Joachim Herrmann, der besonnene Krisenmanager
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bleibt auch im Katastrophenfall korrekt und unaufgeregt. Jetzt steht er unter besonderer Belastung.
Als die Bluttat von Würzburg am späten Montagabend vergangener Woche bekannt wurde, steckte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Vernehmen nach bereits in seinem Pyjama. Trotzdem war er nur wenige Zeit später mit korrekt sitzender Krawatte in fast allen Nachrichtensendungen zugeschaltet – und tat, was er wohl am besten kann: Ruhig und sachlich Klartext reden.
Eine Fähigkeit, die derzeit über Gebühr gefordert ist: Zwar ist es der 59-Jährige gewohnt, Krisensituationen in Bayern einordnen zu müssen. Ob das Zugunglück von Bad Aibling oder das Hochwasser in Simbach am Inn – Hermann ist der für fast alle Katastrophenfälle zuständige Minister.
Die letzte Woche mit gleich drei schweren Attentaten zuerst in Würzburg, dann in München und nun in Ansbach ist allerdings auch für den stets ausgeglichen wirkenden Erlanger eine besondere emotionale Belastung. Sogar einen Blick in sein sonst selbst im kleinen Kreis stets gut abgeschirmtes Gefühlsleben ließ er deshalb zu: „Unheimlich nahe“ gingen ihm die Anschläge und das Leid der Opfer. Herrmann, verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern, ist inzwischen fast neun Jahre Bayerns Innenminister. Aber eine solche Woche habe er noch nicht erlebt.
Herrmann berichtete, was gesicherte Information ist
Ist der CSU-Politiker im Dienst, kann er diese offensichtliche Anspannung auch in den aktuell schwierigen Zeiten gut verbergen. Selbst um drei Uhr nachts informierte er die Öffentlichkeit klar und unaufgeregt über den Tathergang der Anschläge. Er berichtete, was gesicherte Information ist – und was seine persönliche, aber noch ungesicherte Einschätzung ist. Von falscher politischer Korrektheit hält der gelernte Jurist dabei ebensowenig wie davon, sich hinter juristischen Floskeln zu verstecken. Herrmann will für Klarheit sorgen.
Zwar ist Herrmann kompromisslos in Sachen innere Sicherheit. Ein politischer Scharfmacher ist er aber noch nie gewesen: Nach dem Würzburg-Attentat etwa warnte er vor pauschalen Urteilen über Flüchtlinge. Und auch in der Hochzeit der Flüchtlingskrise gab es fast keine Rede des Innenministers zum Thema, in der er nicht darauf verwies, dass auch diejenigen, die ohne Asylgrund nach Bayern gekommen seien, zwar schnell wieder gehen müssten, bis dahin aber etwa vor rechtsradikalen Übergriffen mit aller Macht des Staates geschützt werden würden.
Herrmann weniger an mediengerechter Zuspitzung interessiert
Solch nachdenkliche Töne finden eher selten den Weg in die Schlagzeilen. Anders als das politische Vermarktungs-Genie Markus Söder scheint Herrmann aber auch eher weniger an mediengerechter Zuspitzung interessiert. Öffentliche Aufmerksamkeit hat er als Innenminister auch so mehr als genug. Dass sich der Mittelfranke auch bezüglich seiner persönlichen Karriere-Ambitionen bedeckt hält, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich die Seehofer-Nachfolge sehr wohl zutraut.
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