Hund "Pico" verbellt Gedenkfeier und landet vor Gericht
Weil Mischling Pico am Volkstrauertag 2013 in München lautstark gebellt hatte, soll sein Besitzer ein Bußgeld von 100 Euro zahlen. Dagegen klagt dieser nun vor Gericht.
An und für sich sieht Pico ja aus, als könnte er kein Wässerchen trüben. Halb Pinscher, halb Terrier - mit treuem Hundeblick. Nur bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag 2013 im Münchner Hofgarten wollte beim Mischlingshund einfach keine gute Stimmung aufkommen. Er kläffte und kläffte - und hörte einfach nicht mehr auf. Und weil das Bellen die Anwesenden störte, brummte die Stadt seinem Besitzer ein Bußgeld von 100 Euro auf. Dagegen zogen der Hundebesitzer und Verdi-Gewerkschafter nun vor Gericht.
Hund hatte Feier für Kriegstote gestört
Der Hund hatte die Feier für die Kriegstoten gestört: Kaum setzte die Blasmusik ein, begann er zu bellen - und hörte auch bei der Nationalhymne nicht auf. Das etwa eine halbe Stunde andauernde Gebell sei "respektlos gegenüber den Trauernden" gewesen, sagte ein Polizist als Zeuge vor dem Amtsgericht.
Ein 65-jähriger Veranstaltungsbesucher sagte gar, das Kläffen habe weit mehr gestört als die Demonstration eines Aktionskünstlers. "Der Hund ist zum Bellen dressiert worden", er sei "wie eine Maschine" gewesen, "wie aufgezogen". Den Angeklagten beschuldigte er, nur deshalb zur Kundgebung gekommen zu sein. Der Gewerkschafter und seine Freunde im Gerichtssaal kicherten. Zum Vorwurf der Lärmbelästigung schwieg der Hundebesitzer.
Gericht wird sich noch zwei weitere Tage mit Fall beschäftigen
Zu den Anschuldigungen hatte er sich bereits im Vorfeld geäußert. Wie der Gewerkschafter erklärte, habe er seinen „politisch aktiven Hund“ im November zu der Gedenkveranstaltung mitgenommen, wo konservative Politiker und die Bundeswehr der Kriegsopfer gedacht hätten. Um „Menschenmaterial“ für Kriege zu rekrutieren, dürften „militaristische Veranstaltungen“ aber nicht gestört werden. Sein Hund Pico habe sich wegen der Blasmusik erschreckt und durch lautes Bellen auf sich aufmerksam gemacht, sagte Scheider. Ihm sei es einfach zu laut gewesen.
Der Amtsrichter will sich noch zwei weitere Tage mit dem Fall beschäftigen. Die Verteidigung hat eine Reihe von Beweisanträgen gestellt - auch den Hund will sie zu Gehör kommen lassen. (AZ/lby)
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