Kein Platz für den Bayern-Anarcho Hans Söllner
Der Söllner Hans, der ist für die Wallgauer am westlichen Alpenrand offenbar zu grob. Dort wurde das Konzert des 60-Jährigen vom Bürgermeister persönlich abgeblasen.
Wer an Heiligabend geboren ist, in einem katholischen Kindergarten in Oberbayern erzogen wurde und dann auch noch Mitglied in einem alpenländischen Trachtenverein war, der kann kein ganz schlechter Mensch sein – auch wenn er grantelt und zetert und schlimme Worte verwendet, auch wenn er gerne Gras raucht oder pudelnackert in kalte Bergseen springt oder auf die Staatsmacht schimpft. Bei ihm daheim in Reichenhall, da kennen sie ihn, den Söllner Hans. Da sagen sie: Ja mei, der Hans, manchmal übertreibt er’s ein bisserl, aber der passt scho’.
Auftritt-Verbot für Hans Söllner
Ein Stück weiter westlich am Alpenrand, in Wallgau, da ist die Toleranz offenbar nicht ganz so ausgeprägt. Dort haben sie den bayerischen Anarcho-Musiker jetzt kurzerhand nicht auftreten lassen, weil er, so empfand es die offenbar sensible Wallgauer Seele, ein bisserl zu grob geworden ist. Als „Deppen“ hat er sie beschimpft und als „Eingeborene“, weil sie für das Spektakel von Obama, Merkel und Co. beim G-7-Gipfel die Staffage abgegeben haben. Das war zu viel. Der CSU-Bürgermeister sorgte für die Absage des Konzerts. Was im Berchtesgadener Land noch durchgehen mag, das geht im Isartal noch lange nicht.
Dieses Jahr an Heiligabend wird Hans Söllner 60 Jahre alt. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass dieses Datum so ausgiebig gefeiert wird wie der 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß oder der 70. von „Kaiser“ Franz Beckenbauer. Doch da und dort werden schon ein paar freundliche Zeilen über den bayerischen Gitarren-Revoluzzer geschrieben werden. Er ist schließlich auf seine Art auch ein Original. Und dann kann ja auch die Wallgauer Obrigkeit noch einmal drüber nachdenken, ob der Platzverweis nicht etwas übertrieben war.
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