neben Büchern liegen. Nicht mehr als elf oder zwölf Quadratmeter misst das Zimmer. Ein kleines Bad und eine Küchenzeile im Flur teilt er sich mit fünf anderen. Die Spüle ist verklebt mit Essensresten. „Ich koche fast nie hier“, sagt Amine und verzieht den Mund. 400 Euro zahlt er für sein Zimmer.

Der Vermieter ist in der Machtposition

Der Franzose hat in Dortmund Wirtschaftsinformatik studiert. Im vergangenen Herbst fand er in München einen Job als Programmierer. Er kam zunächst bei seinem Bruder unter und wollte schnell in eine eigene Bleibe ziehen. „Ich habe mir viele Wohnungen angeschaut“, sagt er. Keine davon hat er bekommen: „Das war psychisch belastend.“ Amine begann, an sich zu zweifeln. „Liegt es daran, dass ich Ausländer bin?“ Eine Antwort darauf hat er immer noch nicht. Eine Weile bleibt es still. Nur die Vögel zwitschern hier in Milbertshofen im Norden Münchens. Das Fenster ist offen. Es ist warm geworden.

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Die teuersten Städte 2012

Dann erzählt Amine von den vielen Menschen, die um die günstigsten Wohnungen konkurriert hätten. Eine hohe Miete kann er sich als Berufseinsteiger nicht leisten. „Bei solchen Terminen will sich jeder gut darstellen und überzeugen. Der Vermieter ist in der Machtposition. Das ist ein Kampf.“ Also nahm er das Zimmer, als er es bekam. Es ist aber nur eine Notlösung für Amine, der als Student in Dortmund komfortabler gelebt hat. „Jeden Morgen sage ich mir, du gehst arbeiten für so etwas.“ Amine ist enttäuscht: „Die Stadt ist immer noch mein Traum. Aber der Preis ist hoch.“

Menschen wie er haben es hier schwer, an Wohnungen zu kommen. Das sagt auch Anja Franz vom Mieterverein München. „Sogar die Mittelschicht hat schon Probleme.“ Besonders schlechte Chancen haben ihrer Erfahrung nach Geringverdiener, Alleinerziehende, Sozialhilfeempfänger oder Ausländer. „Luxus geht immer“, sagt sie. Knapp sei bezahlbarer Wohnraum. Den findet man noch im Norden, in Milbertshofen oder im Hasenbergl, aber auch im Westen und Osten der Stadt. Ehemalige Arbeiterviertel wie Sendling wandeln sich: „Sie werden schick.“ Und damit teuer.

In den teuersten Ecken zahlt man auch mal mejr als 20 Euro pro Quadratmeter

Am teuersten wohnt es sich im Lehel, in Alt-Bogenhausen und in Neuhausen-Nymphenburg. „Da zahlt man auch mal über 20 Euro pro Quadratmeter“, sagt Franz. Besonders bei den Neuvermietungen würden die Preise stark angehoben. „Es gibt ja immer Menschen, die das auch zahlen können. Und die meisten Vermieter nutzen das aus.“

Erschwert wird die Suche dadurch, dass die besten Wohnungen gar nicht erst auf den Markt kommen, so Franz. „Die werden meist unter der Hand vergeben.“ Ein Problem seien auch unseriöse Makler, die „zusätzlich Profit herausschlagen wollen“. Wie der Fall jenes Vertreters, der für Aufsehen sorgte, weil er sich die Wohnungsbesichtigung bezahlen lassen wollte. Oft würden zudem indiskrete Fragen gestellt, nach der politischen Gesinnung oder nach einem möglichen Kinderwunsch. „Und wenn man da keine Angaben macht, kommt man nicht einmal in die engere Wahl.“

Angesichts solcher Schwierigkeiten rät Franz dazu, selbst aktiv zu werden, Anzeigen zu schalten oder Zettel aufzuhängen. Alexander Hatzold hat genau das getan. Er hat Gesuche an Laternenmasten geklebt, auf Facebook gepostet und Rundmails geschrieben. „Über Bekannte ging früher eigentlich immer was. In den letzten zwei, drei Jahren hat sich das aber geändert“, sagt der gebürtige Münchner. Er sitzt in einem Schwabinger Café, gleich in der Nähe seiner alten Wohnung, aus der er raus möchte. Während er spricht, beobachtet er die belebte Straße. Hatzold ist Marketingleiter bei einem Zulieferer für Maschinenbau und sucht schon seit Herbst nach etwa 70 Quadratmetern für sich und seine Freundin. Nicht teurer als 1200 Euro warm sollten sie sein. „Keine absurden Wünsche“, wie er findet.

Auf Zeitungsannoncen melden sich weniger Leute

Die Portale im Internet haben ihm nicht weitergeholfen. „Besser sind Zeitungsannoncen, weil sich da weniger Leute darauf melden.“ Zu Massenterminen geht er nicht mehr. „Was soll das bringen?“, fragt der 29-Jährige und erzählt, wie 50 Leute im Treppenhaus stehen, dann „in Zehnerpacks durch die Wohnung geschoben werden und am Ende einen Zettel in die Hand gedrückt bekommen“. Er ärgert sich über Makler, die Angebote aus dem Netz nehmen und kurze Zeit später wieder online stellen – nur dass sie die Miete um 200 Euro angehoben haben. Solche Erlebnisse haben ihn ernüchtert. Doch er sucht weiter und tröstet sich mit Galgenhumor. „Ich bin ja in guter Gesellschaft“, sagt er und spielt auf die tausenden von Menschen an, die wie er auf der Jagd nach einer Wohnung sind.

Eine davon ist die Musikerin. Das Apartment am Harras hat sie nicht bekommen. Ein Physiker mit gutem Gehalt wird hier einziehen. Und auch Amine sucht weiter – nach einer Wohnung, die er nicht mit fünf anderen teilen muss. Wenn er keine findet, dann geht er irgendwann zurück nach Dortmund. Und gibt ihn auf, seinen Traum von München.

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