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Interview
13.02.2017

"Es geht noch was im Alter"

Gemeinschaftliches Leben im Alter hat viele Vorteile - auch, um gemeinsam Geburtstag zu feiern.
Foto: imago

Das Leben ist auch im Alter lebenswert - davon ist der Ex-Politiker Henning Scherf, 78, überzeugt. Ein Gespräch über unnötige Ängste, "fragwürdige" Pflegeheime und das Sterben.

Guten Morgen, Herr Scherf, wir müssen am frühen Vormittag über ernste Themen sprechen, über Sterben, Tod und Alter.

Henning Scherf: Ja, lassen Sie mich aber noch kurz in die Küche gehen. Ich sitze hier gerade bei einem wunderbaren Geburtstagsfrühstück in unserer Wohngemeinschaft. Es wird der 79. gefeiert. Mit den leckersten Sachen – gegrillten Tomaten, Rührei, einem leckeren Obstsalat ... Jetzt können wir sprechen.

Herr Scherf, Ihr jüngstes Buch heißt „Das letzte Tabu – Über das Sterben reden und den Abschied leben lernen.“ Sie selbst sind 78. Haben Sie Angst vor dem Sterben?

Scherf: Je intensiver ich mich mit dem Thema beschäftige, umso weniger Angst habe ich. Je älter man wird, umso näher rückt ja das Thema heran. Und gerade in letzter Zeit sind einige unserer Freunde gestorben. Auch einer unserer Mitbewohner, ein Priester. Das sind große Einschnitte. Wir trauern immer noch.

Der Ex-Politiker Henning Scherf hat ein Buch geschrieben: „Das letzte Tabu – Über das Sterben reden und den Abschied leben lernen.“
Foto: Carmen Jaspersen, dpa

Aber ist die Angst nicht auch berechtigt? Schließlich schwinden die körperlichen und geistigen Kräfte, viele siechen einsam dahin ...

Scherf: Da muss ich Ihnen widersprechen. Die Mehrheit der Senioren siecht heute nicht dahin. Einsam sind viele, das stimmt. Aber wir beobachten, dass viele Hochbetagte erstaunlich fit und bis ins hohe Alter mobil sind. Das überrascht mich immer wieder selbst. Das hat mit der psychischen Widerstandsfähigkeit, der Resilienz zu tun, die alte Menschen entwickeln. Man kann körperliche Einschränkungen aufgrund seiner Lebenserfahrung oft gut kompensieren. Dies ist auch eine wichtige Botschaft für alle, die so große Angst vor dem Alter haben.

Und das Problem der Einsamkeit.

Scherf: Dagegen kann man doch etwas tun! Wir wissen aus Studien, dass über 50 Prozent der Senioren sich ehrenamtlich engagieren möchten. Das ist doch erstaunlich und eine wunderbare Basis. Ich muss mich eben in meinem Stadtteil, in meinem Dorf umschauen, wo es Anlaufstellen gibt, wo ich mitmachen kann. Ich engagiere mich auch seit Jahren an einer Grundschule und lese dort vor. Wir sind ein Team von über 30 Leuten. Der Umgang mit Kindern tut so gut im Alter, da muss ich nicht einsam zu Hause sitzen.

Viele scheinen aber Bedenken zu haben, sich Neuem zu öffnen. Auch wenn der Partner stirbt, die Kinder längst aus dem Haus sind, bleiben sie in ihren Häusern so lange wie möglich sitzen, nicht selten allein.

Scherf: Dass man so lange wie möglich zu Hause bleiben will, ist nachvollziehbar. Nur kenne ich Beispiele – und das sind oft vermögende Menschen –, die leben in riesigen Häusern mit Park. Sie bewohnen aber nur noch einen Bruchteil ihres Anwesens. Sie fühlen sich einsam und haben ungeheure Angst vor Einbrechern. Reichtum kann sehr belastend sein. Ihnen sage ich immer: Holt euch doch Leute in eure Häuser. Ihr seid doch keine Museumswärter. Es ist doch euer Leben. Ihr wollt es doch leben. Dann bekommt ihr auch Hilfe, dann seid ihr nicht mehr allein. Mit solchen Menschen muss man reden, sie überzeugen, ihnen die vielen Möglichkeiten aufzeigen, die es gibt.

Es gibt Alternativen zum Pflegeheim

Die größte Angst haben viele Menschen vor dem Pflegeheim. Die wenigsten wollen dort im Alter sein.

Scherf: Deswegen plädiere ich ja so sehr für Alternativen. Für gemeinschaftliches Wohnen zum Beispiel. Wir haben schon jetzt einen eklatanten Mangel an Pflegekräften. Auf Dauer sind mit Blick auf die steigende Zahl älterer, pflegebedürftiger Senioren Pflegeheime weder zu organisieren noch zu finanzieren. Die traditionellen Pflegeheime sind auch eine fragwürdige Art der Unterbringung. Daher ist es so wichtig, dass Neues entsteht.

Aber Senioren-Wohngemeinschaften sind immer noch die Ausnahme.

Scherf: Auch da muss ich Ihnen widersprechen. Wir erleben einen regelrechten Flächenbrand. Senioren-Wohngemeinschaften sprießen wie Pilze aus dem Boden – überall, in den Städten, auf dem Land, auch in Bayern. Das ist unglaublich, was sich hier tut! Bundesweit zählen wir etwa 30.000, und ich schätze, das ist nur ein kleiner Ausschnitt.

Aber ist diese Wohnform nicht eher etwas für rüstigere Senioren?

Scherf: Aber nein. Auch Pflege-Wohngemeinschaften entstehen immer häufiger. Das macht ja auch Sinn. Gerade mit Blick auf den Pflegenotstand ist es doch viel besser, wenn sich mehrere pflegebedürftige Menschen zusammentun und sich eine Pflegekraft teilen.

Wie gut und wie selbstständig ich im Alter lebe, ist aber auch eine Frage des Geldes.

Scherf: Das stimmt nicht. Ich kenne Wohngemeinschaften, in denen sich ganz bewusst Sozialhilfeempfänger zusammengetan haben, weil es gemeinsam eben besser geht. Es lässt sich auch besser wirtschaften. Davon abgesehen ist diese Wohnform auch für jüngere Menschen mit wenig Geld hilfreich: Ich habe Wohngemeinschaften von alleinerziehenden Müttern kennengelernt, die aufgrund ihrer Solidarität wieder viel motivierter am Leben teilhaben. Das gemeinsame Wohnen schweißt zusammen und stärkt. Und schauen Sie sich München an: In dieser Stadt können Menschen, wenn sie keine Millionäre sind, doch nur noch wohnen, wenn sie sich zusammentun. Das gemeinsame Wohnen ist die Zukunft.

Und wie finde ich Gleichgesinnte?

Scherf: Indem ich mir so früh wie möglich ein Netz stricke. Ein Netz mit Menschen, die ich gut kenne, denen ich vertraue, mit denen ich vielleicht etwas unternehme, die ich eventuell bekochen kann oder die mir etwas zu essen machen, bei denen ich auch einmal übernachten kann. Das sind oft gute Nachbarschaften, die sich entwickeln. Wichtig ist es, dass ich mir so ein Netz stricke und nicht abwarte, bis jemand kommt. Und am besten ist es natürlich, wenn sich Alt und Jung zusammen tun. Dann sind die Themen vielseitiger, über die man sich austauscht, und es entstehen auch ganz neue Ideen und Initiativen.

Einsam sein im Alter? Das muss nicht sein, sagt der Ex-Politiker Henning Scherf.
Foto: Matthias Hiekel, dpa (Symbolbild)

Sie wollen die Netzwerke vor Ort stärken. Für viele Senioren ist es aber auch nach wie vor ein Traum, den Lebensabend im Süden zu verbringen.

Scherf: Das halte ich für eine Sackgasse. Da machen sich viele etwas vor und sitzen dann auf Mallorca, können kein Spanisch, harren in der Sonne aus, die ihnen gar nicht gut- tut, und sehnen sich nach deutschem Fernsehen. Nein, nach Mallorca kann ich in den Urlaub fahren. Im Alter sollte ich mich in meinem Umfeld einbringen können, aktiv sein, das hält fit.

Sie sprechen gerne von den schönen Seiten des Alters. Warum haben so viele Menschen Angst vor dem Alter, vor dem Sterben?

Scherf: Das hat viele Gründe. Zum einen war es früher in den Familien üblich, dass man die alten Menschen beim Sterben begleitet hat. Meine Großmutter ist zum Beispiel auch im Kreise ihrer Enkel gestorben, für die sie über Jahre gesorgt hat. Das kennen viele gar nicht mehr. Sterben ist damit für viele weit weg. Dann spielen aber auch die Medien keine gute Rolle: Sie suggerieren immer den fitten, jugendlich gebliebenen, wohlhabenden Senior. Das ist aber zu einseitig. Andere erstrebenswerte Altersbiografien werden damit verdrängt. Und das ist schade. Das Alter hält so viele Chancen bereit. Man muss aber neugierig bleiben. Dann entdeckt man immer etwas. Das sieht man im Übrigen auch bei Demenzkranken. Oft gelingt es doch noch beim gemeinsamen Singen oder Malen, etwas Spannendes zu erleben. Glauben Sie mir: Es geht noch was im Alter.

Über Henning Scherf:

Henning Scherf lebt zusammen mit seiner Frau Luise seit rund 30 Jahren in einer Hausgemeinschaft mit insgesamt zehn Menschen in Bremen. In der Freien Hansestadt war der SPD-Politiker auch lange Jahre Präsident des Senats und Bürgermeister.

Am Dienstag, 14. Februar, hält Scherf um 18.30 Uhr im Augsburger Rathaus einen Vortrag zum Thema: „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“. Der Eintritt ist frei, allerdings ist eine Anmeldung per Mail an sozialplanung@augsburg.de oder per Telefon unter (0821)324-4333 erforderlich.

 

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