Kardinal Marx wäscht Flüchtlingsfamilien die Füße
Es ist eine demonstrative Geste - Kardinal Marx wäscht Flüchtlingen die Füße. Er will damit sagen: Bringt den Menschen, die hier ein neues Leben beginnen, Wertschätzung entgegen.
Mit der Fußwaschung von Flüchtlingsfamilien beim Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag setzt Kardinal Reinhard Marx ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit. Der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz will damit auf die schwierige Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen, wie das Erzbischöfliche Ordinariat am Mittwoch mitteilte. Marx fordere dazu auf, den Menschen, die hierzulande eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder suchen, besondere Wertschätzung entgegenzubringen. In einem Interview äußerte der Kardinal Verständnis für die steigende Zahl an Kirchenasylfällen.
In Pfarreien und kirchlichen Häusern der Erzdiözese leben nach Ordinariatsangaben inzwischen bis zu 500 Flüchtlinge. Eine Familie aus Nigeria, der Marx im Münchner Liebfrauendom die Füße wäscht, lebt in einer Wohnung, die ein Pfarrverband zur Verfügung stellt. Eine Familie aus Syrien wohnt in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Eine Familie aus dem Irak ist in einer Sozialwohnung der Stadt München untergebracht.
Die symbolische Handlung der Fußwaschung erinnert nach dem Evangelium daran, dass Jesus Christus vor dem letzten Abendmahl seinen Jüngern die Füße reinigte. Auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann wäscht beim Abendmahlsgottesdienst vier Asylbewerbern die Füße.
In einem Interview des "Münchner Merkur" (Donnerstag) äußerte Marx Verständnis für die steigende Zahl an Kirchenasylfällen. Zwar sei die Kirche kein rechtsfreier Raum, aber es gebe diese Tradition im christlich geprägten Bayern, dass Flüchtlingen in Kirchenräumen Asyl gewährt werde und die Verantwortlichen der Politik diese Menschen nicht mit Gewalt herausholten. Marx rief die Pfarrgemeinden aber zur sorgsamen Prüfung jedes einzelnen Falles auf. "Ich bitte schon darum, dass alle Möglichkeiten genutzt werden und das Kirchenasyl nur in äußerster Not in Erwägung gezogen wird."
Der Erzbischof warnte in dem Interview vor einer Abschottung Europas gegen Flüchtlinge. "Es ist eine falsche Politik, Europa mit einer Mauer zu umgeben und alle Menschen, die aus Not und Verzweiflung zu uns kommen, möglichst abzuwehren." Natürlich könne man hier nicht alle Probleme der Welt lösen. "Aber wenn ich ganz konkret hier in Deutschland einen Menschen vor mir habe, der Hilfe braucht, dann kann ich mich doch nicht einfach abwenden."
Die Diskussion ist geschlossen.