Fuchsräude breitet sich aus
Im Allgäu leiden die Bestände seit Jahren unter der meist tödlich verlaufenden Hautkrankheit. Haustiere sind laut Experten nur bei direktem Kontakt gefährdet.
Allgäu Vor etwa zehn Jahren breitete sie sich vom Allgäu in Richtung Norden aus und hat mittlerweile große Teile von Schwaben und Oberbayern erfasst: die Fuchsräude. Die von einer winzigen Milbe ausgelöste Hautkrankheit (siehe Infokasten) endet für die befallenen Tiere in der Regel tödlich. Im Durchschnitt sind in der Region nach Angaben der Technischen Universität (TU) München etwa 25 Prozent der Füchse räudig. In einzelnen Gebieten sprechen Jäger wie etwa Ludwig Gschmeißner (Kreisgruppe Füssen) von bis zu 90 Prozent betroffenen Tieren.
Wirklich verlässliche Zahlen über die Verbreitung der Fuchsräude in Bayern gibt es nicht, da die Erkrankung nicht meldepflichtig ist. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2010 ein bayernweites Fuchsräude-Meldekataster eingerichtet, das von Christof Janko, Wildbiologe an der TU München, betreut wird. „Für das Allgäu ist auffällig, dass die Krankheit in den Fuchsbeständen seit Jahren immer präsent ist“, sagt er. Diese Aussage kann Janko treffen, da die Datenlage für das Allgäu – im Gegensatz zu anderen bayerischen Regionen – gut ist. „Das Engagement der Jäger hier ist hoch. Sie melden die erkrankten Tiere und liefern somit einen wichtigen Beitrag zur Forschung“, sagt Janko. Das Ausmaß der erkrankten Fuchspopulation errechnet sich aus dem Anteil der räudigen Tiere an den von den Jägern erlegten Füchsen.
Im Gebiet des Kreisjagdverbands Kempten trat die Fuchsräude nach Daten der TU München beispielsweise erstmals im Jahr 2003 auf. Der Anteil der erkrankten Tiere stieg stetig mit einem Höhepunkt im Jahr 2009, als 35 Prozent der geschossenen Füchse von der Hautkrankheit befallen waren. Das Jahr 2010 markiert einen deutlichen Einbruch: An der Staupe (eine Viruserkrankung) starben viele Füchse. Mithin lag der Anteil der räudigen Füchse im vergangenen Jahr unter 15 Prozent. Die Arbeitsgruppe Wildtiermanagement hat laut Janko herausgefunden, dass die Verlustquote bei Füchsen je nach Gebiet unterschiedlich ist. In neu infizierten Landkreisen liegt sie demnach bei bis zu 80 Prozent. Dagegen sind es im südlichen Allgäu nur 20 bis 30 Prozent Verlust.
„Man sollte das Ganze nicht dramatisieren“
„Die Räude ist ein natürliches Regulativ“, sagt Dr. Franz Götz, Leiter des Veterinäramtes Ostallgäu. Sie tritt besonders dort auf, wo hohe Fuchsdichten herrschen. In Fuchs-populationen mit hohem Befall ist auch die Sterblichkeitsrate hoch. Nach Angaben der TU München ist die Räudemilbe jedoch sehr wirtsspezifisch und somit auf den Fuchs fixiert. Eine ernsthafte Gefährdung für den Menschen und dessen Haustiere bestehe daher nicht. Nur bei einem direkten Kontakt könne die Milbe etwa auf Jagd- oder Haushunde übergehen. „Man sollte das Ganze also nicht dramatisieren“, sagt Veterinär Göz. Er rät Hunde- oder Katzenbesitzern, ihre Tiere stets genau zu beobachten und bei eventuellen Hautveränderungen einen Tierarzt aufzusuchen. Bei Haustieren kann die Krankheit behandelt werden.
Auch Wildbiologe Janko hält das Risiko einer Ansteckung für Hunde oder Katzen im Normalfall für eher gering. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Als etwa in Memmingen die „Stadtfuchspopulation“ stark von der Räude befallen war, gab es auch eine hohe Ansteckungsgefahr für Haushunde. „Denn in der Stadt laufen Füchse ja manchmal nachts durch die Gärten.“
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