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Religion
26.09.2018

Kirche in der Krise: Wie ein Pfarrer gegen den Glaubensschwund kämpft

Pfarrer Max Bauer in der vom Tornado verwüsteten und wieder aufgebauten Salzbergkapelle
Foto: Daniel Biskup

Wer Pfarrer Max Bauer begleitet, erlebt ein Land im Umbruch. Gotteshäuser werden immer leerer, die CSU ist nicht mehr der natürliche Verbündete der Kirche.

An einem der letzten heißen Tage dieses Sommers sitzt Pfarrer Max Bauer auf einer Holzbank vor der Salzbergkapelle. Er blickt ins Tal, auf den Zwiebelturm der Anwaltinger Kirche, auf die Felder und die Marienstatue zu seiner Rechten. Wie sie da auf ihrer steinernen Säule steht, erinnert sie an die „Patrona Bavariae“ – die Schutzheilige Bayerns auf dem Marienplatz im 80 Kilometer entfernten München. Der Himmel wölbt sich in Weiß und Blau übers Land. Eine heile Welt. So stellt man sich im Rest Deutschlands den Freistaat vor.

Doch heil ist diese Welt nur auf den ersten Blick; auf den zweiten fällt zum Beispiel auf, dass der rechte Zeigefinger der ansonsten schwarzen „schmerzhaften Muttergottes“ silbern in der Sonne glänzt. Aus dem Himmel der Bayern war am 13. Mai 2015, dem Tag vor Christi Himmelfahrt, ein Tornado über Teile des Landkreises Aichach-Friedberg gekommen. Er suchte Anwalting, Gebenhofen und Affing heim, so sah es mancher damals. „Wo war unser Herrgott?“, wurde Max Bauer gefragt.

Immer weniger Menschen besuchen Gottesdienste.
Foto: Daniel Biskup

CSU ist nicht mehr der natürliche Verbündete der Kirche

Der heute 35-Jährige ist Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Affing. Seine Gemeinde und er stehen beispielhaft dafür, wie sich Bayern gewandelt und mit welch tief greifenden Problemen die katholische Kirche selbst hier zu kämpfen hat. Dennoch spielen sie und der christliche Glaube eine möglicherweise entscheidende Rolle bei der Landtagswahl. Wer Max Bauer eine Zeit lang begleitet, erlebt ein Bayern, in dem Gotteshäuser leer sind und die CSU nicht mehr der natürliche Verbündete der Kirche ist. Aber auch Katholiken, die sich stark engagieren.

Bauer wischt sich die Schweißtropfen von der Stirn. Erzählt von der Nacht des Tornados. Gegen 22.30 Uhr saß er in seinem Büro im Pfarrhaus, der Wind drückte durch die Lüftungsklappen. Feuerwehrleute sperrten die Straße ab. Bis vier Uhr war er in Affing und im benachbarten Gebenhofen unterwegs, spendete den Menschen Trost. Erst am Morgen wurde ihm das Ausmaß der Verwüstungen bewusst. Weggerissene Hausdächer, Ziegel, die in Autos gekracht waren, die Salzbergkapelle in Trümmern. Bauer kämpfte sich durchs Geäst umgeknickter Kiefern zu ihr hoch. „Dann sah ich die Muttergottes, die mitten im Chaos stand und bis auf ihren Zeigefinger unbeschädigt blieb.“ Er ist den Tränen nahe, als er das sagt.

Zwei Jahre später war die Salzbergkapelle renoviert. Ungezählte Bürger und engagierte Katholiken wie Rosmarie Sedlmeir oder Ingrid Mägele packten mit an. Samstag für Samstag organisierten sie den Wiederaufbau, verlegten Pflastersteine, pflanzten Rosen. Dass niemand bei dem Unwetter schwer verletzt oder gar getötet worden ist, dass die Muttergottes dem Tornado trotzte – „das ist ein Wunder“, glauben sie und Bauer.

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Über 200 Kirchenaustritte in den vergangenen zehn Jahren

Ob der kriselnden Institution katholische Kirche ebenfalls ein Wunder widerfährt? In Bauers Pfarreiengemeinschaft leben fast 5440 Menschen, gut 3850 davon sind katholisch. In den vergangenen zehn Jahren gab es über 200 Kirchenaustritte. Bauer nennt Entfremdung, die Kirchensteuer und die Kirchenskandale als Gründe. In Regensburg oder in Ettal wurden Kinder von Geistlichen missbraucht. „Gerade den Finanzskandal im Bistum Eichstätt haben wir deutlich bemerkt“, sagt er. Und: „Kinder wissen nicht mehr, wie das Kreuzzeichen oder das Vaterunser geht.“ Der Glaube ist nicht mehr selbstverständlich.

An einem Dienstagnachmittag führt er ein Traugespräch im Pfarrhaus. Bauer hat aufs Läuten der Türklingel gewartet. Sie ist 26, er 29, beide arbeiten in der Landwirtschaft. Bauer spricht leise und im oberbayerischen Dialekt seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm.

„Warum meinst du, dass er der Richtige ist?“, fragt Bauer.

Sie: „Weil’s Liebe auf den ersten Blick war. Unser Sohn ist daraus entstanden, das Beste, was hätt’ passieren können.“

„Und jetzt du!“

Er: „Des Gleiche. Liebe auf den ersten Blick, der Kleine. Und weil sie einen großen Fendt hat.“

Alle lachen. Bauer beantwortet Fragen wie: Muss das Hochzeitskleid hochgeschlossen sein? Der Bulldog, er meint den Fendt, sei auf dem Land ein Statussymbol, erklärt Bauer anschließend. Schon muss er weiter zu einem 80. Geburtstag.

Pfarreiengemeinschaft: Ein Pfarrer ist zuständig für sechs Dörfer

Auf dem Weg dorthin tritt er plötzlich auf die Bremse seines Opel Corsa und kurbelt die Scheibe herunter. „Soll ich euch mitnehmen?“ Das ältere Paar in Tracht steigt ein. „Man fährt ja nicht alle Tag mit dem Herrn Pfarrer“, sagt sie. Der Jubilar feiert am Ortsrand von Gebenhofen in einer ehemaligen Maschinenhalle. Sie ist dekoriert mit Geweihen, Schießscheiben, Heugabeln. „Mit der Säge da, da haben wir uns plagen müssen“, sagt der Jubilar. „Aber die Zeit bleibt nicht stehen.“ Bauer nickt. Er schenkt ihm eine Großdruck-Ausgabe des Gotteslobes. Nach einer Stunde muss er weiter.

Für Max Bauer ist die Pfarreiengemeinschaft Affing seine erste Pfarrstelle. Am 1. September 2013, dem Tag seines Amtsantritts, wurden die ehemals eigenständigen Pfarreien Affing, Aulzhausen, Gebenhofen mit Anwalting, Mühlhausen und Haunswies zusammengelegt. Weniger Gläubige, weniger Pfarrer, mehr Arbeit für einen wie Max Bauer. Einst hatte jedes Dorf einen Pfarrer, nun gibt es einen für sechs. Bauer macht im Prinzip alles mal sechs.

Eine Rechnung, von der noch ungewiss ist, ob sie aufgeht. Eine von Bauers wichtigsten Aufgaben ist es, aus sechs Gemeinden eine Gemeinschaft zu machen und zugleich den Menschen das Gefühl zu geben, dass ihre Kirche im Dorf bleibt. Er hat ein vielleicht unerreichbares Ziel: „Glaubensschwund und Kirchenaustritte verlangsamen“.

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Besuchten 2005 in den Gemeinden seiner heutigen Pfarreiengemeinschaft durchschnittlich 1025 Menschen sonntags einen Gottesdienst, waren es in diesem Jahr 648. Den noch aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2017 zufolge nahmen im Bistum Augsburg 12,5 Prozent der Katholiken am Sonntagsgottesdienst teil. In allen deutschen Bistümern waren es 9,8 Prozent. 20 Jahre zuvor – 17,6 Prozent.

Ruhestandspfarrer Jakob Zeitlmeir sitzt in Anwalting im Büro seiner Wohnung vorm Computer und öffnet ein Dokument. Auf sechs Seiten hat er aufgeschrieben, wie der Glaube hier die Menschen prägte. Versehgang, Aloisiuskommunion… Sind längst in Vergessenheit geraten. Zeitlmeir wurde in Anwalting geboren, war in Nördlingen Pfarrer, jetzt lebt er wieder unterhalb der Salzbergkapelle. Der 88-Jährige unterstützt Max Bauer nach Kräften.

In seinen Kindheitserinnerungen erscheinen Pfarrer als einflussreiche und gefürchtete Respektspersonen. „Ist man im Dorf dem Pfarrer begegnet, hat man ihm die Hand gegeben, eine Kniebeuge gemacht und gesagt: ,Gelobt sei Jesus Christus‘“, hat er notiert. Habe der Pfarrer einen nicht gesehen, sei man schnell abgehauen. Denn der Pfarrer kontrollierte die Kinder. Beim Gänsehüten etwa sollten sie Bibel und Katechismus studieren.

Früher selbstverständlich: "Christenlehre"-Unterricht beim Pfarrer

Zeitlmeir ist das fünfte von sieben Kindern der Magd Sofia und des Landwirts, Malers und Waldarbeiters Johann. Mit zwölf besuchte er vormittags die Volksschule, nachmittags arbeitete er bei einem Bauern. Erst auf dem Feld, danach im Kuhstall. Oft bis 21 Uhr. An den Sonntagen musste er in den Gottesdienst und, bis zu seinem 18. Geburtstag, zum „Christenlehre“-Unterricht des Pfarrers. Der konnte streng sein: An Mädchen, die mit offenen Haaren in den Gottesdienst kamen, störte er sich. „Die Zeit ist über ihn hinweggegangen“, sagt Zeitlmeir.

Ja, die Zeit. Zwar war der erste Bulldog Anwaltings, ein Lanz mit 20 PS, 1938 ins Dorf gekommen. Ein Sensations- und Neidobjekt. Doch bis in die 60er hinein wurden Ochsen und Pferde vor den Pflug gespannt. 1960 wurde Jakob Zeitlmeir mit 20 weiteren jungen Männern zum Priester geweiht. In Max Bauers Weihejahrgang 2009 waren sie sechs. Zwei haben bereits aufgehört.

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An einem Donnerstagabend läuft Bauer zügigen Schrittes die knapp anderthalb Kilometer vom Pfarrhaus in Affing nach Aulzhausen. Läuft vorbei an der Flüchtlingsunterkunft und dem Supermarkt und öffnet um 19.05 Uhr die Tür der Sakristei. Aus dem Kirchenschiff dringt monoton: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen …“. Bauer begrüßt die beiden Ministranten, fährt sich mit dem Kamm durchs Haar, und pünktlich um 19.15 Uhr, die Kirchenglocken läuten, beginnt die Messe. Nicht einmal zwei Dutzend Kirchgänger verteilen sich auf die Kirchenbänke.

Eine Fürbitte richtet sich an diejenigen, die „Macht ausüben in Politik und Gesellschaft“. Wer will, kann dabei sowohl an Pfarrer Max Bauer als auch an den Affinger Bürgermeister Markus Winklhofer denken. Winklhofer ist Vertreter der „Christlichen Bürgervereinigung Affing“ und zudem Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Affing-Mühlhausen. Er nimmt sich viel Zeit für Fragen wie: Hängt in Ihrem Rathaus ein Kreuz? Und gibt es dazu eine Geschichte?

Ein berufener Seelsorger, eine Integrationsfigur

„In unserem Verwaltungsgebäude hängen seit langem vier Kreuze, Herkunft und Geschichte unbekannt. Sie waren immer schon da und gehören einfach dazu, wie eben auch daheim.“

Wie würden Sie mit einem Satz beschreiben, wie sehr sich Ihre Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat?

„Die Stadt ist nähergekommen.“

Winklhofer meint den Strukturwandel. In der gesamten Gemeinde leben Pendler. Den Ortsteil Mühlhausen trennen nur wenige Fahrminuten mit dem Auto von der A8 und der Großstadt Augsburg. Zugezogene in den Neubaugebieten verbindet mit ihrem Wohnort mitunter weniger als mit ihrem Herkunftsort. Während sich Mühlhausen spürbar an der Großstadt ausrichtet, sind die anderen Ortsteile eher ländlich und landwirtschaftlich geprägt. Noch.

Wie Bürgermeister Winklhofer Pfarrer Bauer einschätzt?

Er nennt ihn einen berufenen Seelsorger, eine Integrationsfigur. Er habe zu ihm ein „gewissermaßen kollegiales Verhältnis“.

Söders Kreuz-Erlass fand durchaus Befürworter in Reihen der Kirche

Auf landespolitischer Ebene dagegen ist zwischen einigen CSU- und Kirchenvertretern spätestens in diesem Jahr etwas zerbrochen. Früher riefen Pfarrer vereinzelt dazu auf, die CSU zu wählen. In Affing erzählt man sich, dass einer gegen die ihm bekannt gewordenen SPD-Wähler gewettert habe. Kommunisten! Heute gilt mancher Pfarrer, Bischof und Kardinal manchem CSU-Politiker wegen seiner Kritik an der Flüchtlingspolitik als links und Ärgernis. Anschauungsmaterial für das angespannte Verhältnis bietet der sogenannte Kreuz-Erlass des – evangelischen – Ministerpräsidenten Markus Söder und ein reichlich verunglückter Scherz von CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer.

Söder brachte im April vor laufenden Kameras ein Kreuz in der Staatskanzlei an. Das Kabinett hatte eine Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern beschlossen: „Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist (...) ein Kreuz anzubringen.“ Das Kreuz, so Söder, sei weniger ein religiöses Symbol, sondern ein Bekenntnis zur bayerischen Identität. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx schäumte, die Anordnung löse „Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“ aus.

Während der Kreuz-Erlass durchaus Befürworter in Reihen der Kirche fand, vertiefte im Juli dann Seehofer den Graben zwischen Teilen der Kirche und Teilen der CSU weiter.

Mit dem Satz: „Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 – das war von mir nicht so bestellt – Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden.“ Für den Würzburger Studentenpfarrer Burkhard Hose „war das der traurige Höhepunkt einer entmenschlichten Politik“. Er kenne „einige CSU-Mitglieder, Priester, Ordensleute“, die der aktuelle Rechtskurs der Partei fassungslos werden lasse. Nicht viele äußern sich öffentlich derart klar wie Hose. Hinter vorgehaltener Hand tun sie es jedoch, und ob sie ihr Kreuz bei der CSU machen werden, erscheint fraglich.

Pfarrer Max Bauer: "Die Leute haben irrationale Ängste"

Max Bauer hat den „Asylkreis Affing-Anwalting“ mitbegründet. 2014 erhielten die Ehrenamtlichen den Integrationspreis der Regierung von Schwaben. Er weiß, dass sein Engagement nicht jedem gefällt. „Die Leute haben irrationale Ängste. Vor Vergewaltigung, oder dass die Flüchtlinge alle Terroristen sind.“ Als Pfarrer müsse er für alle da sein, gleichwohl sagt er unmissverständlich: „Liebe deinen Nächsten – das heißt auch, den Flüchtling zu lieben.“ Stand Juli lebten in seiner Pfarreiengemeinschaft 29 Asylbewerber in fünf Unterkünften.

Bauer läuft zügigen Schrittes nach Gebenhofen. Er wird erwartet. Um 20.20 Uhr nimmt er am Küchentisch eines Paares Platz, dessen Kinder er taufen soll. Das Paar – sie römisch-katholisch, er ungetauft – ist standesamtlich verheiratet.

„Habt’s ihr vor, kirchlich zu heiraten?“, fragt Bauer.

Sie: „Nein.“

„Meldet’s euch, wenn ihr’s euch anders überlegt’s.“

Alle lachen. Bauer beantwortet Fragen wie: Wie viel Wasser bekommen die Kinder über den Kopf?

Um 21.30 Uhr ist er an jenem Donnerstag zurück in seinem großen Pfarrhaus. Allein mit sich und seiner Arbeit. Der Samstag naht und mit ihm eine Fahnenweihe, eine Taufe und zwei Hochzeiten. Einladungen zum Essen hat er bereits freundlich abgelehnt. „Aha, voller Termin-Plan“, sagten die Gläubigen. Oder: „Ganz schön was los?“

Berufliches und Privates verschmelzen, der Pfarrer hastet von Termin zu Termin

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Max Bauer, 35 Jahre alt, vor zwei Jahren eine dreimonatige Auszeit nehmen musste. „Alles sollte perfekt sein“, sagt er. Und so endeten seine Tage gegen Mitternacht, Berufliches und Privates verschmolzen. Wird ein Pfarrer nicht überall gebraucht? Bauer wollte jedem gerecht werden, hastete von Termin zu Termin, bis er nicht mehr konnte. Erschöpfungszustand. Unruhe, Schlaflosigkeit, Kraftlosigkeit – er war ausgebrannt und ließ sich behandeln. Das Laufen ist für ihn ein Weg, um dem Stress zu entgehen und um Kraft zu sammeln.

Er erhebt sich von der Holzbank vor der Salzbergkapelle. „Wenn ein Gewitter aufzieht, denken viele noch immer an den Tornado. Er lastet bis heute schwer auf den Seelen“, sagt Pfarrer Max Bauer.

Er muss weiter.

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