Eingeladen: Ein Politiker-Essen auf Schloss Elmau wirft Fragen auf
G7-Gipfelhotelier bat Politiker zum Abendessen. Prominente Landtagsabgeordnete ließen sich einladen, obwohl der Landtag über Millionenzuschüsse an das Hotel mitentscheidet.
Das Essen im Luxushotel war offenbar nicht besonders reichhaltig, doch manchem Politiker liegt es nun schwer im Magen. Mehrere Dutzend Abgeordnete aus dem Landtag und andere Politiker haben sich von G7-Gipfel-Hotelier Dietmar Müller-Elmau in die Alpen einladen lassen. Dort erkundeten sie, wie der Schlossherr im Juni Kanzlerin Angela Merkel (CDU), US-Präsident Barack Obama und die mächtigsten Politiker der westlichen Welt beherbergen will.
75 Prozent Rabatt: Politiker übernachten zum Spottpreis in Luxus-Suites
Doch das Essen wirft Fragen auf. Der Hotelbesitzer erhofft vom Freistaat Bayern bis zu drei Millionen Euro für den gipfelbedingten Umbau seines Luxusressorts. Zu der „exklusiven Besichtigung“ mit anschließendem gemeinsamen Abendessen reisten am vergangenen Montag unter anderem Vizepräsident Reinhold Bocklet (CSU), Freie-Wähler-Fraktionschef Hubert Aiwanger, FW-Finanzexperte Bernhard Pohl (Kaufbeuren) sowie mehrere weitere Abgeordnete von CSU und Freien Wählern in das Luxushotel. Ebenfalls präsent waren mehrere Landräte und etwa zwei Dutzend Bürgermeister.
Müller-Elmau bot auch noch die Möglichkeit zur Übernachtung in den Suiten des nagelneuen Elmau „Retreats“ für den Spottpreis von 150 Euro. Dort werden im Juni auch die Staatsgäste schlafen. Im Normaltarif kostet eine Suiten-Übernachtung nach Auskunft des Hotels mindestens 600 Euro. Pro Quadratmeter muss man im alten Hotel mit etwa zehn Euro rechnen, im neuen mit zwölf Euro. Und die Suiten sind bis zu 120 Quadratmeter groß.
Reue: Grüne Abgeordnete ärgert sich, Angebot angenommen zu haben
Kollektiv ausgeschlagen wurden Essen und Übernachtungen von SPD und Grünen. „So etwas geht gar nicht“, sagt Grünen-Finanzpolitiker Thomas Mütze. „Das hat ein G’schmäckle.“
Das scheint die Münchner Bundestagsabgeordnete der Grünen, Doris Wagner, aber nicht gespürt zu haben. Sie war vor Ort, hat gegessen und übernachtet. „Im Nachhinein könnte ich mich selbst dafür in den Hintern beißen“, sagte die Abgeordnete gestern Abend gegenüber unserer Zeitung. Es sei die „reinste Zeitverschwendung“ gewesen – „eine reine PR-Aktion und Selbstbeweihräucherung“. Statt eines Dialogs über die Zukunftschancen der Region habe Müller-Elmau dargestellt, „was für ein toller Hecht er ist“. Die Differenz zum normalen Preis für die Suite will die Grünen-Politikerin bezahlen.
Bei der SPD empfahl die Fraktionsspitze, die Einladung nicht anzunehmen. Bei den Freien Wählern gab es dagegen keine Bedenken. Es sollen noch Fraktionsvize Thorsten Glauber und der Parlamentarische Geschäftsführer Florian Streibl angereist sein. Aufseiten der CSU lehnten zwar einige höflich ab, darunter Fraktionschef Thomas Kreuzer und Peter Winter, der Chef des Haushaltsausschusses – aber nicht alle. Neben Bocklet fuhren nach Elmau noch die CSU-Haushaltspolitiker Harald Kühn, Martin Bachhuber und Georg Winter (Höchstädt, Landkreis Dillingen).
Zu Gast in Elmau: Bloßer Dialog zwischen Wirtschaft und Politik?
Dabei war auch der Innenpolitiker Manfred Ländner. Der polizeipolitische Sprecher und zwei Landtagskollegen nahmen auch das Übernachtungsangebot wahr, verzichten nun aber auf die Ermäßigung. „Nachdem ich in einer Suite übernachtet habe, werde ich das auch voll bezahlen“, sagt Ländner. Und Bocklet sagt am Donnerstag auf Anfrage: „Ich sehe darin keinen Verstoß gegen irgendwelche Regeln.“ Die Abgeordneten wollten sich nach Bocklets Angaben daher informieren, wofür die staatlichen Gelder ausgegeben werden.
Stephan Heller, der für Schloss Elmau die Öffentlichkeitsarbeit macht, hat die Einladungsliste vorgeschlagen und versteht die Aufregung nicht: „Ist es nicht mehr möglich in Bayern, wenn Wirtschaft und Politik in Dialog treten?“ dpa, ioa
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