Die Grünen sind der Gewinner der Landtagswahl in Bayern 2018. Doch es stellt sich die Frage, ob ihr ganz persönliches Märchen mit einem tragischen Ende schließt.
Ausgerechnet. Ausgerechnet die Grünen. Ausgerechnet jene Partei, die von der CSU jahrelang als Schauergestalt, als Kreatur gekreuzt aus langhaarigem Bürgerschreck und Öko-Ideologen bekämpft und belächelt wurde. Ihnen ist es gelungen, am Wahlabend den Schwarzen die Farbe aus dem Gesicht zu zaubern. Viele Menschen, die dem wertkonservativen, christlichen und liberalen Lager der CSU über Jahre die Treue gehalten haben, dürften am Sonntag bei der Bayern-Wahl den Grünen ihre Stimme gegeben haben. Als neue Werte-Partei inszenierten sie sich – und waren damit zumindest glaubwürdiger als die Konkurrenz.
Die Stärke der Grünen resultiert freilich zu großen Teilen aus der Schwäche der anderen. Der Erfolg wuchs nicht nur in Bayern: Politik-Pragmatiker wie der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Grünen-Chef Robert Habeck stehen für den Schwur, dass auch eine zutiefst an eigenen Maximen orientierte Partei das Wohl eines Landes in den Blick nehmen kann.
Und vor allem dabei einen Ton anschlagen kann, der aller politischen Schärfe zum Trotz die Grenzen des Anstands nicht überschreitet. Übersetzt hieß das für viele Wähler: Regierungsverantwortung demonstrieren – aber nicht um jeden Preis. Im Kontrast zum Dauer-Streit der Union war dies eine Strategie, die nun aufgeht.
Die Grünen holen bei der Landtagswahl viele Prozente - aber regieren sie auch?
Und die es den Nachwuchskräften Katharina Schulze und Ludwig Hartmann leichter gemacht hat, in diesem so ungewöhnlichen Wahlkampf Woche für Woche zuzulegen und mit dem Begriff „Volkspartei“ in einem Atemzug genannt zu werden. Der Aufstieg der Grünen muss daher die SPD fast noch mehr schmerzen als die CSU. Denn über kurz oder lang könnten sie die Sozialdemokraten dauerhaft als stärkste linke Kraft ablösen. Der Weg dahin ist seit Sonntag bereitet.
Für die Grünen wird sich nun die Frage stellen, ob ihr ganz persönliches Märchen mit einem tragischen Ende schließt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Partei in Schönheit stirbt, ist hoch. So oder so. So sehr schwarz-grün für das bayerische Lebensgefühl stehen mag, so groß sind die Differenzen zwischen den Parteien. Verweigern sich die Grünen einer Koalition, bleiben sie auf der harten Oppositionsbank und können sich nur an einem Blick auf den Abend des 14. Oktober laben. Gehen sie eine Koalition ein, besteht die Gefahr, dass sie in Koalitionsverhandlungen zu viele ihrer Werte verraten. Und dann werden die Grünen tatsächlich die neuen Sozialdemokraten: Gescheitert am eigenen Pragmatismus.
Mehr zur Landtagswahl 2018:
- Neuigkeiten zur Landtagswahl in Bayern lesen Sie in unserem News-Blog.
- Das Ergebnis und Hochrechnungen für ganz Bayern finden Sie hier, sobald sie vorliegen.
- Hier geben wir eine Übersicht über die Wahlsendungen am 14. Oktober.
- Alle Stimmkreis-Ergebnisse für den Wahlkreis Schwaben finden Sie hier.
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Das Grüne Märchen ist Realität. Es steht bereits in den Büchern und kann dort dauerhaft bestaunt werden.
Was jetzt folgt ist politische Arbeit. Daran wird sich auch die Grüne Zukunft in Bayern ausrichten müssen. Die Illusion, aus dem heutigen fulminanten Ergebnis einen Automatismus in Richtung Regierungs-Wolke zu lesen, ist vorhanden.
Nein, da ist es bereits hilfreich, dass der reduzierte Söder sich längst den anderen Partner ausgewählt hat: die FW.
Damit entfällt jegliche Peinlichkeit für die Grünen, sich eventuellen Verlockungen Söderscher Art hingeben zu müssen. Sie können ihre Oppositionsarbeit im Landtag auf Grüner Basis überzeugend starten.
Die Sozialdemokraten waren gescheitert an dem Ego zweier politischer Alpha-Tiere. Einmal der Kanzler der Bosse und dann der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Alpha-Tier Nummer 1 hatte damals vom Vorsitzenden der SPD und seiner 1 Million Mitglieder verlangt, seine Gesellschaftspolitik ins Gegenteil umzukehren.
Das konnte Alpha-Tier Nummer 2 natürlich nicht. Der damalige Sieger, den Vorsitzenden der SPD zur Lachnummer degradierend, entkernte dann die SPD und darf sich stolz als dauerhafte Absturzursache sozialdemokratischer Politik bezeichnen.
Ich empfehle dazu den Song von Bob Dylan: The Times they are a Changin. Unbedingt in der Fassung vom großartigen Burl Ives.
https://www.youtube.com/watch?v=ExWhJ8rePqY
Warum steht schwarz-grün so sehr für das bayerische Lebensgefühl? Es hat sich nicht wirklich viel verändert. 2/3 konservativ, 1/3 rot grün. Sorgen machen die Zunahme der Rechts- wie auch Linksradikalen.
rot-rot-grün hat nicht massenhaft Stimmen von der CSU erhalten, wie uns linksgrüne Journalisten monatelang Glauben machen wollte.
rot-rot-grün erreicht die üblichen 30% in Bayern, die in dieser Größenordnung schon immer erzielt wurden.
Bayern bleibt Bayern - auch mit etwas weniger CSU!