Karin vs. Edith - Der Wahlkampf der Ehefrauen
Eine bayerische Michelle Obama ist keine von beiden. Karin Seehofer und Edith von Welser-Ude verkörpern ihre Rolle als "Frau von..." so unterschiedlich, wie es nur möglich ist.
Die wichtigste Nachricht zuerst: Wer auch immer am 15. September die erste Frau im Freistaat wird - ein Polit-Skandal wie der, mit dem Marga Beckstein einst das Land erzittern ließ, ist nicht zu erwarten. Denn Karin Seehofer und Edith von Welser-Ude sind Wiesn-erfahren - und sie tragen Dirndl.
Schon seit Jahren marschieren sie an der Seite ihrer Männer winkend ins Festzelt, wenn beim Wiesn-Anstich der Defiliermarsch ertönt. Ein "Dirndl-Gate" wie 2008, als die Frau des damaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein sich weigerte, zur Oktoberfest-Eröffnung ein Dirndl zu tragen, ist also nicht zu erwarten. Puh!
Karin Seehofer: Die zurückhaltende First Lady
Doch das scheint es auch schon gewesen zu sein mit den Gemeinsamkeiten der beiden Frauen, deren Männer Bayern regieren wollen. Karin Seehofer und Edith von Welser-Ude verkörpern ihre Rolle als "Frau von..." so unterschiedlich, wie es nur möglich ist.
Karin Seehofer ist seit 2008 Bayerns First Lady, und wenn man den Umfragen Glauben schenkt, wird sie das auch nach der Landtagswahl sein. Als "Karin II." trat sie damals an. Zumindest sagten das scherzhaft die, die sie mit Edmund Stoibers Frau Karin verglichen. Parallelen gibt es zwischen den beiden blonden Frauen durchaus - nicht nur optisch. Auch Karin Stoiber stand stets an der Seite ihres Mannes - blieb aber eher im Hintergrund.
Ähnlich gestaltet auch Karin Seehofer ihre Rolle. Interviews gibt sie nicht, und viel ist nicht bekannt über die 55-Jährige, die nach Seehofers Scheidung von seiner Jugendliebe Christel seine zweite Frau wurde. Sie soll gerne Tennis spielen - und auch ziemlich gut.
Karin Seehofer hält zu ihrem Mann Horst
Die Verwaltungsangestellte lernte den Beamten Seehofer im Landratsamt Eichstätt kennen. 1985 heirateten sie, bekamen drei Kinder, und seither hielt Karin Seehofer zu ihrem Mann - in privaten wie beruflichen Höhen und Tiefen. Anlass genug für "Die Zeit", zu philosophieren "Über die Treue von Karin Seehofer".
Denn auch als die folgenschwere Affäre ihres CSU-Mannes mit einer deutlich jüngeren Frau bekanntwurde, aus der eine kleine Tochter hervorging, blieb sie an seiner Seite. Als ungeheuer freundlich, zugänglich und herzlich beschreiben sie diejenigen, die sie bei den Terminen ihres Mannes erleben, wenn sie ihre Repräsentationspflicht erfüllt. Und der amtierende Ministerpräsident scheint inzwischen zu wissen, was er hat an der Frau an seiner Seite: "Ich möchte heut einmal meiner Karin Danke sagen", sagte er beim Gillamoos-Volksfest.
Edith von Welser-Ude will politische Begleiterin sein
"Politiker wollen sehr oft, dass ihre Frau eine passive und schmückende Rolle spielt", sagt Karin Seehofers Kontrahentin Edith von Welser-Ude, die Frau des Münchner Oberbürgermeisters und SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude (SPD). Sie meint damit nicht speziell die Seehofers, sie sagt das ganz allgemein, betont aber: "Ich werde eine politische Begleiterin sein, keine Nelke im Knopfloch."
Edith von Welser-Ude ist fast 20 Jahre älter als Karin Seehofer und selbst Politikerin - immer gewesen, immer noch. In den ersten Jahren ihrer Ehe mit ihrem acht Jahre jüngeren Mann war sie als Bezirksausschussvorsitzende und Stadträtin die Politikerin im Haus. Das änderte sich erst, als Ude Münchner Bürgermeister und dann, vor 20 Jahren, Oberbürgermeister wurde. "Ich finde es ganz gut, dass er die Arbeit macht und ich da mitdenken kann und mitleben. Das ist ein harter Job, ich möchte ihn nicht haben", sagt Edith von Welser-Ude, die sechs Kinder (zweimal Zwillinge) mit in die Ehe brachte, als Fotografin arbeitet und eine kleine Fernseh-Kochshow hat - den "Club der Köchinnen".
Frau von Christian Ude ist eigentlich mandatsmüde
Ein bisschen mandatsmüde sei sie inzwischen, wie sie unumwunden zugibt. Sie und ihr Mann hätten sich doch so gefreut auf ein Leben nach dem Bürgermeisteramt - auf Zeit für Freunde und die Familie und auf viele Reisen. Trotzdem aber springt sie für ihren Mann in die Bresche. Sie ist zwar keine Michelle Obama, die emotionale Lobreden auf ihren Ehegatten schwingt, aber sie wirbt in Diskussionsrunden für ihn, hat zur Landtagswahl eine eigene Veranstaltungsreihe - und tritt im SPD-Wahlwerbespot auf. "Jetzt wählt's ihn halt - damit a Ruah ist" sagt sie darin.
Ruhe gibt es für sie aber wohl eher dann, wenn es nicht klappt mit dem Regierungswechsel an diesem Sonntag. Dann wäre ihr Mann noch bis zum Frühjahr 2014 Münchner Oberbürgermeister - und anschließend hätten sie endlich frei. "Dann werden wir erstmal schauen, dass es gar keine Ämter mehr gibt und dass wir tief Luft holen und all das tun und nachholen, was wir immer aufgeschoben haben und in diesem Job auch entbehren mussten", sagt von Welser-Ude. Mit der Transsibirischen Eisenbahn wollen die beiden fahren, wenn es nicht klappt mit dem Ministerpräsidenten Christian Ude. "Das muss toll sein." dpa/lby/AZ
Alle Informationen zur Landtagswahl in Bayern finden Sie auch in unserem Dossier.
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