Immer mehr Einbrüche: Polizei braucht aufmerksame Nachbarn
Für die über dem Bundesdurchschnitt liegende Zunahme der Einbrüche in Bayern hat auch Innenminister Herrmann noch keine Erklärung. Er setzt auf Kontrollen – und auf wachsame Bürger.
Die Bundesländer Baden-Württemberg, Thüringen und an dritter Stelle Bayern verzeichnen den höchsten Zuwachs an Wohnungseinbrüchen in Deutschland. Das hat ein Vergleich der Polizeistatistiken ergeben (wir berichteten). Wir sprachen darüber mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Gibt es eine Erklärung für die Zunahme der Wohnungseinbrüche in Bayern um knapp zwölf Prozent?
Herrmann: Wir müssen uns anschauen, von welchem Niveau wir bei der Straftatenentwicklung ausgehen. In Bayern ist das Einbruchsrisiko fast viermal geringer als im Bundesdurchschnitt. Während wir in Bayern 2013 rund 50 Straftaten pro 100 000 Einwohner zu verzeichnen hatten, waren es im bundesweiten Durchschnitt knapp 180. Von daher relativiert sich natürlich die Zunahme um zwölf Prozent.
Trotzdem liegt die Zunahme deutlich höher als im Bundesdurchschnitt, der bei 4,6 Prozent liegt.
Herrmann: Wo genau die Gründe liegen, dass es statistisch zu solchen Unterschieden kommt, wird derzeit ausgewertet. Jedenfalls nehmen wir die Entwicklung sehr ernst. Im Dezember letzten Jahres war die Wohnungseinbruchskriminalität auf meinen Antrag hin ein wichtiges Thema der Innenministerkonferenz. Dort habe ich mich besonders dafür eingesetzt, den Informationsaustausch der Länder-Polizeien zu verbessern. Wir sind selbst gespannt, wenn demnächst die bundesweite Kriminalstatistik vorliegt, welche Ergebnisse daraus abzuleiten sind.
Man muss sich wohl den Täterkreis näher anschauen, um die Ursachen herauszufinden…
Herrmann: Das ist richtig. Zum einen haben wir die sogenannten Gelegenheitseinbrecher aus dem Ort oder dem näheren Umkreis, zum anderen aber auch kriminelle Banden, die teilweise extra aus dem Ausland einreisen, ihre Einbruchsserien begehen, um dann wieder im Ausland zu verschwinden. Deshalb ist die Kontrolle auf solchen Reisewegen besonders wichtig. Ein Problem ist, dass die Aufklärungsquote relativ gering ist beim Wohnungseinbruch. Gerade mal jeder fünfte Einbruch wird aufgeklärt.
Warum ist die Quote so gering?
Herrmann: Das liegt daran, dass bei einem normalen Wohnungseinbruch relativ wenige Spuren verursacht werden, die von der Polizei auszuwerten sind. Die Polizei kann insbesondere nach DNA-Spuren oder nach Fingerspuren suchen und ist darauf angewiesen, dass es Zeugen gibt, die Verdächtige wahrgenommen haben oder gesehen haben, wie jemand in ein Gebäude einsteigt. Oft gibt es leider keine Zeugen. Ein weiterer Weg wäre, dass man nach dem Einbruch bei Kontrollen Beute oder Einbruchswerkzeuge findet. Wir haben daher beispielsweise die Schleierfahndung auf überörtlichen Straßen und im Grenzraum verstärkt.
Was ist der Kern der Prävention?
Herrmann: Polizeipräsenz – in Zivil oder zur Abschreckung in Uniform – ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Aufmerksamkeit der Menschen – der Blick aufs Nachbarhaus oder auf verdächtige Fahrzeuge. Es kann der Polizei enorm weiterhelfen, wenn man sich die Kennzeichen von verdächtigen Fahrzeugen merkt oder verdächtige Geräusche wie das Klirren von Glasscheiben meldet. Ein weiterer wichtiger Punkt sind Sicherheitsmaßnahmen, die man selber treffen kann – etwa einbruchshemmende Fensterbeschläge einzubauen, die nicht teuer sind. Dass solche Präventionsmaßnahmen wirklich helfen, zeigt sich aktuell daran, dass bei weit mehr als einem Drittel aller Wohnungseinbruchsversuche die Einbrecher vorzeitig aufgeben.
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