Höfesterben: Geht es Bayerns Bauern nun besser - oder nicht?
Ist es schon ein gutes Zeichen für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern, wenn sich das Höfesterben verlangsamt? Ja, meint die CSU. Die Opposition ist anderer Meinung.
Ist es schon ein gutes Zeichen für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern, wenn sich das Höfesterben verlangsamt? Ist es gar eine Trendwende? Oder liegt es nur an der guten Konjunktur der vergangenen beiden Jahre, dass weniger Betriebe aufgeben? Über diese Fragen wurde gestern im Landtag nach der Vorlage des Agrarberichts durch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) sehr kontrovers debattiert.
Brunner sieht sich durch die jüngste Entwicklung bestätigt. Noch vor zehn Jahren hätten jährlich drei Prozent der Betriebe kapituliert. Mittlerweile sei die „Betriebsaufgabequote“ auf 1,5 Prozent gesunken. Dies zeige, so der Minister, „dass der eigenständige bayerische Weg in der Agrarpolitik erfolgreich ist.“ Sein Ziel sei es, allen Betrieben – unabhängig von Größe und Form der Bewirtschaftung – Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Brunner betonte: „Wir wollen keine industriellen Agrarstrukturen – die Betriebe sollen sich zukunftsfähig weiterentwickeln, aber bäuerlich bleiben.“
Applaus erhielt Brunner dafür gestern nur aus den eigenen Reihen. Der CSU-Abgeordnete Anton Kreitmair, der in Oberbayern auch Bezirksvorsitzender des Bauernverbandes ist, sprach von einer „Wende der Politik im ländlichen Raum“ und sagte: „Ich kann dazu nur gratulieren.“
Heftige Kritik kam dagegen aus den Reihen der Opposition. Der Allgäuer Grünen-Abgeordnete Ulrich Leiner sagte: „1,5 Prozent hört sich gut an, aber das sind in zehn Jahren auch 15 Prozent.“ Eine Trendwende sei für Bayerns Bauern nicht in Sicht. Die Verlangsamung des Höfesterbens sei nur auf die gute Konjunktur der vergangenen beiden Jahre zurückzuführen.
Freie Wähler: Keine Rede von „heiler Welt“ in der Landwirtschaft
Auch Leopold Herz (Freie Wähler) betonte, dass von einer „heilen Welt“ in der Landwirtschaft keine Rede sein könne. Der agrarpolitische Sprecher der SPD, Horst Arnold, zweifelte zudem die Zahlen des Ministeriums an, weil in der Statistik mittlerweile auch Betriebe unter fünf Hektar Betriebsgröße eingerechnet worden seien. Die Vorsitzende des Agrarausschusses, die Allgäuer CSU-Abgeordnete Angelika Schorer, wies dies zurück. Die Zahlen seien korrekt, es sei nichts „schöngerechnet“ worden.
Umstritten ist im Landtag auch die Förderung des Ökolandbaus. Leiner kritisierte, dass Bayern den heimischen Markt nicht mit eigenen Bioprodukten versorgen könne und forderte, die Biobauern nach dem Höchstsatz zu fördern – mit 273 statt 234 Euro pro Hektar. Schorer lehnte dies ab. Auch Brunner bezweifelte, ob 39 Euro mehr etwas bewirken, zeigte sich aber offen für andere Vorschläge der Opposition.
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