Erfolgreicher Entzug auf der Wiesn
2010 wurden Zigaretten aus Wiesn-Zelten verbannt. Heute stört das niemanden mehr.
Am Anfang steht die Frage, ob das überhaupt etwas zum Rauchen ist, so eine Zigarre mit Vanillegeschmack. Patrick hat da so seine Zweifel. Er und sein Kumpel Christian rauchen beide gerne: normalerweise Zigaretten. Auf der Wiesn jedoch gerne auch mal einen Zigarillo oder eben eine Zigarre. Aber diese „Independence Xtreme Vanilla“, findet Patrick, das könne man doch nicht wirklich was zum Rauchen nennen.
Patrick und Christian sitzen mit ein paar Arbeitskollegen im Biergarten vor dem Hackerzelt. „Als Raucher kommt man sich mittlerweile regelrecht diskriminiert vor“, sagt Christian. Denn Vanillegeschmack hin oder her: Mit dem Glimmstängel im Mund käme er seit 2010 selbst auf dem Oktoberfest in kein Zelt mehr rein. Dabei sei das Rauchen doch schon immer ein Teil bayerischer Gemütlichkeit gewesen, sagt er und zieht an seiner Zigarre.
Am anderen Ende des Tisches schaltet sich jetzt Markus ein, wie die anderen um die 30 und ein hundertprozentiger Nichtraucher, wie er sagt. Vor ihm steht eine frische Maß. Die Gruppe sitzt schon seit 10 Uhr zusammen, deshalb soll es die letzte des Tages sein. Doch Markus hat keine Lust mehr auf Bier. Er schiebt den Maßkrug von sich und sagt: „Eigentlich sollte das Rauchen noch teurer sein: Tabaksteuer rauf und dafür Benzinpreise runter.“ Das Rauchverbot jedenfalls, sagt er, sei für ihn ein Gewinn gewesen. „Wo geraucht wurde, bin ich nicht hingegangen.“
Mit der Zigarette nach draußen
Ein paar Meter weiter geht es durch einen Seiteneingang ins Zelt hinein. Es ist früher Nachmittag, die Band spielt gerade das Kufsteinlied und immer wieder bahnen sich Leute mit einer Zigarette in der Hand den Weg nach draußen. Darunter auch Sebastian, ein junger Mann mit grober Strickjacke und Lederhose.
Vor dem Zelt angekommen, zündet sich Sebastian erst einmal die Zigarette an. „Hier ist es mir wurscht“, sagt er dann. Das ständige Rein und Raus störe ihn im Bierzelt nicht. Schlimmer sei es in den Kneipen und Bars, in denen man früher unbehelligt rauchen konnte. Aber auf der Wiesn: Man rieche halt jetzt den Schweiß und alles Mögliche, sagt er. „Aber schon klar: Wo gegessen wird, stört Zigarettenqualm einfach.“
Während Sebastian zu Ende raucht, rückt schon der Putztrupp an. Blau gewandete Männer kehren die Kippen vor dem Eingang zusammen. Und obwohl wirklich viele Besen im Einsatz sind, kommen die Männer mit der Arbeit kaum nach. Kaum sauber gemacht, liegen vor jedem Eingang gleich wieder die Zigarettenstummel.
Fast alle Zelte auf dem Oktoberfest haben einen Raucherbereich – das Hackerzelt jedoch nicht. „Den mussten wir gleich am zweiten Tag zumachen“, sagt Festwirtin Christl Roiderer.
Kein Ärger mit den Rauchern
Roiderer steht im Wiesn-Büro des Zelts und stützt sich auf den Verkaufstresen. Das Gedränge im Raucherbereich sei einfach zu groß gewesen, erzählt sie. Aus Sicherheitsgründen habe man diesen dann geschlossen. Nun müssten die Männer in den blauen Anzügen eben öfter ihre Runden drehen. Ärger habe es mit den Rauchern aber noch nicht gegeben. Vor drei Jahren, da habe man die Leute noch erziehen müssen, sagt sie. Und natürlich probiere es der ein oder andere auch heute noch, sich im Zelt eine Zigarette anzustecken. „Aber an einem Abend kann man die eigentlich an einer Hand abzählen“, sagt Roiderer.
Die Wiesn-Bedienungen bestätigen das. Ärger hätte es bislang keinen gegeben, sagt eine, während sie in der Schlange vor der Schenke wartet. Als Servicekräfte seien sie angewiesen, auf die Einhaltung des Rauchverbotes zu achten. Aber dass einer mal unentdeckt bleibt, das könne man bei 6000 Leuten im Zelt natürlich nicht ausschließen.
Im Biergarten vor dem Zelt haben Patrick und Christian indes ihre Zigarren fertig geraucht. Vergangenes Jahr habe er sich auch mal drinnen eine angezündet, versteckt unterm Tisch, sagt Patrick. „Ist ja kein Geheimnis, dass man das ab und zu macht.“ Nur auf eines legt er wert: dass es keine mit Vanillegeschmack war.
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