Ehemann erschießt Mutter vor ihren Kindern
Sie sind auf dem Weg zum Flohmarkt, wollen mit ihrer Mutter ein paar Schnäppchen ergattern. Doch der Ausflug eines Mädchens und ihrer beiden Brüder mit ihrer Mutter findet ein tragisches Ende. Vor den Augen der drei Kinder erschießt der Vater erst die Mutter und dann sich selbst.
Ob der 39-Jährige den Vieren aufgelauert hat, weiß noch niemand. Gegen 7.30 Uhr am Samstagmorgen zielt der Mann in der Schweinfurter Innenstadt mit einer Pistole auf die fünffache Mutter und tötet sie. Zeugen berichten, der Mann habe mehrfach abgedrückt und die 32-Jährige dann mit einem Kopfschuss buchstäblich niedergestreckt, bevor er sich selbst das Leben genommen hat. Die 11 und 14 Jahre alten Söhne und eine Tochter müssen das Grauen mit ansehen. Ihre beiden kleinen Geschwister sind nicht dabei.
"Der Papa schießt die Mama quasi von der Hand. Etwas Schlimmeres gibt es nicht", sagt Polizeisprecher Uwe Hückmann fassungslos. Wie es zu der Bluttat kommen konnte, sei noch unklar. "Die Kinder werden das ihr Leben lang nicht mehr los." Nach den Schüssen laufen die Drei schreiend auseinander, erzählt die Besitzerin eines nahen Gasthauses, die alles aus ihrem Fenster hilflos beobachtet hat. "Ich habe die Schüsse gehört, dann hat ein Kind geschrien." Es sei alles sehr schnell gegangen.
Die Kinder bleiben wie durch ein Wunder - drei bis fünf Schüsse sollen gefallen sein - unverletzt, flüchten in umliegende Geschäfte. Die Mutter liegt tot auf dem Gehweg. "Dann hat er die Pistole nachgezogen", berichtet die Gasthausbesitzerin erschüttert. Wie der Mann sich selbst erschossen hat, habe sie nicht beobachtet. Sie konnte einfach nicht mehr hinsehen. "Ich bin entsetzt, dass so etwas vor der eigenen Haustür passiert - und das bei unserem strengem Waffengesetz. Wie konnte der bloß an eine Waffe kommen?"
Das Mädchen flieht in eine nahe Café-Backstube. "Wir haben gleich Erste Hilfe geleistet", erzählt Besitzer Alexander Bort. Eine Stammkundin, die zufällig im Geschäft zum Kaffee trinken war und Krankenschwester ist, habe sich der Kleinen angenommen. Das Mädchen habe unter Schock gestanden. "Ich bin dann auf der Straße gewesen. Ich habe gesehen, wie er mit der Waffe rumgefuchtelt hat", schildert Bort bestürzt. Drei bis vier Schüsse glaubt der Bäcker gehört zu haben. Dann habe er Polizei und Krankenwagen gerufen.
Die zwei Buben werden in dem Chaos von ihrer Schwester getrennt. Ihr einziger Ausweg scheint der Hinterhof einer Metzgerei zu sein. "Sie sind in den Hof gelaufen", berichtet eine Mitarbeiterin des Ladens. Dann sei auch schon die Polizei gekommen. Sie selbst versuche nun, normal weiter zu arbeiten.
Die Gasthausbesitzerin hingegen weiß nicht, ob sie an diesem Tag noch Gäste empfangen kann. "Mein Restaurant ist jetzt zu, es geht nichts", sagt sie schockiert. "Ich bin einfach nur entsetzt, dass so etwas in der Provinz geschieht." Bisher habe sie sich in der 53 000 Einwohner-Stadt in Unterfranken stets sicher gefühlt.
Ob die Kinder je verkraften werden, dass der eigene Vater ihre Mutter aus dem Leben gerissen hat, ist schwer zu ermessen. "Ich habe früher selbst Opfer betreut", sagt Polizeisprecher Hückmann, der den ganzen Samstagvormittag vor Ort ist. "Das ist der absolute Supergau." Psychiater werden nun versuchen, die traumatischen Erlebnisse mit den Kindern aufzuarbeiten. "Auch Verwandte sind jetzt da, damit die Kinder bekannte Gesichter sehen."
Über die Hintergründe der blutigen Tat liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. "Wir wissen nicht, was der Mann wollte", sagt Hückmann. Das Ehepaar lebte getrennt, die Frau wohnte mit dem Nachwuchs nicht weit vom Tatort entfernt. Berichte, der 39-Jährige habe nach der Trennung in Norddeutschland gelebt, verneint Hückmann. Auch über frühere Streitigkeiten zwischen den Eheleuten sei noch nichts bekannt. Ermittler und Staatsanwaltschaft versuchen nun, die Hintergründe der Bluttat aufzuklären.
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