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Interview mit Fürst zu Castell-Castell
01.03.2011

"Kein Homosexueller als Hirte der Gemeinde"

Er ist gläubig, betet jeden Morgen nach dem Aufwachen ein „Vater unser“. Und täglich ist um 9.30 Uhr im „Schlösschen“ von Albrecht Fürst zu Castell-Castell Hausandacht. Dass „seine“ evangelische Kirche jetzt homosexuellen Pfarrern erlaubt, in Pfarrhäusern mit ihren Partnern zu leben, nimmt der 85-jährige Adelige nicht hin.
Foto: FCC

Albrecht Fürst zu Castell-Castell kann und will nicht akzeptieren, dass schwule und lesbische Paare in evangelischen Pfarrhäusern zusammenleben dürfen. Dagegen wird er weiter aufbegehren.

Entsetzt hat das Oberhaupt des ältesten evangelischen Adelsgeschlechts in Bayern, Albrecht Fürst zu Castell-Castell, auf die Zustimmung der Landessynode reagiert, dass künftig homosexuelle Pfarrer und Pfarrerinnen mit ihren Partnern in Pfarrhäusern wohnen dürfen. Der 85-Jährige hat dagegen Widerstand angekündigt und Gleichgesinnte um sich versammelt. Redaktionsmitglied Till Hofmann hat den Fürsten, der zwölf Jahre Synodaler der Landeskirche war, in Castell (Landkreis Kitzingen) besucht und mit ihm über seine Ansichten gesprochen.

Sie sagen, die Kirche hat sich nicht wirklich damit auseinandergesetzt, was es bedeutet, schwule Pfarrer oder lesbische Pfarrerinnen mit ihren Partnern im Pfarrhaus leben zu lassen.

Castell: Es passt überhaupt nicht in das Bild meiner evangelisch-lutherisch-bayerischen Kirche hinein. Ich war durcheinander, als ich das im November gelesen habe. Das war für mich ein Schlag – gegen den Glauben, gegen die ordnende Heilige Schrift. Ich habe zwölf mir nahestehende Frauen und Männer eingeladen und wollte von denen wissen: Was empfindet ihr und was soll ich tun? Soll ich ’s Maul halten? Habe ich Verantwortung? Wir waren uns schnell einig, dass wir uns zu Wort melden müssen. Jeder, der schweigt, gibt ein falsches Signal.

An wen ist Ihr Signal gerichtet?

Castell: An die Stillen im Lande, die sich betroffen fühlen, die ratlos sind, die hilflos sind, die Orientierung brauchen, die sich aber nicht zu Wort melden.

Was wäre, wenn heute ein bekennender homosexueller Pfarrer in einer „Ihrer“ Gemeinden tätig wäre? Sie waren ja bis 1968 Patronatsherr von insgesamt 21 Kirchengemeinden, bestimmten also selbst, wer Pfarrer sein durfte.

Castell: Das ist primär eine dienstrechtliche Frage. Die ist jetzt offensichtlich geklärt. Ich habe bei den Präsentationen, der Auswahl und Ernennung eines Pfarrers immer darauf geachtet: Passt der auch in die Gemeinde? Damals gab es noch mehr Pfarrer, gab es Auswahl, gab es Bewerbungen. Und ich habe mir immer ein Bild gemacht in einem persönlichen Gespräch, manchmal sogar in einer Probepredigt. Den Kandidaten wollte ich kennenlernen. Es war mir nicht egal, wes Geistes Kind er ist.

Diese Möglichkeiten haben Sie ja seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Egal ist Ihnen aber nach wie vor nicht, wer seelsorgerlich tätig ist – oder?

Castell: Das stimmt. Das hat mit Verantwortung zu tun. Die versuche ich, wahrzunehmen.

Noch einmal: Was ist nun, wenn ein schwuler Pfarrer eine frei gewordene Stelle besetzen würde?

Castell: Ich hätte ihn bestimmt nicht benannt, weil es für mich unvereinbar ist – ein praktizierender Homo im Pfarrhaus als Hirte der Gemeinde. Stellen Sie sich vor, ein Homopaar im Pfarrhaus gibt Konfirmandenunterricht, Lebenskunde, spricht mit verlobten oder verliebten Paaren. Das geht nicht. Unsere Kirche sagt trotz dieses Beschlusses, dass das Leitbild die Ehe bleibt, die Ehe von Mann und Frau. Mein Vorwurf ist: Sie stellt dieses Leitbild hin und lebt etwas anderes.

Die Landeskirche bezeichnet die sexuelle Orientierung als „Gegebenheit“ und drückt damit aus, dass Homosexualität nichts mit krankhafter Veranlagung oder Neigung zu tun hat. Sie ist auch der Auffassung, dass eine Vorbildfunktion nicht mit einer Gefahr gleichzusetzen ist, dass junge Menschen durch schwule Pfarrer in ihrer Ausrichtung falsch beeinflusst werden könnten.

Castell: Das ist ihr Irrtum. Wir werden durch unsere Stimmen und unsere Proteste die Haltung der Landeskirche nicht verändern. Wir werden vielleicht manche nachdenklich machen. Ich rechne aber nicht damit, dass der Beschluss außer Kraft gesetzt wird. Es gibt ja jetzt festgelegte Genehmigungsverfahren, bevor ein schwules oder lesbisches Paar im Pfarrhaus leben kann.

Der sogenannte Magnus Consensus. Der örtliche Kirchenvorstand, der Dekan und der Landeskirchenrat müssen damit einverstanden sein. Ist es nicht transparent und gut, dass möglichst viele Stellen eingebunden sind?

Castell: Ich bin davon überzeugt, dass diese auf breiter Basis zu findende einvernehmliche Regelung in sehr kurzer Zeit wegfallen wird.

Weshalb?

Castell: Ich war in der Synode, als das Theologinnengesetz verabschiedet wurde. Dagegen gab es Widerstände. Man hat, um einen Konsens zu finden, gesagt, gegen das Veto des Kirchenvorstands wird es nicht möglich sein, eine Frau ins Pfarramt zu setzen. Das ist längst verschwunden. Heute hat kein Mensch mehr ein Einspruchsrecht gegen die Besetzung einer Pfarrstelle mit einer Frau. Heute haben wir ja sogar Bischöfinnen.

Haben Sie ein Problem damit?

Castell: Ja.

Warum?

Castell: Das Bischofsamt ist ein Amt, das vom Amtsträger konkurrenzlos wahrgenommen werden muss – und zwar auch in Not-, Kriegs- und Gefahrenzeiten. Wir dürfen es einer Frau nicht zumuten, sich im Ernstfall vor die Gemeinde zu stellen und ihre Kinder verlassen zu müssen. Außerdem ist einer Frau anderes zugeordnet als dem Mann – auch durch die Schöpfungsordnung. Der Mann ist für den Kampf, für den Broterwerb geschaffen und die Frau ist primär für die Familie geschaffen. Das hört man heute sehr ungern. Im Zeitalter der Gleichberechtigung tut man ja auch so, als sei es eine völlige Gleichschaltung. Leider ist es heute so, dass sehr klare Bibelworte auch von namhaften Theologen nicht mehr als zeitgemäß und für alle Zeit gültig angesehen werden.

Sinngemäß hat schon Martin Luther vor einem halben Jahrhundert gesagt, dass die Bibel – auch Zeitumständen geschuldet – der Interpretation bedarf.

Castell: Interpretieren heißt nicht verändern. Es heißt erklären, erläutern, deutlich machen, was gemeint ist.

Ein Beispiel aus dem Alten Testament: Da wird es zugestanden, dass ein Vater seine Tochter verkaufen darf. Würde man heute wohl nicht mehr machen.

Castell: Die Frage stellt sich auch gar nicht.

So wäre es, wenn man Bibelstellen wörtlich nehmen würde.

Castell: Es sind sicher im Alten Testament sehr viele Bestimmungen, Detailregelungen. Aber es gibt ein paar Grundgesetze. Dazu gehört die Schöpfungsordnung. Und die wird zurzeit ausgehebelt.

Sie haben in einem früheren Interview gesagt, dass eine große Zahl homosexuell veranlagter Menschen von ihrer Neigung befreit werden will. Woher nehmen Sie Ihre Gewissheit?

Castell: Aus den Erfahrungen verschiedener Seelsorgebewegungen, zum Beispiel der Offensive Junger Christen in Reichelsheim.

Sie glauben an eine wachsende Gegenbewegung und vergleichen das mit dem Widerstand der „Bekennenden Kirche“ im Dritten Reich. Darf man das überhaupt in Beziehung setzen?

Castell: Das war wohl eine etwas unvorsichtig gefundene Formulierung. Aber wenn meine Kirchenleitung ganz eindeutig gegen die Heilige Schrift handelt, dann muss es eine Möglichkeit geben, auch innerhalb der Kirche sich dagegenzustellen.

Treten Sie aus der Kirche aus?

Castell: Nein, aber ich habe es mir überlegt. Darüber bin ich ganz froh, weil mir bewusst geworden ist, wie ernst diese Frage ist. Ich schaue mit Respekt auf die katholische Kirche. Sie hat trotz großer Kritik nicht an den Lehren des Lebens und des Glaubens rütteln lassen.

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