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Tourismus
12.05.2017

Hartes, herzliches Hüttenleben

Hüttensommer? Nun ja, von Sommer ist in diesen Tagen rund um die Otto-Mayr-Hütte in den Tannheimer Bergen wenig zu spüren.
5 Bilder
Hüttensommer? Nun ja, von Sommer ist in diesen Tagen rund um die Otto-Mayr-Hütte in den Tannheimer Bergen wenig zu spüren.
Foto: Ralf Lienert

Petra Wagner und ihr Mann Gerhard sind Weltenwanderer. Im Winter wohnen sie bei Kempten, im Sommer in den Bergen. Wie sie sich auf die Hüttensaison vorbereiten.

Als Gerhard Soyer-Wagner zum ersten Mal in diesem Jahr auf der Otto-Mayr-Hütte das Wasser anstellt, spritzt es in jedem Geschoss irgendwo aus der Leitung. Wasserrohrbruch. Auf 1530 Metern Höhe. Statt die Satellitenanlage auf dem Dach anzubringen, das Blockheizkraftwerk zu starten und das Geländer an der Terrasse anzubringen, sucht er mit seinen Freunden das Leck in der Leitung. Statt die Sitzkissen zu beziehen, die großen Dosen mit den Gewürzen in die Küchenregale zu räumen und die Blumen – kistenweise Elfenspiegel und Hornveilchen – aus den Autos zu holen, wischen die Frauen die Wasserpfützen auf. Das fängt ja gut an.

Sie haben nur noch 24 Stunden Zeit, bis die Holländer kommen – und noch so viel zu tun. Petra Wagner, Chefin auf der Hütte und Gerhards Ehefrau, legt die Stirn in Falten, werkelt aber weiter in der Küche. Hilft ja nichts. Sieben Monate waren Türen und Fensterläden verrammelt und die Wagners mit ihren beiden Töchtern fest in ihr Winterleben in Durach bei Kempten eingebunden. Petra als Vollzeit-Mutter der neunjährigen Mattli und der zwölfjährigen Vreni, Gerhard als Altholzschreiner. Nun beginnt ihr Hüttensommer in den Tannheimer Bergen.

Mit 15 Helfern wird die Otto-Mayr-Hütte in Musau aus dem Winterschlaf erweckt und auf die fünfmonatige Saison vorbereitet. Die gleichen Freunde, die im Oktober geholfen haben, das Haus winterfest zu machen, sind jetzt wieder dabei. Ein aufregender Tag.

"Ohne Blumen und wenn alle Fenster zu sind, sieht die Hütte so traurig aus"

Den Hüttensommer kennt Petra Wagner, seit sie ein kleines Mädchen war. Bis zum Jahr 2000 haben ihre Eltern, Elvi und Ernst, die Kemptner Hütte bei Oberstdorf betrieben. Dann übernahm Schwester Gabi mit ihrer Familie. Jetzt im Frühling beginnt überall in den Alpen wieder die Saison. Die Otto-Mayr-Hütte ist nur eine von 323 Schutzhütten, die zum Deutschen Alpenverein gehören. Eigentümer ist die Sektion Augsburg. DAV-Sprecher Thomas Bucher erzählt, dass der österreichische und Deutsche Alpenverein zwischen 1873 und 1945 zusammengehörten. Viele Häuser sind 100 Jahre und älter und liegen auf österreichischem Boden – auch das der Wagners.

Zurück in den Bergen: Petra Wagner und ihr Mann Gerhard starten am Wochenende auf der Otto-Mayr-Hütte in die Sommersaison.
Foto: Ralf Lienert

Eine Stunde, bevor das Wasser in der Küche, im Keller und im Obergeschoss aus den Leitungen spritzt, hat Gerhard Soyer-Wagner den voll beladenen Geländewagen die schmale Schotterpiste hinaufmanövriert. „Ich geh im Winter nicht hoch“, hat Petra Wagner vom Beifahrersitz aus erzählt. „Ohne Blumen und wenn alle Fenster zu sind, sieht die Hütte so traurig aus.“ Ihr Mann schaut im Winter immer wieder nach dem Rechten. Doch was der Frost angerichtet hat, merken die Pächter immer erst, wenn der Schaden schon da ist.

Gerhard hat am Vortag den Weg, so gut es ging, mit dem Traktor freigeräumt. Der Wagen ist trotzdem auf dem Schnee geschlingert. „Es ist wie ein Umzug, und das zweimal im Jahr“, sagt Petra Wagner. Gleich für den ersten Tag der Saison hat sich eine Gruppe angemeldet. 36 Holländer wollen eine Nacht auf dem Berg verbringen. „Es sind Stammgäste“, sagt die Chefin und lächelt.

An den Samstagen sind die Schlafplätze ausgebucht

Die Wirte der Schutzhütten leben fast ausschließlich von der Gastronomie. Zwar kann man dort in Betten- oder Matratzenlagern auch schlafen, das Geld für die Übernachtungen geht aber an den Alpenverein. Der Pächter erhält nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Wer im Winter von den Gewinnen des Sommers leben will, muss also in der Küche und hinter der Theke ordentlich schuften. Um zu verhindern, dass Gäste ein Bett auf mehreren Hütten reservieren und dann spontan entscheiden, wo sie übernachten, verlangen die Wagners eine Anzahlung. Anders geht es nicht. Trotzdem sind schon jetzt bis Mitte August an allen Samstagen die 75 Schlafplätze ausgebucht.

„Hütten, die an Fernwanderwegen liegen, sind sehr gut besucht“, sagt Thomas Bucher vom Alpenverein. Dort wechseln die Pächter eher selten, oft ist die Pacht schon seit Generationen in der Hand einer Familie. Auf den Hütten wiederum, die abseits gelegen sind, müssten die Wirte besonders kreativ sein, um Bergsportler anzulocken. Dort wechseln auch die Pächter häufiger, für viele steht die harte Arbeit in keinem Verhältnis zum Gewinn.

Im Vordergrund steht noch das Reinigungsgerät, und die Fensterläden sind auch noch verschraubt: die Otto-Mayr-Hütte im Wintermodus.
Foto: Ralf Lienert

Fünf Monate lang arbeiten Petra und Gerhard sieben Tage die Woche. Sie verzichten auf Privatsphäre und Freizeit und lassen ihre Kinder von montags bis freitags in der Obhut von Tante und Großeltern. Wer nach einer Wanderung mit einem kühlen Bier auf der Sonnenterrasse sitzt, das Bergpanorama bewundert und seufzt, wie schön es doch sein muss, hier zu arbeiten, ringt den Wagners nur ein müdes Lächeln ab.

„Es ist ein Knochenjob, es startet ja nicht mit der Saison“, hat Petra Wagner schon kurz nach Ostern am Esstisch der Familie in Durach erzählt, als sie noch das Winterleben lebten. Laptop und Telefon neben sich, den Kalender mit den Buchungen vor sich, die Lesebrille ins brünette Haar geschoben. Ab Februar kommen die Reservierungen per Mail und Telefon. Die Anzahlungen müssen verwaltet werden. Und die ganzen Listen, die die Wagners den Sommer über geschrieben haben, werden abgearbeitet. Petra Wagner kennt das Geschäft von Kindesbeinen an. „Eine Hütte kannst du nur betreiben, wenn die ganze Familie hinter dir steht“, sagt sie. Da ist die Tante, die während der Saison ins Duracher Haus zieht und Vreni und Mattli betreut. Der Opa, der spontan Einkäufe hochfahren kann, wenn etwas ausgeht. Die Freunde, die sich freinehmen, um beim Umzug zu helfen. Jedes Jahr aufs Neue.

Keine Termine, kein Handynetz

Es ist ein anstrengendes Leben. Viele Mitarbeiter geben nach einer Saison auf der Hütte auf. Die Wagners, beide 47 Jahre alt, machen weiter. „Ich kenne es nicht anders“, sagt Petra Wagner. Sie kann anpacken, das zeigen ihre starken Arme. Und sie möchte die Kontrolle behalten, ob in ihrer Küche oder über die Buchungen. Sie braucht immer was zu tun. Trotzdem, sagt der Ehemann, habe man auf der Hütte keinen Alltagsstress. „Du hast keine Termine, kein Handynetz, du bist abgeschnitten von der Außenwelt.“

Seine Frau kocht, er ist für die Bedienung und die Theke zuständig. „Wir verkaufen ja auch Persönlichkeit“, sagt Petra Wagner. Da ist es wichtig, dass der Chef sich selbst um die Gäste kümmert. Vor allem aber macht es Spaß, denn die meisten Besucher sind in Urlaubsstimmung, gut gelaunt und gesprächig.

Der große Moment: Petra Wagner öffnet nach Monaten wieder die Tür zu ihrer Hütte in den Tannheimer Bergen.
Foto: Ralf Lienert

Zwei Wochen später ist es dann so weit. Der Traktor mit Anhänger und die Geländewagen haben den Anstieg zur Hütte geschafft und säumen den Weg zum vorderen Eingang. Endlich sperrt Gerhard Soyer-Wagner die Tür auf. Bis in den Herbst bleibt sie für Ausflügler, Wanderer und Bergsteiger geöffnet. Zeit, um den Moment auszukosten, bleibt keine. Wie auch, drinnen ist es dunkel und eiskalt.

Zum zweiten Zuhause wird die Hütte erst, wenn sie mit Leben gefüllt ist. Die Frauen tragen die Kisten mit Geschirrtüchern und Lappen in die dunkle Stube. Das Surren eines Akkuschraubers verrät, dass einer der Männer sich daran gemacht hat, die verschraubten Fensterläden von außen zu öffnen. Die Clique der Wagners braucht keine Anweisungen. Kaum angekommen, weiß jeder, was zu tun ist.

Die Hütte hat weder Bahn noch Zufahrt

Petra Wagner marschiert in die Küche, die blank polierten Edelstahlflächen sind alle unter Frischhaltefolie verpackt, als wären sie gerade erst geliefert worden. Die Küche ist ihr Reich, hier ist sie die nächsten Monate für die Maultaschen mit Bergkäse oder die Schlutzkrapfen, eine Tiroler Nudel-Spezialität, zuständig. Von der wohligen Wärme einer Küche ist aber noch nichts zu spüren, keine verführerischen Düfte hängen in der Luft. In den vergangenen Monaten ist das Haus komplett ausgekühlt. „Das dauert, bis es warm wird“, sagt Petra Wagner und fängt an, die Folien abzuziehen.

Von nun an fährt Gerhard Soyer-Wagner immer freitags zum Einkaufen. Dann kann er auch gleich Vreni und Mattli in Durach abholen. Andere Hütten haben eine Materialseilbahn, mit der Vorräte oder Werkzeug hochgeschafft werden können. Die etwas kleinere Tannheimer Hütte, die die Wagners vor einigen Jahren bewirtschaftet haben, hatte weder eine Bahn noch eine Zufahrt – für den großen Umzug im Frühling und im Herbst mussten sie einen Hubschrauber mieten. Jetzt kann der Papa die Kinder einfach ins Auto packen und sonntags zurück ins Allgäu fahren.

Denn auch für die Mädchen ziehen die Wagners jeden Sommer auf die Hütte. Wenn die Saison losgeht, fließen zwar schon mal die Abschiedstränen. Aber wenn Mattli und Vreni an den Wochenenden und in den Ferien bei den Eltern auf der Hütte sind, leben sie fast wie Heidi. Umringt von den Gipfeln der Roten Flüh, der Schlicke und des Schartschrofen, von Murmeltieren in den Wiesen und Gämsen an den Hängen. „Langweilig wird ihnen nie“, erzählt ihre Mutter, die während der Schulzeit jeden Abend mit ihnen telefoniert und sich von Schule und Freunden berichten lässt.

Der schönste Bart im Allgäu

Das vorgekochte Gulasch köchelt schon auf dem Herd, als Petra Wagners Vater Ernst dazustößt. Ein Allgäuer Hüttenwirt durch und durch. Mit einem markanten Bart. Der ist zwar mittlerweile weiß und nicht mehr pechschwarz, aber genauso dicht wie 1966, als sein Träger Bartkönig wurde – gekürt für den schönsten Bart im ganzen Allgäu. Und schon ist der 73-Jährige mittendrin im Geschichtenerzählen. „Gerade die Württemberger“, plaudert er über seine Gäste, „haben immer gesungen.“ Aus beiden Stuben der Kemptner Hütte habe es abends geschallt – und mehr getrunken hätten sie auch, ergänzt die Tochter. Heute stimme kaum noch eine Wandergruppe ein Lied an.

Ein Allgäuer Original: Ernst Wagner ist der Vater von Petra und war selbst schon Wirt auf der Kemptner Hütte.
Foto: Ralf Lienert

Der alte Wagner stellt die Brotkörbe auf die lange Tafel in der Gaststube. Er genießt es, noch dazuzugehören, aber nicht mehr die ganze Verantwortung tragen zu müssen. Für die Helfer gibt es erst mal eine wohlverdiente Mittagspause. Zwei große dampfende Töpfe stehen auf dem Tisch, der würzige Geruch des Gulaschs erfüllt den Raum. Als jeder eine volle Schüssel vor sich stehen hat, ist außer dem Klappern der Löffel nichts mehr zu hören. Am Abend wird noch ein Handwerker aus dem Tal anrücken. Tags darauf ist der Leitungsschaden schließlich behoben. Die Hütte kann wie geplant öffnen.

Petra

und

Gerhard Wagner

sind wieder angekommen, hier oben in ihrem Sommerleben.

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