Medikamente ins Getränk gemischt
Ein Krankenpfleger hat seinen Kollegen über Monate hinweg Medikamente in die Getränke gemischt.
Passau (ddp-bay). Ein 27 Jahre alter Krankenpfleger hat seinen Kollegen über Monate hinweg Medikamente in die Getränke gemischt.
Er wollte sich an seinen Kollegen rächen: Deshalb nahm der 27-jährige Pfleger heimlich Milchtüten aus dem Kühlschrank seiner Station im Passauer Krankenhaus und träufelte nach eigenen Angaben mehrere Tropfen des verschreibungspflichtigen Medikaments Haldol hinein. Über ein Jahr hinweg habe er die Dosis nach und nach gesteigert, gab der Tatverdächtige in einem Verhör bei der Polizei an. Am Donnerstag wurde er einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der über einen Haftbefehl gegen ihn entscheiden sollte.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten sich bei den Kollegen des Pflegers im vergangenen Herbst erste Folgen gezeigt: Mehrere von ihnen fühlten sich aus scheinbar unerklärlichen Gründen schlapp und müde. "Bei einigen kam es zu Gesichtslähmungen und Kiefersperren", schilderte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch auf ddp-Anfrage die Ermittlungsergebnisse.
Bei einer Blutuntersuchung der Mitarbeiter wurden schließlich Rückstände des Medikaments festgestellt. Die Kollegen alarmierten die Polizei, der Krankenpfleger wurde am Mittwoch festgenommen und legte ein Geständnis ab. "Die Strafe für gefährliche Körperverletzung liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren", sagte Walch.
Das Motiv war offenbar Rache. Den Angaben zufolge hatten seine Kollegen den Krankenpfleger beschuldigt, immer wieder Geld aus der Trinkgeldkasse genommen zu haben - zu Unrecht, wie der Tatverdächtige bei der Polizei beteuerte. Erst habe sich die Wut des 27-Jährigen nur gegen eine Mitarbeiterin gerichtet, berichtete Walch und fügte hinzu: "Eine Frau hatte ihn besonders massiv beschuldigt, sie war sein Zielopfer." Doch dann seien auch die anderen Kollegen misstrauisch geworden und hätten ihn verdächtigt. "Da hat sich sein Zorn gegen alle gerichtet", sagte der Oberstaatsanwalt.
Im November 2006 begann der Krankenpfleger nach eigenen Angaben damit, das Nervenmittel in die Tetrapackungen zu schütten. Aus dem Kühlschrank bedienten sich alle 23 Mitarbeiter der Station, darunter Pfleger, Krankenschwestern und ein Arzt. "Damit sind die Patienten ausgeschlossen", betonte Walch. Von ihnen sei niemand zu Schaden gekommen. Doch insgesamt 14 Mitarbeiter klagten über Beschwerden. Sie mussten ärztlich behandelt werden, drei davon sogar stationär.
Das Medikament wurde auf der Station in kleinen Mengen zur Beruhigung der Patienten eingesetzt. Ob bei einem der Klinik-Mitarbeiter dauerhafte Schäden zu befürchten seien, werde nun überprüft, sagte der Oberstaatsanwalt. Die Ermittlungen seien noch ganz am Anfang.
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