Karolina Gernbauer ist Bayerns mächtigste Beamtin
Die 52-jährige Karolina Gernbauer diente einst Edmund Stoiber. Horst Seehofer kam an der Macherin nicht vorbei. Er setzt auf die starke Frau und Top-Juristin.
Vielleicht hat es ja doch etwas zu bedeuten, dass Bayerns oberste Beamtin nach der jüngsten Beförderung in einer Gehaltsstufe angekommen ist, in der sich sonst nur noch ein Bundeswehrgeneral befindet: „B 10“ heißt diese Oberklasse im Beamtendeutsch. Vergütung rund 12 000 Euro pro Monat. Denn glaubt man Ministerpräsident Horst Seehofer, der gerne mit solchen Geschichten kokettiert, dann hat Karolina Gernbauer schon längst das Kommando in Bayerns Regierungszentrale.
Amtschefin der Staatskanzlei ist die 52-Jährige seit 2010. Alles, was in der Staatsregierung zur Entscheidung ansteht, muss über ihren Schreibtisch. Knirscht es zwischen Ministern oder Ministerien, ist es Gernbauers Job, für Klärung zu sorgen. Nach allem, was man hören kann, erledigt sie diese diffizile Aufgabe ebenso geräuschlos wie effizient. Laut zu werden braucht sie dabei offenbar nicht: Was sie will, wird erfüllt – weil alle ihre „Bitten“ stets Hand und Fuß haben.
"Hamma no was, Frau Gernbauer?"
Seehofer selbst erklärte die Niederbayerin nach der Landtagswahl vor knapp zwei Jahren zu einer Art Organisatorin der neuen Staatsregierung: Bei allen Ministergesprächen sei Gernbauer von Anfang an dabei gewesen und habe stets das letzte Wort gehabt: „Ich hab am Schluss immer gefragt: Hamma no was, Frau Gernbauer?“, schwärmte Seehofer. Und der Top-Juristin sei immer was eingefallen, was den Ministern aufs Auge gedrückt werden sollte. Deren schweißnasse Hände durfte sich jeder Zuhörer dazudenken.
Seehofer, dem man durchaus ein Faible für starke Frauen in der Politik unterstellen kann, vertraut Gernbauer zweifellos. Doch diese Wertschätzung allein war nicht der Auslöser für die aktuelle Beförderung: Zu Gernbauers Aufgaben gehört auch die Vorbereitung der Ministerpräsidenten-Konferenzen. Dabei trifft sie in den anderen Bundesländern auf politische Beamte im Rang eines Staatssekretärs, die es in der bayerischen Ministerialbürokratie nicht gibt. So wurde der verstaubte Titel der „Staatsrätin“ ausgegraben – um in der hierarchischen Denke der Bürokraten „Augenhöhe“ herzustellen.
Wer Gernbauer trifft, glaubt ohnehin nicht, dass es Titel oder Besoldungsstufen sind, die diese Frau antreiben. Sie ist eine politische Macherin, die Probleme lösen, Themen vorantreiben will. So war es nicht zuletzt Gernbauer, die mit Beharrlichkeit und Feingefühl den historischen Kurswechsel im Verhältnis Bayerns zu Tschechien vorbereitet hat. Sieben Jahre war Gernbauer einst persönliche Referentin von Edmund Stoiber – bevor der damalige Regierungschef sie 2006 als Aufpasserin für den überforderten Minister Werner Schnappauf als Co-Amtschefin ins Umweltministerium schickte. Als Seehofer mit Stoibers Küchenkabinett in der Regierungszentrale aufräumte, setzte er sie vor fünf Jahren an die Spitze seiner Staatskanzlei.
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