Jahrgang im Abitur durchgefallen: Schüler bekommen eine zweite Chance
Erleichterung bei Schülern der Privaten Fachoberschule: Die Staatliche Fachoberschule öffnet sich den Schweinfurter Durchfallern für eine zweite Chance auf das Fachabitur.
90 Minuten dauerte die Information am Donnerstagnachmittag. Patrik D., einer der 27 Schüler der Ersten Privaten Fachoberschule Schweinfurt (EPFOS), die durch das Fachabitur gefallen sind und so bundesweit für Aufsehen gesorgt haben, fühlte danach „die pure Erleichterung“. Denn: Alle Schüler der EPFOS dürfen an die staatliche Fachoberschule wechseln, hatten diese in einem „sehr sachlichen Gespräch“ von Hansjörg Bosch (Ministerialbeauftragter für die Berufsober- und Fachoberschulen in Nordbayern) und Harald Bauer (Staatliche Friedrich-Fischer-Fachoberschule) erfahren.
Jahrgang im Abitur durchgefallen: Schadensersatzforderungen der Eltern und Schüler werden geprüft
Zu dem Termin in der Fischer-Schule waren Schüler, Eltern, deren Rechtsanwältin Patricia Fuchs-Politzki und auch Michael Schwarz, Inhaber der EPFOS, gekommen. Kurz vor dem Gespräch sagte die Rechtsanwältin dem guten Dutzend vor der Tür wartenden Journalisten, dass die Schulaufsicht sich mit dem Vorwurf, zu lax auf die EPFOS geschaut zu haben, auseinandersetzen müsse. Schadenersatzforderungen der Eltern und Schüler will sie prüfen.
Eineinhalb Stunden später ging es nicht mehr um die Vergangenheit, sondern um die Perspektiven, die Schulleiter Bauer unterdessen vorgestellt hatte. Während allenthalben die Schüler (nur zwei der 27 haben in der mündlichen Prüfung bis Montag noch eine Chance auf das Fachabitur) als „Volldeppen“ hingestellt worden seien, habe man sie und ihre Situation bei dem Gespräch ernst genommen, sagte Patrik D. Der Wechsel sei eine Perspektive für alle. Diese Chance müsse jeder ergreifen. Über die Lehrer an der EPFOS hieß es, sie seien kaum auf die Schüler eingegangen, hätten Kritik ignoriert, den Stoff schlecht umgesetzt und falsche Schwerpunkte gesetzt. Auf „Supernoten“ sei die Katastrophe gefolgt.
An Beratungsangeboten für die Schule habe es nicht gefehlt
Von Michael Schwarz war an diesem Nachmittag nur zu hören, dass es an Beratungsangeboten für die Schule durch das Kultusministerium nicht gefehlt habe, dass er sich ansonsten nicht weiter äußern wolle.
Sieglinde Hacker wollte nicht zurück, sondern „nach vorne“ schauen. Die Elternbeirätin, Harald Bauer, Hansjörg Bosch („so ein Abi-Ergebnis darf es nie wieder geben“) und Ludwig Unger, Pressesprecher des Kultusministeriums, stellten sich im Anschluss der Presse. Der Ministerialbeauftragte versprach eine Klärung der Hintergründe durch Durchsicht der Prüfungs-, der Schulaufgaben und der Schultagebücher – und auch eine Überprüfung der Genehmigung für den Betrieb der privaten FOS.
Die Bedingungen für einen Übertritt der Schüler an die staatliche FOS erläuterte Harald Bauer. Wer in die zwölfte Klasse will, muss Ende Juli eine Aufnahmeprüfung in allen Fächern schreiben, in denen er beim „Abi“ schlechter als mit der Note 4 abgeschnitten hat. Die elfte Klasse steht für alle offen, auch für die Schüler der EPFOS, die dort heuer die Elfte beenden werden.
Zur Orientierung verteilte Bauer an die Schüler Beispielaufgaben. Ansonsten warb er für den Eintritt in die Elfte, der die Schüler nicht überfordern werde. Bauer sieht auf seine Schule keine unlösbaren Platzprobleme zukommen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Schweinfurt werde man genügend Klassenräume – etwa im benachbarten Kolping-Bildungszentrum – finden. Ausreichend Lehrerstunden habe das Kultusministerium bereits in Aussicht gestellt.
Auch der Bayerische Landtag will sich mit den Problemen in der privaten Schweinfurter Fachoberschule beschäftigen: Auf Antrag der Grünen-MdL Simone Tolle verlangten im Bildungsausschuss alle Fraktionen für die nächste Sitzung am kommenden Donnerstag einen Bericht des Kultusministeriums. „Es geht nicht um Vorwürfe, sondern um Aufklärung“, erklärte Tolle. Mehr dazu auch bei mainpost.de
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