Josef Deimer - der erste grüne Schwarze
Als Oberbürgermeister von Landshut war Josef Deimer oft unbequem für seine Partei. Doch genau solche Typen fehlen der CSU heute
Linksaußen und CSU – geht das? Ziemlich gut sogar. Josef Deimer beweist es. Bei der Spielvereinigung Landshut kickt er in jungen Jahren als torgefährlicher Linksaußen. Später dann, als bayerischer Kommunalpolitiker, behält er diese Position innerhalb der CSU bei. 35 Jahre lang ist Josef Deimer Oberbürgermeister von Landshut. Als er 1970 gewählt wird, ist er mit 33 Jahren der jüngste Oberbürgermeister Deutschlands. Als er Ende 2004 seinen Rathaussessel räumt, der nächste Rekord: Da ist das politische Urgestein Deimer bundesweit der dienstälteste Oberbürgermeister – und seit 30 Jahren auch Präsident des Bayerischen Städtetags. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt.
Deimer ist Landshut und Landshut ist Deimer. Sechsmal wählen ihn seine Bürger wieder, teils mit über 80 Prozent – trotz mehrerer Gegenkandidaten. Da kann der Mann, dessen Arbeit immer getrieben ist von seiner Liebe zu seiner Heimatstadt, nicht viel falsch gemacht haben während seiner Amtszeit. Und selbst der 65 Millionen Euro teure Tunnel durch den Hofberg, der bei den Bürgern wegen der hohen Kosten umstritten war, trägt längst den Namen „Josef-Deimer-Tunnel“.
In einfachen Verhältnissen aufgewachsen
Als jüngstes von fünf Kindern wächst Deimer in einfachen Verhältnissen im Landshuter Arbeiterstadtteil Achdorf auf. Er verliert früh den Vater und seinen älteren Bruder Richard, von dem er den Spitznamen „Dick“ erbt. Alles Dinge, die ihn prägen. Er studiert Bauingenieurswesen und tritt mit 24 in die CSU ein, der er sein Leben lang treu bleibt. Zumindest auf dem Papier. Denn mit vielem, was seine Partei vorgibt, ist er nicht einverstanden. Und das sagt er auch. Die Auseinandersetzungen des intellektuellen Querdenkers mit den führenden Köpfen seiner Partei sind legendär. Da wird der Feingeist, der in seiner Freizeit viel liest und Verse in Form von japanischen Haikus formuliert, schon mal laut und polternd. Vor allem, wenn es um das Thema Atomkraft geht. Die unmittelbare Nachbarschaft zu den Atomkraftwerken Isar 1 und 2 in Ohu machen ihn – entgegen der Überzeugung seiner Partei – zum Kernkraftgegner. Er ist ein Grüner, als es die Grünen noch gar nicht gibt. Viel zu spät hat Deutschland seiner Ansicht nach bei der Atomenergie den richtigen Weg eingeschlagen, sagt er heute. Für seine Partei ist der Mann mit dem scharfen Verstand und dem großen Herzen oft unbequem. Doch sie respektiert ihn. Der frühere Parteichef Theo Waigel sagt: „Einige Deimers braucht es, aber nicht zu viele.“
Sich selber aber bleibt er immer treu. Und hält sich an sein Versprechen, das er mit Ende seiner Dienstzeit gibt: dass er sich raushalten wird aus der Politik. Darum ist Deimer nur noch selten bei offiziellen Anlässen zu sehen. Sein Ehrenamt für die 200 Behinderten der Landshuter Lebenshilfe aber hat er behalten.
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