Missbrauchsvorwürfe: Was steht in den anonymen Schreiben?
Es gibt offenbar mehrere anonyme Schreiben mit Missbrauchsvorwürfen gegen den Stadtpfarrer von Pfaffenhofen. Doch was steht darin?
Einen Tag, nachdem in der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche der Augsburger Generalvikar Harald Heinrich die Bombe von den Missbrauchsvorwürfen gegen den örtlichen Pfarrer platzen ließ, fragen sich viele Menschen: Ist an der Geschichte wirklich was dran? Und wenn ja: Was genau soll er denn gemacht haben?
Heinrich selbst hat in seiner Ansprache vor der versammelten Kirchengemeinde am Fronleichnamstag von einem Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gesprochen. Welche konkreten Vorwürfe der oder die anonymen Briefeschreiber – die Kripo Ingolstadt spricht von mehreren Schreiben – dem Pfarrer aus Neuburg unterstellen, möchte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen allerdings nicht sagen. Nur so viel: Auf die Kripo werde eine große Zahl von Zeugenvernehmungen zukommen. Bis belastbare Daten gesammelt sind, werden „vielleicht Wochen, wahrscheinlicher aber Monate“ vergehen, sagte Peter Grieser vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord.
Pfarrer war offenbar sehr unbeliebt
Unstrittig ist dagegen, dass der Pfaffenhofener Pfarrer keinen leichten Stand in seiner Gemeinde hatte. „Er war sehr unbeliebt“, weiß ein Insider. Er beschreibt ihn als „schwierige Person“, die sehr ich-bezogen gewesen sei. „Er gibt den Takt vor und die anderen müssen sich danach richten.“ Dieses Vorgehen führte immer wieder zu Verwerfungen mit Ehrenamtlichen der Pfarrei, was den 49-jährigen Pfarrer letztlich dazu bewogen habe, Bischof Konrad Zdarsa am 10. März um seine Versetzung zu bitten. Diese Bitte wurde auch angenommen, der Pfarrer sollte Pfaffenhofen zum 31. August dieses Jahres verlassen.
Offenbar nur wenige Tage später – Harald Heinrich spricht von „Mitte März“ – ist im Bischöflichen Sekretaritat ein anonymes Schreiben eingegangen, das einen sexuellen Übergriff des Pfarrers schildert. Nachdem die diözesane Beauftragte für die Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs darüber informiert und auch der Pfarrer mit dem Schreiben konfrontiert worden war, hat die Diözese die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Bischof Zdarsa hat daraufhin den Pfarrer mit sofortiger Wirkung von seinem Amt entbunden. „Damit wird nicht bereits seine Schuld festgestellt“, betonte Heinrich. Dies sei Aufgabe der Staatsanwaltschaft.
Nachfolger des suspendierten Pfarrers wird Pfarrer Albert Miorin aus Augsburg, der seine Stelle aber erst zum 1. November antritt. Bis dahin wird Dekan Adolf Rossipal die Pfarrei leiten, der „zeitnah“ einen Priester zur Unterstützung bekommen soll.
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