Menschen in Bayern haben viele Vorbehalte gegen Muslime
Die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität untersucht die Haltung der Bayern und stellt fest: Viele Bevölkerungsgruppen werden im Freistaat ziemlich skeptisch beurteilt.
Mit 56 Prozent steht deutlich mehr als die Hälfte der Menschen in Bayern Muslimen eher ablehnend gegenüber. Mehr als jeder Fünfte hegt sogar sehr starke Ressentiments gegen Muslime.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität unter Leitung des Soziologen Christian Genser. Die Wissenschaftler hatten gut 1700 Menschen in ganz Bayern 58 Fragen zu ihren Einstellungen über Minderheiten in der Gesellschaft gestellt. Die Studie wurde unter anderem von den Gewerkschaften, der evangelischen und der katholischen Kirche oder dem Jugendring in Bayern unterstützt.
Doch nicht nur Muslime sehen sich nach den Forschungsergebnissen der Wissenschaftler mit Vorurteilen der Gesellschaft konfrontiert: So stehen etwa 35 Prozent der Befragten Langzeit-Arbeitslosen kritisch gegenüber. Ebenfalls 35 Prozent haben Vorbehalte gegen Sinti und Roma, zehn Prozent davon sehr starke.
Auch Flüchtlinge im Allgemeinen sind bei vielen Menschen in Bayern unbeliebt
Und auch Flüchtlinge stoßen in Bayern auf viel Ablehnung: 32 Prozent der in der Studie Befragten hatten eine eher negative Haltung gegenüber dieser Gruppe.
Von einer generellen Ausländerfeindlichkeit in Bayern zu sprechen, wäre jedoch übertrieben: Immerhin 56 Prozent der Befragten hegen nach der Studie keine Vorbehalte gegen Ausländer, weitere 34 Prozent haben hier geringe Ressentiments. Auch die Hautfarbe spielt für die meisten Bayern keine große Rolle: Fast drei Viertel der Befragten haben hier überhaupt keine Vorbehalte, weitere 16 Prozent nur geringe Ressentiments.
Und auch Homosexuelle können auf weitreichende Akzeptanz in Bayern zählen: 54 Prozent der Befragten haben hier keine, weitere 27 Prozent nur geringe Vorurteile.
Etwas differenzierter ist dagegen die Einschätzung von Juden in Bayern: Zwar haben vier von zehn Befragten laut Studie keine antisemitischen Ressentiments. Jeder Fünfte hat dagegen mittlere bis starke Vorbehalte.
Während eine Auswertung für einzelne bayerische Regionen noch nicht vorliegt, gibt es bereits einen Vergleich der Landeshauptstadt München mit dem übrigen Bayern: Demnach sind die Vorbehalte gegen Minderheiten außerhalb Münchens deutlich stärker verbreitet als in der größten Stadt Bayerns – bei der Muslimenfeindlichkeit etwa mit einer Ausprägung von 60 Prozent in Bayern zu 49 Prozent in München.
Männer hegen der Studie nach öfter Abneigungen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen
Auch beim Antisemitismus (24 Prozent zu 18 Prozent), Abwertung Homosexueller (23 zu 15) oder der Abwertung von Flüchtlingen (35 zu 28) gibt es laut Studie deutliche Unterschiede zwischen München und dem übrigen Bayern.
Interessant auch Abweichungen zwischen den Geschlechtern bei den negativen Einschätzungen bestimmter Minderheiten: Während Ressentiments gegenüber Muslimen oder Sinti und Roma recht gleichmäßig zwischen Männern und Frauen verteilt sind, sind Männer deutlich öfter gegen Ausländer, Juden, Homosexuelle und Flüchtlinge negativ eingestellt. Frauen wiederum hegen im Vergleich zu Männern mehr Vorurteile gegen Menschen anderer Hautfarbe oder gegen Arbeitslose.
Überdurchschnittlich starke Vorurteile etwa gegen Muslime, Flüchtlinge oder Juden äußerten im Vergleich zu Protestanten oder Menschen ohne Bekenntnis auch gläubige Katholiken in Bayern.
Die Abweichungen seien aber nicht so stark, um das Problem gruppenbezogener Vorurteile auf einzelne Teile der Mehrheitsgesellschaft beschränken zu können, warnte Studienleiter Ganser: „Ressentiments sind in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu finden und ein Phänomen, das auch in der Mitte der Gesellschaft stark anzutreffen ist.“
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