In Kitas beginnt am Freitag ein unbefristeter Streik
Der nächste Tarifstreit eskaliert: Nach den Lokführern weiten auch die Erzieher ihren Streik aus. Ab Freitag treten die Beschäftigten an kommunalen Kitas in einen unbefristeten Ausstand.
An vielen Kitas in Deutschland wird ab Freitag unbefristet gestreikt. Das kündigten die Gewerkschaften Verdi und GEW am Mittwoch an, nachdem sich in Urabstimmungen deutliche Mehrheiten der Beschäftigten für einen Ausstand im Sozial- und Erziehungsdienst ausgesprochen hatten. Die Arbeitsniederlegungen können laut Verdi auch über Pfingsten hinaus andauern. Die Arbeitgeber verurteilten den Streik scharf.
Für die unbefristeten Arbeitsniederlegungen stimmten nach Gewerkschaftsangaben 93,5 Prozent der Verdi-Mitglieder. Dies sei "ein klares, eindeutiges Votum", sagte Gewerkschaftschef Frank Bsirske in Berlin. Die Beschäftigten seien nicht länger bereit, "sich mit schönen Worten abspeisen zu lassen". Bei der Bildungsgewerkschaft GEW gab es den Angaben zufolge eine Zustimmung von 96 Prozent für einen unbefristeten Streik.
Verdi will nach Beginn des Streiks in zahlreichen Kitas am Freitag noch weitere Einrichtungen in der nächsten und übernächsten Woche einbeziehen. Bsirske kündigte bereits für Montag eine Ausweitung auf einige nordrhein-westfälische Großstädte an. Neben Erzieherinnen und Erziehern in Kitas, Horten und Ganztagsschulen sind unter anderem auch Sozialarbeiter in Jugendzentren, Erzieher in Heimen sowie Beschäftigte in der Behindertenhilfe zum Streik aufgerufen.
"Der Streik wird Eltern hart treffen"
"Der Streik wird Eltern hart treffen", räumte der Verdi-Chef ein. Sein Eindruck sei aber, dass die Eltern die Arbeit der Beschäftigten wert schätzten. GEW-Vorstandsmitglied Andreas Gehrke bat um Verständnis dafür, dass die Beschäftigten in den Streik gingen, "um ihre legitimen Interessen durchzusetzen".
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) warf den Gewerkschaften vor, von Anfang auf Eskalation gesetzt zu haben. "Ein Streik ersetzt keine Verhandlungen", erklärte VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann. Er forderte die Gewerkschaften auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und den Konflikt "nicht auf dem Rücken von Kindern und Eltern auszutragen".
Bsirske versicherte, die Gewerkschaften seien jederzeit bereit, die Gespräche aufzunehmen. Der Ball liege aber jetzt im Feld der Arbeitgeber. Die Gewerkschaften hatten Ende April die Tarifverhandlungen für die rund 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst für gescheitert erklärt und die Urabstimmung eingeleitet. Zuvor hatte es bereits mehrere Warnstreiks gegeben.
Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten neue Eingruppierungsregeln und Tätigkeitsmerkmale, was letztlich zu zehn Prozent mehr Gehalt führen soll. Die VKA legte nach eigenen Angaben in den bisherigen Verhandlungen Vorschläge für Verbesserungen bei der Eingruppierung und Bezahlung vor. afp
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