Keine Angst beim Boston-Marathon
Benedikt Geh aus Margertshausen erfüllt sich einen Lebenstraum: Einmal beim Boston-Marathon mitlaufen. Angst hat er nicht, dafür einen Anlass zum Feiern.
Einmal im Leben beim Boston-Marathon dabei sein – diesen Traum verfolgt Benedikt Geh, Bankangestellter aus Margertshausen (Landkreis Augsburg), seit gut 20 Jahren. Zusammen mit rund 36.000 anderen Läufern durch die Gasse aus Millionen von jubelnden Zuschauern rennen. „Das ist wie ein Beschleunigungstunnel“, schwärmt der 51-jährige Geh. Für ihn stand schon lange fest, „wenn ich einmal über den großen Teich fliege, dann muss es der Boston-Marathon sein“.
Der Marathon in der Millionenstadt an der amerikanischen Ostküste zählt zu den Läufen mit der längsten Tradition. Beim ersten Lauf 1897 traten 15 Athleten gegeneinander an. Inzwischen wollen so viele teilnehmen, dass sich die Läufer für den Marathon qualifizieren müssen, indem sie in einem maximal 18 Monate zurückliegenden Lauf eine vorgegebene Zeit unterschreiten. Die Qualifikationszeiten lagen für den Lauf im Jahr 2014 bei 3 Stunden und 5 Minuten für Männer der Altersklasse bis zu 35 Jahren. Geh musste eine Qualifikationszeit von etwa dreieinhalb Stunden unterbieten. Dazu kommt eine Startgebühr von rund 150 Euro.
Die Freude am Boston-Marathon kann ihm auch der Terror nicht nehmen
Er hat es geschafft. Am Montag wird sein Traum endlich wahr. Nach langer Vorbereitung steht Geh gemeinsam mit einem Freund bei dem berühmten Boston-Marathon an der Startlinie. Geh ist ein erfahrener Läufer – er weiß sich seine Zeit einzuteilen. Er will den Marathon, den Außenstehende wohl eher als Qual betrachten, genießen. „Aus dem Alter, in dem wir Bestzeiten anstreben, sind wir raus“, sagt Geh. Hinzu kommt ein besonderes Schmankerl: Geh wird am Montag 52. „Ich wollte immer schon einmal eine Party mit 40000 Leuten feiern“, scherzt er.
„Ich freu mich drauf“, sagt er kurz und knapp. Diese Freude kann ihm auch der Terroranschlag vom vergangenen Jahr nicht nehmen. „Ich geh mal davon aus, dass da ähnlich viele Sicherheitsleute wie Läufer sein werden.“ Die Sicherheitsvorkehrungen seien äußerst streng. Nicht einmal seinen Rucksack dürfe er mitnehmen. Sogar die dicke Laufweste muss Geh im Hotel lassen.
Geh: Boston-Marathon war eine fixe Idee
Was das Risiko eines erneuten Anschlags auf das Großereignis betrifft, gibt sich Geh ganz entspannt: „Wenn ich daran denke, was mir jeden Tag da draußen passieren kann, dann dürfte ich gar nicht aus dem Bett steigen – andererseits sterben die meisten Menschen im Bett. Das ist reine Kopfsache.“
Er habe aber auch schon Läuferkollegen erlebt, denen das Risiko nach Ankündigungen von Anschlägen auf sportliche Großereignisse zu groß war. „Die sind dann trotz der langen und intensiven Vorbereitung wieder abgereist“, erinnert sich Geh.
Natürlich seien Freunde, Familie und Kollegen froh, wenn er am Mittwoch wieder heil in der Heimat lande, aber richtig in Sorge ist laut Geh niemand.
Der Boston-Marathon sei einfach eine fixe Idee gewesen. „Sicher eine Sache, bei der viele den Kopf schütteln“, räumt Geh ein. Doch sein Lebensmotto orientiert sich an dem humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam: „Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“
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