Großbrand zerstört Kulturschätze
8000 Exponate des Deutschen Museums in Ingolstädter Depot betroffen
Die Lagerhalle E3 im Staudinger Gewerbepark hinter dem Ingolstädter Hauptbahnhof sah bis Mittwochabend aus, wie sich das für eine Lagerhalle gehört. Ein großer Nutzbau, drei Stockwerke, blickdichte Fenster. Wer vorbeifuhr, fragte sich eher nicht: Was da drinnen wohl liegt? Hallen wie diese wecken keine Neugierde. Es gibt sie und man vergisst sie, sobald man um die Ecke gebogen ist. Das ist seit dem Donnerstagmorgen mit E3 anders.
Denn in der Nacht zuvor hat es dort einen Großbrand gegeben. Verletzt wurde niemand, aber der Sachschaden geht in die Millionen. Warum? Hinter dieser unscheinbaren Fassade befindet sich ein Depot des Deutschen Museums in München. In E3 lagern auf 6665 Quadratmetern 8000 zum Teil sehr wertvolle Exponate. Darunter auch das Mikroskop des Chemie-Nobelpreisträgers Manfred Eigen. Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang M. Heckl, sagte: „Das ist ein großer Verlust von wertvollem Kulturgut.“ Und Andreas Gundelwein, im Museum zuständig für den Bereich Sammlung, fügte mit Blick auf das wertvolle Mikroskop hinzu: „So etwas ist unersetzlich.“ Wie ein Museumssprecher auf Anfrage erläuterte, habe das Feuer Exponate quer durch alle Sammlungsgebiete des Museums beschädigt: Von der Luftfahrt, über den Landverkehr bis hin zu Textil- und Medizintechnik, von der Nähmaschine bis zum Segelflugzeug. Besonders groß seien die Schäden im Informatikbereich. War das Museum am Vormittag noch von einem „Totalverlust“ ausgegangen, revidierte man am Nachmittag diese Einschätzung. Mitarbeiter hatten da das Depot in Augenschein genommen. Viele der betroffenen Exponate seien aus Metall. Dennoch müsse auch bei diesen natürlich noch geprüft werden, wie sie die große Hitze und den Rauch überstanden hätten. Eines sei aber jetzt schon sicher: Die Restaurierungsarbeiten würden mühsam und teuer. Und ein neues Depot, so sagte der Sprecher weiter, brauche das Museum auch.
E3 ist einsturzgefährdet, teilte die Polizei mit. Was die Suche nach Ursachen für den Brand schwieriger macht. Gegen 22.30 Uhr hatte es am Mittwoch eine Verpuffung gegeben. Danach breitete sich das Feuer aus. Die Kripo ermittelt in alle Richtungen. Die Spezialisten vom Landeskriminalamt unterstützen sie dabei. Die sogenannten „Nachlöscharbeiten“ dauerten noch den ganzen Donnerstag über an.
Auch die angrenzenden Gebäude sind von dem Feuer beschädigt. Das Museum hat neben E3 noch zwei weitere Depots auf 10000 Quadratmetern. Diese seien stark verrußt. Insgesamt heißt es seitens des Museums, dass der materielle Schaden noch nicht exakt abschätzbar sei, mit Sicherheit aber im zweistelligen Millionenbereich liege. Und Andreas Gundelwein fügt hinzu: „Der ideelle Wert dieser Objekte ist ohnehin nicht zu beziffern.“
Von dem Feuer ist nicht nur das Deutsche Museum betroffen. Auch die Stadt Ingolstadt lagert dort in einer benachbarten Lagerhalle Bilder und Objekte des Museums für Konkrete Kunst. Die erste Einschätzung des Kulturreferenten lautete: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Ferner haben auch Firmen Hallen in dem Areal gemietet. Ein Niederlassungsleiter erzählte, dass er nicht mehr in sein Gebäude kann. Auch dieses muss erst der Statiker freigeben.
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