In der Region gibt es immer mehr Diebstähle in Zügen und Bahnhöfen
Deutschlandweit ist die Zahl der Diebstähle in Zügen und an Bahnhöfen stark gestiegen. Ein Grund: Banden, die international auf Beutezug gehen. Was die Polizei in der Region sagt.
Der Zug ist kurz davor, in den Ingolstädter Hauptbahnhof einzufahren, als ein Fahrgast zwei Polizisten an Bord verständigt: Eine Frau sei bestohlen worden. In Ingolstadt dann verlässt ein Mann den Zug, läuft in ein Parkhaus. Die Polizisten folgen ihm und finden Geld - je einen 50-Euro-Schein hat sich der Mann in den linken und in den rechten Socken gesteckt.
Vorfälle wie jener vor wenigen Tagen häufen sich. Die Zahl der Diebstähle in Zügen und an Bahnhöfen hat drastisch zugenommen: von 35.800 Fällen im Jahr 2014 auf 44.800 Fälle 2015. Das geht aus einem Sicherheitsbericht der Bahn hervor. Bei den Tätern handele es sich oft um professionelle Banden, die auch international auf Beutezug gehen, heißt es. Die Diebe agieren dabei in Gruppen: Während einer das Opfer ablenkt, schlägt ein anderer zu.
In der Region ist die Zahl der Diebstähle gestiegen
Auch in der Region hat die Zahl der Diebstähle in Zügen und an Bahnhöfen zugenommen - wenn auch mit großen regionalen Unterschieden. In Augsburg gab es 2015 nach Angaben der Bundespolizei 20 Prozent mehr Diebstähle.
Ein Wert, der hoch klingt. Einer, den Rainer Schlemmer, Sprecher der für Augsburg zuständigen Bundespolizeiinspektion in Nürnberg, aber sogleich einordnet. "Wenn man sieht, wie viele Fälle es in Augsburg in einem Jahr sind, kann man das fast schon an einer Hand abzählen", sagt er. Fallzahlen nennt Schlemmer keine. Er betont aber, dass Augsburg im bundesdeutschen Vergleich kaum ins Gewicht falle: "Das ist von den Zahlen her fast schon nicht relevant." Auch seien es in Augsburg vornehmlich Gelegenheitsdiebe, die unaufmerksame Fahrgäste bestehlen und nicht organisierte Banden. Diese würden eher an Bahnhöfen mit höherem Fahrgastaufkommen zuschlagen, so Schlemmer.
Insgesamt hat die Zahl der Taschendiebstähle im Gebiet der Bundespolizeiinspektion Nürnberg, das die Reviere in Augsburg, Ansbach und Ingolstadt umfasst, um vier Prozent zugenommen. In Ingolstadt hat sich ihre Zahl nicht verändert. "Sie ist gleichbleibend - auf ganz niedrigem Niveau", sagt Schlemmer. Damit das so bleibt, sind an den Bahnhöfen speziell geschulte Taschendiebfahnder im Einsatz. "Die Jungs sind gut", sagt Schlemmer. "Die sind auch immer erfolgreich, wenn sie im Einsatz sind."
Diebstähle in Zügen und an Bahnhöfen: Hinweise auf internationale Banden gibt es nicht
Zusätzlich zu speziell geschulten Polizisten setzt die Bundespolizei auch auf Prävention, wie die Sprecherin der Inspektion Rosenheim, Yvonne Oppermann, betont. "Es gibt immer noch viele, die ihren Geldbeutel sichtbar hinten in der Hosentasche tragen", sagt sie. Taschendiebe würden sich genau solche Unaufmerksamkeiten zunutze machen. Um das zu vermeiden, erläutert die Bundespolizei bei Präventionsveranstaltungen, welche Tricks die Diebe anwenden.
Denn auch im Gebiet der Bundespolizei Rosenheim, das vom Berchtesgadener Land bis zum Bodensee reicht und das Allgäu umfasst, hat die Zahl der Diebstähle in Zügen und an Bahnhöfen insgesamt zugenommen. Waren es 2014 noch 50 Fälle, waren es ein Jahr später 75. Eine Steigerung um 50 Prozent - und dennoch angesichts des großen Gebiets eine eher niedrige Fallzahl. "75 Fälle deuten nicht unbedingt auf Bandenkriminalität hin", sagt Bundespolizeisprecherin Oppermann.
Was die Polizei Fahrgästen rät
International organisierte Banden sieht auch Christian Köglmeier von der Bundespolizeiinspektion München in der Region nicht am Werk. Diese hätten ihre Schwerpunkte woanders, sagt er. Am Münchner Hauptbahnhof seien es vorwiegend Laientäter oder etwa Gruppen von Jugendlichen, die es sich zunutze machen würden, dass Fahrgäste schlafen.
Wie im Fall einer 24-Jährigen, die sich am Samstag bei den Schließfächern schlafen gelegt hatte und just von drei Männern bestohlen wurde. Die Gruppe entwendete das Handy der Frau und 25 Euro, konnte nach Auswertung der Videoaufnahmen allerdings noch am selben Tag gefasst werden. Gerade während der Wiesn sei besondere Vorsicht geboten, so Köglmeier.
Ingesamt hat die Zahl der Diebstähle am Münchner Hauptbahnhof um rund 20 Prozent zugelegt: von 963 auf 1170 Fälle. Woran das liegt? "Ich denke, dass das davon kommt, dass die Leute unaufmerksamer werden", sagt Köglmeier und schränkt sogleich ein, dass dies wohl nicht der einzige Grund sei. Fahrgäste hätten heutzutage immer ihr Handy dabei, erläutert er. Entweder seien sie durch dieses abgelenkt oder sie ließen es so liegen, dass ein Dieb schnell zugreifen könne. Sorgen machen müssten sich Fahrgäste dennoch nicht. "Wir sind uns des Problems bewusst und bekämpfen es auch", versichert Köglmeier.
Fahrgästen rät er, Vorfälle oder verdächtige Beobachtungen umgehend der Polizei zu melden. "Dafür sind wir da", sagt Köglmeier. Zudem sollten Fahrgäste nur so viel Bargeld wie nötig mitnehmen, Verschlüsse zum Körper hin tragen und ihre Wertsachen mitnehmen, wenn sie das Bordrestaurant oder die Toilette aufsuchen.
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