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Interview
30.03.2018

Menschen wollen zu Hause sterben - doch nur die wenigsten können es

Der Wunsch, in vertrauter Umgebung zu sterben, ist bei vielen Menschen groß. Realisieren lässt sich der Plan aber nur selten.
Foto: Martin Schutt, dpa

Ist es am Lebensende so weit, möchten viele Menschen in vertrauter Umgebung gehen. Doch der Wunsch wird unrealistischer. Woran das liegt und was zu tun ist.

Herr Prof. Schneider, Sie beschäftigen sich als Soziologe seit langem mit der letzten Lebensphase, dem Sterben. Viele Menschen fürchten, allein in einem Krankenhaus oder Altenheim zu sterben. Eine berechtigte Angst?

Prof. Werner Schneider: Nun, obwohl die überwiegende Mehrheit angibt, dass sie am liebsten zu Hause sterben möchte, erfüllt sich dieser Wunsch nur für einen kleinen Teil. Die meisten Menschen sterben in Krankenhäusern oder Altenheimen. Ob sie dort allerdings allein sterben, kann man so nicht mit Sicherheit sagen, da wir dazu noch zu wenig Belege haben. Die Wahrscheinlichkeit ist aber durchaus gegeben. Und je jünger die Menschen sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich der Wunsch, in vertrauter Umgebung zu sterben, realisieren lässt.

Weil sich die familiären Strukturen ändern ...

Schneider: Ja, und generell die Lebensläufe: Die Menschen, die jetzt hochbetagt sind und sterben, haben oft noch Kinder, die präsent sind, sie haben ihr Leben nicht selten an einem Ort gelebt. Doch die Lebensformen heute sind viel flexibler, unterschiedlicher. Die Menschen leben an wechselnden Orten, familiäre Strukturen lösen sich auf. Vor diesem Hintergrund wird es immer unwahrscheinlicher, dass sie zu Hause sterben.

Aber ins Heim wollen die wenigsten...

Schneider: Viele Heime versuchen das Sterben in ihren Häusern besser zu gestalten. Die Heime stehen dabei aber vor enormen Problemen: Konzipiert waren sie ursprünglich als ein letztes Zuhause. Und es gibt ja noch die Heimbewohner, die eine aktivierende Pflege brauchen. Doch immer mehr Menschen gehen erst ins Heim, wenn es gar nicht mehr anders geht. Daher werden Altenheime zunehmend zu Sterbeorten mit eigenen Herausforderungen.

Zu Sterbeorten, an denen – wie in den Kliniken – schon jetzt größte Personalnot herrscht. Wenn man bedenkt, dass immer mehr Menschen immer älter und kränker werden, führt das doch zum Kollaps des Systems, oder?

Schneider: Die Herausforderungen sind sehr groß, das stimmt. Doch wir sehen auch Fortschritte. Das wird vor allem deutlich, wenn man die Rahmenbedingungen von heute mit denen noch in den 60er, 70er Jahren vergleicht: Damals gab es beispielsweise in Deutschland noch keine Palliativmedizin, die sich darauf spezialisiert hat, das Leiden von Schwerstkranken und Sterbenden zu lindern. Heute haben vergleichsweise immer mehr Krankenhäuser und Heime eine solche Expertise zur Verfügung. Und der Hospizbewegung ist es auch zu verdanken, dass überhaupt das Thema „Gutes Sterben“ in die Mitte der Gesellschaft getragen wurde.

Inwiefern?

Schneider: Die Hospizbewegung rückte die Wünsche und die Bedürfnisse des Sterbenden und seiner Angehörigen in den Mittelpunkt. Denn wer am Ende mit der Erfahrung des Sterbens eines für sie wichtigen Menschen weiter umgehen muss, sind die weiterlebenden Angehörigen. Für die ist die Erfahrung eines guten, also eines möglichst schmerzfreien, begleiteten Sterben wichtig.

Aber können allein Hospizmitarbeiter den steigenden Bedarf auffangen?

Schneider: Die Hospizbewegung steht ebenfalls vor großen Herausforderungen. Zumal sich dort ein Generationenwechsel vollzieht. Sie ist eine Bürgerbewegung. Um genau zu sein, eine bürgerliche Frauenbewegung. Doch auch den Typus der bürgerlichen Frau, die sich nach der Familienphase umfassend einem Ehrenamt widmet, wird es in Zukunft so immer weniger geben. Daher wird es darauf ankommen, ob es der Bewegung gelingt, sich gesellschaftlich auf breitere Füße zu stellen: Frauen und Männer in verschiedenen Lebensphasen und aus verschiedenen Milieus.

Doch wird das reichen?

Schneider: Das Problem ist, dass im Gesundheitssektor gerade mit Blick auf die Personalnot immer nur an kleinen Stellschrauben gedreht wird. Dabei steht fest, dass an einer grundlegenden Neuausrichtung der Versorgungsinstitutionen mit Blick auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft kein Weg vorbeiführt. Vielleicht hilft uns hier sogar der grundlegende Wandel, den wir derzeit in der Wirtschaft beobachten: die Digitalisierung.

Kann die Technik die Lösung bringen?

Schneider: Ich rate hier zu einem realistischen Blick: Technik frisst nicht automatisch Menschlichkeit. Mit der Technik allein werden die Probleme aber auch nicht gelöst werden. Vielmehr stehen Politik und Gesellschaft vor der Beantwortung der Fragen: Welche Medizin beziehungsweise welche Versorgung wollen wir? Welche Sorgekultur möchten wir? Denn feststeht: Die auf breiter Front geleistete unbezahlte Familienfrauenarbeit, die bisher gerade in der Versorgung der letzten Lebensphase viel aufgefangen hat, wird es nicht mehr geben.

Müssen sich die Menschen also selbst stärker darum kümmern, dass jemand da ist, der sie am Lebensende umsorgt?

Schneider: Ja. Und das ist nur konsequent, wenn man bedenkt, dass wir in einer individualisierten Gesellschaft leben: Jeder beansprucht für sich Gestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten für sein Leben. Damit gehen gleichzeitig immer auch Gestaltungs- und Entscheidungszwänge einher. Ich muss mich entscheiden, was ich will, und das bis zum Lebensende. In letzter Konsequenz wird damit der Raum für ein gelingendes oder misslingendes Sterben geöffnet – und beim Sterben gibt es nur einen einzigen Versuch. Sterben wird also riskanter. Genauer gesagt: Altern und Sterben werden umso riskanter, je weniger es vermeintlich einfach so geschieht und je mehr es gesellschaftlich organisiert und individuell gestaltet wird.

Weil sicher nicht alle gewillt sind, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen.

Schneider: Ein Tabuthema ist Sterben längst nicht mehr. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie viele Menschen angeben, Erfahrungen mit dem Sterben anderer zu haben. Auch steigt die Zahl der Menschen, die eine Patientenverfügung haben. Klar ist aber auch: Seit langem ist belegt, dass Menschen umso früher sterben, je niedriger ihr sozialer Status ist. Und in Zukunft wird es eher mehr soziale Ungleichheit im Alter und vor allem auch im Sterben geben. Denn nicht jeder wird es schaffen, das nötige soziale Netz beizeiten zu knüpfen, das für ein gutes Sterben nötig ist. Je ärmer Menschen sind, desto weniger Netzwerke stehen ihnen zur Verfügung. Entscheidend ist hier das ökonomische, kulturelle und soziale Kapital, das jeder Einzelne zur Verfügung hat.

Das wäre ein Rückschritt. Dann entscheidet am Ende wieder nur das Geld.

Schneider: Nein, so pessimistisch würde ich das nicht sehen. Es liegt doch in unserer gesellschaftlichen und vor allem politischen Entscheidung, wie wir das gute Sterben organisieren. Das ist kein Naturgesetz. Außerdem leben wir zwar in einer individualisierten Gesellschaft, dass sie aber durch und durch egoistisch ist, wäre eine Fehlinterpretation: Es entstehen beispielsweise Nachbarschaftshilfen, bei denen sich Menschen um andere kümmern. Und eine Garantie für ein gutes Sterben gab es schließlich noch nie.

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