Freistaat zahlte staatliche Fördermittel für eine Porno-Firma
Mit einem Förderprogramm unterstützt der Freistaat innovative Firmen. Nun wurde bekannt: Auch ein Unternehmen, das Pornos vertreibt, erhielt Steuergelder. Ein pikanter Fall für das Wirtschaftsministerium.
Dass er mit seinem Antrag auf staatliche Fördermittel für sein pikantes Geschäftsmodell Erfolg haben würde, dachte der Unternehmer Jan Jakob selber nicht. „Wir haben es halt mal versucht“, sagte der Bayreuther Gründer einer Internethandels-Plattform für gebrauchte Porno-DVD-Filme dem Bayerischen Rundfunk. Doch die „Bayern Innovativ GmbH“, die im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums jährlich in Millionenhöhe innovative Firmen fördert, zeigte sich überraschend aufgeschlossen.
„Uns wurde dann gesagt, aufgrund der Gleichbehandlung dürfen die keinen Bereich ausschließen“, berichtet der junge Geschäftsmann, „es ist ja alles legal“. Aufgedeckt hat den Fall nun eine BR-Radio-Reporterin. Ihren Recherchen zufolge, erhielt der Gebraucht-Porno-Händler für seine „erste Ankaufplattform nur für Hardcore-Erotikfilme ab 18“ aus Steuergeldern Zuschüsse in fünfstelliger Höhe. Jakob freue sich seitdem über ein brummendes Geschäft.
„Porno-Plattformen gehören überhaupt nicht staatlich gefördert“
Das Wirtschaftsministerium bestätigte den Fall: „Die Innovation im vorliegenden Fall ermöglicht insbesondere den Vertrieb unter Beachtung aller Jugendschutzauflagen in Deutschland“, heißt es in einer Erklärung aus dem Haus von CSU-Ministerin Ilse Aigner. Der Vorgang ereignete sich noch unter ihrem liberalen Vorgänger Martin Zeil.
Die Opposition wundert sich über die Praxis: „Porno-Plattformen gehören meiner Meinung nach überhaupt nicht staatlich gefördert“, sagt die SPD-Abgeordnete Annette Karl. „Innovationsgutscheine sollen junge Unternehmen stützen und nicht die Verbreitung von Pornografie.“ Sie will nun die Vergabepraxis insgesamt prüfen lassen. pom
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