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Bayreuther Festspiele 2016
27.07.2016

Eröffnung mit Parsifal: Allenfalls theatralisches Mittelmaß

In der Umsetzung des Parsifal steckt zu viel detailverliebte Illustration.
Foto: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath/dpa

Die Eröffnung mit „Parsifal“ gründet auf folgenreichen Gedanken: Weg mit dem Gral und allem Ritus! Der Star der Aufführung singt nicht die Titelrolle.

A weng kurios, um mal ins Fränkische zu verfallen, a weng kurios wirkt der erste Auftritt Parsifals im dritten Aufzug ja schon: Da sind die Bayreuther Festspiele 2016 so gut bewacht, so scharf kontrolliert wie seit RAF- und Nazizeiten nicht mehr, da dürfen keine Fahrräder auf den Grünen Hügel und kein Sitzkissen mit in den Saal, aber dann stiefelt dieser Parsifal auf die Bühne, schwarz gewandet, schwarz vermummt, mit Patronen-Weste und Schnellfeuergewehr – und jeder denkt in diesem Moment nur zwei Buchstaben: IS.

In diesem Moment ist das Publikum freilich schon seit knapp drei Stunden auf die islamistische Spur gesetzt: Ein bisschen von Richard Wagner selbst, viel mehr aber noch vom Regisseur dieser Neuproduktion zum Festspielstart. 17 Minuten der Aufführung waren verstrichen, Hartmut Haenchen hatte als Einspringer am Pult das Vorspiel zügig durchmessen, da fiel diesbezüglich das erste Verortungsstichwort: „Arabia“. Hier hat Kundry heilsamen Balsam gefunden. Und hier siedelt auch Uwe Eric Laufenberg seine Inszenierung an – in irgendeiner islamistisch bedrängten, militärisch geschützten christlichen Ordensgemeinschaft, Anfang des 21. Jahrhunderts: Syrien, Irak, vielleicht auch Nordafrika. Kreuzförmiger Kuppelbau, vier Apsiden (Bühne: Gisbert Jäkel).

Leicht provokante Szene im Parsifal

Es wirken die Brüder einerseits fundamentalistisch-warmherzig gegenüber Flüchtlingen, die in der Vierung schlafen dürfen – andererseits fundamental-streng im Ritus: Regelmäßig wird Abt Amfortas gegen seinen Willen und seine mitleiderregenden Bitten gezwungen, das Blut seiner nicht heilenden, weil qualvoll immer wieder neu aufgerissenen Seitenwunde zur Eucharistiefeier der Klostergemeinschaft zu spenden. Titurel, der Vater, will es so, Amfortas, der Sohn, funktioniert: ein dornengekrönter Stellvertreter Jesu auf Erden. Die leicht provokante Szene in halber Kirchenruine rührt an – und bleibt das erste und letzte starke Bild dieser stark heterogenen Aufführung.

Des Ordens Widersacher, Klingsor, ist ein Muslim wider Willen, ein Sultan, der sich darauf spezialisiert hat, Kirchenschätze wie Kruzifixe und heiligen Speer zu sammeln. Ein Trophäenjäger und Kunsträuber. Trotz seiner Entmannung, trotz seines Eunuchentums, ist er auch Boss eines Harems, der erst im Trauer-Tschador steckt, dann zur Hamam-Verführung Parsifals im Bauchtanzkostüm, schließlich, da sich die Lage zwischen Klingsor und Parsifal zuspitzt, in der Burka (Kostüme: Jessica Karge). Wirkt die Hamam-Szene bieder bis albern, dann die Burka-Verwandlung entschieden aufgesetzt. Aber Parsifal – auch er einer, der das Kostüm gern wechselt (Flüchtling mit Armbrust/hochgerüsteter Soldat einer Einsatztruppe/Terrorist/Abt im schwarzen Anzug) – erringt den heiligen Speer dennoch wie vorgesehen – und zerbricht ihn umgehend. Ein Sakrileg, das erst im Finale aufgelöst werden wird.

Zuvor indessen erreicht dieser Parsifal noch Betulichkeits-, ja Kitsch-Status. Dass da in der Verwandlungsmusik des dritten Aufzugs per Filmanimation die Gesichter der „Sterbenden“ dieser Vorstellung (Kundry, Titurel) plus Richard Wagner eingeblendet werden, mag man hinnehmen können. Aber dass der Karfreitagszauber, da die Natur erblüht, in einem strotzenden Regenwald mit tändelnd sich bespritzenden jungen Wie-Gott-sie-schuf-Damen stattfindet, dies bleibt dann – zumal im Kontext der erzählten Story – süßlich-sentimentale Scheinkunst. Oder eben Religionskitsch. Unheilige Einfalt!

Worauf schließlich alles hinaus- läuft? In den Sarg Titurels, der unter Kirchenmauertrümmern und Flüchtlingsgepäck letztlich allein steht auf großer Bühne, kommen gleich mit hinein: heiliger Speer, Gral und anderes liturgisches Gerät. Parsifal hat’s angeordnet. Braucht keiner mehr. Unter die Erde damit! Soll heißen: Ethik löse allen erstarrten Religionskult ab. Auch eine mögliche Form wagnerianischer Erlösung. Das Programmheft zur Aufführung wird im Leitspruch auf der ersten Seite noch deutlicher. Dort ist der Dalai Lama zitiert: „Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religion mehr hätten.“

Bayreuther Interpretation eigentlich mit klugen Ideen

Nur: Die bedenkenswerten bis klugen Ideen, auf denen diese Bayreuther Interpretation gründet, die sind das eine. Die theatralisch überzeugende Umsetzung aber, die ist das andere. Es steckt hier einerseits zu viel detailverliebte Illustration, zu viel aktueller Realismus drin, andererseits zu viel Trimmen auf Zuspitzung. Man guckt sich das alles mit Interesse an, auch weil man wissen will, ob’s aufgeht. Aber sublimes Theater bzw. zeichenhafte Überhöhung, sie schauen anders aus. Ist das Publikum durch den Regisseurswechsel von Meese zu Laufenberg gleichzeitig vom Regen in die Traufe gekommen? Über allem, noch über der Kuppel der Kirche, sitzt ein unerlöster schwarzer Mann. Er scheint sich gedankenschwer abzuwenden. Wen die Puppe darstellen soll, wird bewusst offen gelassen. Gott? Schopenhauer? Thielemann? Im Grunde bleibt es auch wurscht.

Wie so oft im Falle abbildhaften Musiktheaters haben Solisten, Orchester und Chor etwas entgegenzusetzen. In Bayreuth tut das vor allem Hartmut Haenchen. Er braucht für seine „Parsifal“-Wiedergabe rekordverdächtig keine vier Stunden reine Spielzeit, regt aber gleichwohl das Festspiel-Orchester im Sinne der Deutlichkeit an, sorgsam zu artikulieren. Erst recht in Relation gesetzt zu seiner Probenzeit ein Phänomen. Ob er es im Laufe des August auch noch hinbekommt, über das Zusammenhalten hinaus mit dem Bühnenablauf zu „atmen“? Man wünscht es ihm.

Der Star des Abends aber ist der Gurnemanz des Georg Zeppenfeld, der über die Kardinaltugenden eines Basses gebietet: Prononcierung, Resonanz, Schwärze. Er wurde verständlicherweise noch mehr gefeiert als die sich im zweiten Aufzug expressiv bis verführerisch verströmende Kundry der Elena Pankratova, ja mehr auch noch als der Parsifal von Klaus Florian Vogt mit seinem lyrisch entrückten, mühelos „sakralen“ Tenor, der dunkler und weicher tönt als der seines sensationellen Lohengrin. Bleiben der traditionell klangmächtige Festspielchor zu rühmen und Ryan McKinny als schmerzensreich-ausdrucksstarker Amfortas sowie Gerd Grochowski als harscher Klingsor zu empfehlen. Ovationen.

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