Ingolstadt plant China-Zentrum
Die Partnerstadt existiert schon: Ingolstadt und Foshan verbindet die Automobilproduktion. Nun will Ingolstadt das erste China-Zentrum errichten.
Die Stadt will Vorreiter sein: Als erste Kommune im Freistaat will Ingolstadt ein China-Zentrum errichten. Die knapp 130 000 Einwohner zählende Stadt im Norden Oberbayerns hat sich eine "Chinastrategie" zurechtgelegt. Am kommenden Dienstag (24. März) will eine Delegation von 20 Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nach China aufbrechen und dort die Werbetrommel für den Standort Ingolstadt und die Region rühren.
Eine Anlaufstelle gibt es schon: Vor knapp einem Jahr wurde eine Städtepartnerschaft mit Foshan besiegelt. Die 7,5 Millionen Einwohner zählende Stadt liegt in der bayerischen Partnerregion Guandong im Süden der Volksrepublik - und der Autohersteller Audi mit Firmenhauptsitz in Ingolstadt betreibt dort seit 2013 ein Werk.
Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) ist überzeugt, dass seine Stadt und die Region viel zu bieten haben. "Chinesische Unternehmen, die eine Niederlassung in einem anderen Teil der Welt ansiedeln wollen, analysieren dies sehr stark nach den unterschiedlichen Standortfaktoren: Wirtschaftswachstum, Ausbildungsqualität der Bevölkerung vor Ort, aber natürlich auch die verkehrliche Anbindung oder eine zentrale Lage." Das alles sei in der Region gegeben.
Zum einen sollen Firmen aus der Region ermutigt werden, nach China zu gehen, zum andern sollen mittelständische chinesische Firmen nach Ingolstadt geholt werden. Unterstützung erhalten sie durch das Existenzgründerzentrum Ingolstadt. Dort möchte man spezialisierte Dienstleistungen anbieten, die den Firmen den Einstieg auf dem deutschen beziehungsweise chinesischen Markt erleichtern. Interessenten aus der Region gebe es bereits.
Aber nicht nur die Wirtschaft spielt dabei eine Rolle. Der fachliche Austausch zwischen der Klinik in Foshan und dem Klinikum Ingolstadt läuft bereits, auch Universität und Technische Hochschule zeigen sich interessiert. Außerdem hat der Erste China-Stammtisch Ingolstadt vor wenigen Wochen rund 30 Interessierte zusammengeführt.
Andere Stadt haben schon ein China-Zentrum
Organisiert wurde er von der Chinesischen Schule Ingolstadt. Einmal die Woche lernen Kinder von 6 bis 18 Jahren dort die Sprache des asiatischen Landes. Schulleiterin Zhengyan Huang erklärt, die Nachfrage sei ungebrochen: "Seit diesem Schuljahr haben wir sogar eine zweite Anfängerklasse." Und da die Stadt ein reges Interesse auch an der chinesischen Kultur zeigt, wurde im Stadtrat schon darüber diskutiert, ob eine Niederlassung des Konfuzius-Instituts in Ingolstadt wünschenswert sei.
Während in Bayern bis jetzt noch keine Stadt einen solchen Schritt gewagt hat, sieht es in anderen Teilen Deutschlands anders aus. Düsseldorf etwa verfügt seit 2005 über ein China-Kompetenzzentrum. Dort haben rund 300 chinesische Firmen ihren Sitz.
Bis dahin ist es in Ingolstadt noch ein langer Weg. Dennoch hofft Rathauschef Lösel auf reges Interesse der Chinesen an der Region. Wirtschafts- und Tourismusbroschüren wurden bereits ins Chinesische übersetzt und eine dreisprachige Informationshomepage erstellt - all das soll den potenziellen Investoren Lust auf die Region machen. Im Herbst möchte die Stadt den "Bayerischen Chinatag" veranstalten, eine Konferenz, die Plattform für alle bayerischen Unternehmen sein soll, die Interesse am chinesischen Markt haben. dpa
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