Mitangeklagter belastet Zschäpe
Holger G. räumt Hilfe ein, will aber von den Terror-Taten nichts gewusst haben
München Im Münchner NSU-Prozess ist die Hauptangeklagte Beate Zschäpe erstmals massiv belastet worden: Der Mitangeklagte Holger G. beschrieb Zschäpe gestern in einer von ihm verlesenen schriftlichen Erklärung als gleichberechtigtes Mitglied des untergetauchten Trios mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos – eine Einschätzung, die bei einer Verurteilung Zschäpes von großer Bedeutung sein kann.
Holger G. räumte ein, die Terrorbande über mehr als ein Jahrzehnt bei ihrem Leben im Untergrund unterstützt zu haben. Von den Terrortaten will der heute 39-Jährige allerdings nichts gewusst haben: Bis zu seiner Verhaftung im November 2011 habe er es „nicht für möglich gehalten, dass Gewalt in diesem Ausmaß möglich wäre“, sagte er.
Den Hinterbliebenen der NSU-Mordopfer sprach er sein Mitgefühl aus: „Ich bin entsetzt über Ausmaß und Leid, das diese sinnlosen Taten verursacht haben“, sagte Holger G. mit zittriger Stimme. Was er getan habe, tue ihm „fürchterlich leid. Ich möchte mich dafür entschuldigen.“
Im Einzelnen gestand Holger G., der wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung angeklagt ist, dem Trio unter anderem seinen Reisepass und seinen Führerschein überlassen zu haben. Mit dieser Zweit-Identität mietete die Gruppe nach Ansicht der Bundesanwaltschaft unter anderem die Wohnmobile, die bei mehreren der insgesamt zehn NSU-Morde benutzt wurden. „Ich habe nie gedacht, dass sie damit Straftaten begehen“, rechtfertigte sich Holger G. vor Gericht.
Im Jahr 2000 oder 2001 überbrachte er dem Trio eine Schusswaffe, die allerdings nicht für die Morde benutzt wurde. G. hatte Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos Anfang der 1990er Jahre in der rechtsextremen Szene in Jena kennengelernt.
Nach dem Untertauchen des Trios 1998 sei Hilfe für die „Kameraden“ für ihn selbstverständlich gewesen. Er habe gewusst, an etwas Verbotenem teilzunehmen: „Aber die Dimension war mir nicht klar.“
Später habe er das Trio etwa einmal jährlich getroffen – auch nach seinem Szene-Ausstieg 2004. Beim letzten Treffen 2011 „hatte Beate sogar einen Kuchen gebacken“. Dass es für die NSU-Terroristen dabei vor allem um „Systemchecks“ ihrer Zweit-Identität ging, will G. erst viel später begriffen haben.
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