Für den Allgäu-Airport geht es um alles oder nichts
Der Allgäu Airport steht am Scheideweg: Ohne zusätzliche finanzielle Hilfe von Unternehmen, Kommunen und Freistaat droht dem Linienverkehr in Memmingen offenbar das Aus.
Für den Allgäu Airport in Memmingen geht es ums Überleben: Stehen Unternehmen, Kommunen und der Freistaat dem drittgrößten Verkehrsflughafen Bayerns in den nächsten Monaten nicht finanziell zur Seite, dann könnten für den Linienflugbetrieb Ende des Jahres die Lichter ausgehen. So drastisch sieht es der frühere Oberallgäuer Landrat Gebhard Kaiser.
Den ersten Schritt sollen nun die am Airport beteiligten Firmen machen: In der Gesellschafterversammlung am Dienstagabend wurde nach Informationen unserer Zeitung über eine Aufstockung der Gesellschafteranteile um vier bis sechs Millionen Euro beraten. „Das Ja der Unternehmer hätte Signalwirkung für alle anderen“, sagt Kaiser. Als weitere Sofortmaßnahme strebt er die Verlängerung eines 1,3-Millionen-Kredites an, den zwei heimische Banken vorläufig bis zur Jahresmitte gewährt haben.
Der CSU-Politiker ist als Airport-Berater maßgeblich an einem tragfähigen Zukunftskonzept für den angeschlagenen Airport beteiligt. Den Flughafen drücken derzeit Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 15 Millionen Euro. Zudem steht der Ausbau der Flug-Infrastruktur an, allem voran die Verbreiterung der Start-und-Lande-Bahn. Kalkulierte Kosten: 15,5 Millionen Euro.
Passagierzahlen waren 2014 erneut rückläufig
Das Vertrackte in Memmingen: Der Flughafen steht im Grundsatz finanziell solide da, ist Kaiser überzeugt. Denn dem Millionendefizit stünden erhebliche Werte gegenüber. Von den etwa 200 Hektar Airport-Terrain würde ein Viertel nicht für den Flugbetrieb gebraucht. „Daraus hat man aber kaum Kapital geschlagen.“
Diese zu 70 Prozent erschlossenen „1-a-Flächen“ will Kaiser möglichst schnell vermarkten, etwa mit Blick auf interkommunale Gewerbegebiete. Sein ehrgeiziges Ziel: Der Airport soll mittelfristig nicht nur seine Bankverbindlichkeiten abschütteln, sondern auch den geplanten Ausbau ohne neue Schulden stemmen. Erfreulich sei, dass der Flugbetrieb mit dem neuen Partner Intersky vielversprechend anlaufe. Die Passagierzahlen für 2014 sehen jedoch trübe aus: Sie sanken laut Airport-Manager Ralf Schmid von 840000 auf etwa 750000. Um schwarze Zahlen zu schreiben, braucht der Airport etwa eine Million Fluggäste.
Eine wichtige Hürde für die Vermarktung ungenutzter Airport-Flächen ist laut Landtagsabgeordnetem Bernhard Pohl (Freie Wähler) gestern gefallen: Innenminister Joachim Herrmann habe auf Pohls Initiative vorzeitig zugesichert, dass der Freistaat einen erheblichen Teil der staatlichen Grundschulden löschen lassen wird, die auf dem Areal lasten. Dadurch könne der Airport mindestens 30 Hektar zügig verwerten.
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