Elftes Todesopfer in Bad Aibling
Nach dem schweren Zugunglück in Bad Aibling gibt es ein elftes Todesopfer. Ein 47 Jahre alter Mann aus dem Landkreis München erlag in einer Klinik seinen Verletzungen.
Das schwere Zugunglück im oberbayerischen Bad Aibling hat elf Todesopfer gefordert. Wie die Polizei mitteilte, ist ein 47 Jahre alter Mann am Donnerstag in einer Klinik verstorben.
In Bad Aibling sind die Bergungsarbeiten fortgesetzt worden - Ende der Woche sollen sie beendet sein. Ein ökumenischer Gottesdienst soll am Sonntag der Opfer des Zusammenstoßes zweier Regionalzüge gedenken. Bayern hat für Sonntag Trauerbeflaggung angeordnet. An sämtlichen staatlichen Dienstgebäuden sollen die Flaggen auf Halbmast wehen, wie die Regierung von Oberbayern am Donnerstag mitteilte. Die Gemeinden, Landkreise und der Bezirk sowie die übrigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts wurden gebeten, in gleicher Weise zu verfahren.
Bei den weiteren zehn Todesopfern handelt es sich um Männer im Alter von 24 bis 60 Jahren. Die Polizei aktualisierte zudem die Zahl der Verletzten: Demnach gebe es nach neuestem Stand 21 Schwerverletzte und 62 Leichtverletzte. "Der Gesundheitszustand einiger Schwerverletzter ist nach wie vor ernst", hieß es. Einer von ihnen schwebe in Lebensgefahr. Er sei in einem "sehr, sehr schlechten Zustand".
Dritte Blackbox nach Zugunglück von Bad Aibling noch nicht gefunden
Die Fachleute arbeiteten derweil mit schwerem Gerät an der Bergung der zwei Zugwracks. Am Donnerstagvormittag zogen sie fünf noch fahrfähige hintere Waggons zu den jeweils nächstgelegenen Bahnhöfen, nachdem die Arbeiten in der Nacht unterbrochen worden waren. Abschlossen werden sollen die Arbeiten nach Angaben der Deutschen Bahn spätestens am Sonntag.
Den dritten noch vermissten Fahrtenschreiber konnten die Beteiligten bis zum Mittag nicht finden. "Es geht sehr langsam voran, weil es sehr schwierig ist, diese beiden ineinander verkeilten Zuggarnituren voneinander zu trennen", erläuterte ein Polizeisprecher. "Wir hoffen, dass wir heute, vielleicht morgen an die Blackbox herankommen."
Die Fahrtenschreiber zeichnen ähnlich wie in Flugzeugen wichtige Informationen während der Fahrt auf. Das Unglück hatte sich am Dienstagmorgen auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim ereignet. Erschwert werden die Aufräumarbeiten von den gleichen Umständen wie bei der Rettung der Opfer: Die Unglücksstelle liegt in einem Waldstück an einer Hangkante, die steil zu einem Kanal abbricht, und ist nur schwer zu erreichen.
Polizei zur Ursache: Kein dringender Tatverdacht gegen Fahrdienstleiter
Auch die Frage nach der Ursache für eines der schwersten Bahnunglücke in der Geschichte der Bundesrepublik beschäftigt Überlebende, Angehörige und Ermittler weiter. Polizei und Staatsanwaltschaft betonten am Mittwoch, es könne noch Wochen dauern, bis Klarheit herrsche. Eine 50-köpfige Sonderkommission arbeitet an dem Fall. Das Unglück soll in der kommenden Woche auch Thema im Verkehrsausschuss des Bayerischen Landtags sein.
Bisher gebe es keine Hinweise auf einen technischen Fehler oder auf Fehler bei der Signalbedienung durch einen der Lokführer, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Ein Polizeisprecher vor Ort sagte, ein Fehler oder Vergehen - etwa des diensthabenden Fahrdienstleiters - könne zwar nicht ausgeschlossen werden. Doch sei der Fahrdienstleiter bereits unmittelbar nach dem Zusammenstoß befragt worden. Daraus ergebe sich noch "kein dringender Tatverdacht", sagte Polizeisprecher Jürgen Thalmeier. dpa
Die Diskussion ist geschlossen.