Flüchtlingsrat kritisiert das bayerische "Lagersystem"
Asylbewerber protestieren gegen überfüllte Unterkünfte. Am Wochenende sind Demonstrationen in acht bayerischen Städten geplant.
In den 130 Flüchtlingslagern in Bayern herrsche drangvolle Enge, kritisierte Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat am Freitag in München. Mit einer zweiwöchigen Aktion wollen der Flüchtlingsrat und Asylbewerber gegen die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften protestieren. Von diesem Wochenende an bis zum 26. Mai soll es in acht bayerischen Städten Veranstaltungen und Demos geben: Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Landshut, München, Passau, Regensburg und Würzburg.
Bayerisches "Lagersystem" gerät aus den Fugen
Wegen der auf niedrigem Niveau gestiegenen Zahl von neu ankommenden Flüchtlingen gerate das bayerische "Lagersystem" völlig aus den Fugen. Die Erstaufnahmeeinrichtungen in München und Zirndorf seien hoffnungslos überbelegt, beklagte der Flüchtlingsrat. Auch SPD und Grüne im Landtag hatten schon Abhilfe verlangt.
8700 neue Asylbewerber in Bayern erwartet
Die Aufnahme neu ankommender Asylbewerber stellt die bayerischen Behörden vor Schwierigkeiten: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erwartet in diesem Jahr bis zu 8700 neue Asylbewerber in Bayern - etwa 1700 mehr als im vergangenen Jahr. Deswegen sollen neue Gemeinschaftsunterkünfte mit 1300 zusätzlichen Plätzen entstehen. Wo diese gebaut werden, ist Sache der Bezirksregierungen und beteiligten Kreise und Gemeinden. Die Zahlen liegen aber immer noch weit unter dem Höchststand in den 90er Jahren. Allein 1993 waren über 46.000 Asylbewerber nach Bayern gekommen.
Flüchtlingsrat ist gegen Gemeinschaftsunterkünfte
Thal kritisierte, das System der Zwangsunterbringung in Gemeinschaftsunterkünften sei so unflexibel, dass die Behörden nun große Mühe hätten, neu angekommende Asylbewerber unterzubringen. "Wir halten die ganze Lagerpolitik für falsch. Kaum jemand will sein Gebäude für so etwas vermieten." Asylbewerber könne man in normalen Wohnungen besser und einfacher unterbringen. dpa/AZ
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