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  3. Zorneding: Morddrohungen gegen dunkelhäutigen Pfarrer: "Ich hatte Todesangst"

Zorneding
25.09.2017

Morddrohungen gegen dunkelhäutigen Pfarrer: "Ich hatte Todesangst"

„Wir schicken Dich nach Auschwitz“, stand auf einer Postkarte, die Olivier Ndjimbi-Tshiende 2015 als Pfarrer von Zorneding erhielt. Noch heute leidet er unter Angstzuständen.
Foto: Sven Hoppe, dpa (Archiv)

Olivier Ndjimbi-Tshiende wurde als Pfarrer aus Zorneding bekannt. 2016 musste er den Ort in Oberbayern fluchtartig verlassen. Es gab Morddrohungen. Wie er den Rassismus erlebte.

Herr Ndjimbi-Tshiende, können Sie sich noch an Ihren letzten Tag im oberbayerischen Zorneding erinnern?

Olivier Ndjimbi-Tshiende: Oh ja. Ich habe mich um den 6. März 2016 herum im Sonntagsgottesdienst von meiner Gemeinde verabschiedet. Am Montag habe ich alles vorbereitet, am Dienstag bin ich dann weg, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion.

Sie flüchteten regelrecht.

Ndjimbi-Tshiende: Es musste schnell gehen, ich hatte Todesangst. Ich bin zum Ordinariat nach München gefahren. Dort wurde ich abgeholt. Ein befreundetes Paar aus München hatte mir seine Haustürschlüssel gegeben. Sie sagten mir: „Hier ist der Schlüssel, wenn du einmal weg musst. Du kannst jederzeit zu uns kommen, egal, ob wir da sind oder nicht.“

Was dachten Sie damals?

Ndjimbi-Tshiende: Ich fühlte mich elend. Ich musste ja alles zurücklassen, alles, was ich mir seit 2012 in Zorneding in der Seelsorge und an Beziehungen aufgebaut hatte. Und was die Zukunft bringen würde, das war höchst ungewiss.

Wie ging es weiter?

Ndjimbi-Tshiende: Ich war ein paar Tage in München, danach kam ich in einem Nonnenkloster unter. Dort konnte ich mich ausruhen und nachdenken. Über mein Leben, über meinen Glauben, über die katholische Kirche, über das Christsein.

Wurde der Klosteraufenthalt zum Wendepunkt in Ihrem Leben?

Ndjimbi-Tshiende: Ja, das kann man so sagen.

Dass Sie ein CSU-Lokalpolitiker Ende Oktober 2015 als „Neger“ beschimpfte, machte Sie schlagartig bundesweit bekannt.

Ndjimbi-Tshiende: Ich war darauf nicht vorbereitet. Und ich hätte nie gedacht, dass meine vorausgegangene Kritik an einer CSU-Lokalpolitikerin einen derartigen Sturm auslösen würde.

Pfarrer von Zorneding: Von CSU-Lokalpolitiker als "Neger" bezeichnet

Diese hatte Asylbewerber aus Eritrea pauschal als Militärdienstflüchtlinge bezeichnet.

Ndjimbi-Tshiende: Meine Kritik war die normale Reaktion eines Pfarrers, der sich auf die Seite der Notleidenden stellt.

Am 30. November 2015 erhielten Sie dann eine Postkarte: „Wir schicken Dich nach Auschwitz. Amen! Du Nigger!“, stand darauf.

Ndjimbi-Tshiende: Und die Drohungen häuften sich. Sie wurden immer heftiger. „Wir kennen das Kennzeichen Ihres Autos!“ „Wir sehen, dass noch Licht an ist in Ihrer Wohnung!“ Da bekam ich wirklich Angst um mein Leben. Eines Tages stand ein Mann in der Kirche vor mir, etwa einen Meter von mir weg. Er war wutentbrannt. Er hatte vorher angekündigt, dass ich nach dem Gottesdienst nicht mehr existieren würde. In der Sakristei war deshalb die Polizei. Sie hätte mir in dieser Situation aber nicht helfen können. Wäre etwas passiert, es wäre wie ein grausames Theaterstück gewesen: Die Ermordung des Priesters am Altar und während der Messe!

Sie standen auch bereits dem Verfasser jener Postkarte gegenüber, der Sie nach Auschwitz schicken wollte.

Ndjimbi-Tshiende: Ja, im Gerichtssaal. Das war einer der schwierigsten Momente in meinem Leben. Ich hörte dann, wie seine Frau zu ihm sagte: Das war doch mal unser Pfarrer! Er behauptete dagegen, er kenne mich nicht. (Er erhielt eine Bewährungsstrafe.)

Der Mann war bei der Verhandlung 74 Jahre alt. Er wurde zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Haben Sie ihm verziehen?

Ndjimbi-Tshiende: Ich habe allen verziehen. Das muss ich als Christ. Vergessen kann ich die Geschehnisse aber nicht.

Sie erzählten mir vor zwei Jahren, dass Sie sich in einer anderen Pfarrei einmal den Satz „Unter einem Neger arbeite ich nicht“ anhören mussten. Von einem Angestellten der Kirche. (Anmerkung: Hier lässt sich das Gespräch aus dem Jahr 2015 nachlesen.)

Ndjimbi-Tshiende: Ja, ich habe Rassismus schon öfter erlebt. Auch unter Christen.

Sie studierten einst in München. 2005 kehrten Sie aus dem Kongo, Ihrer Heimat, zurück ins Erzbistum München und Freising, wo Sie seitdem als Priester arbeiteten. Wie erklären Sie sich den Hass gegen Sie?

Ndjimbi-Tshiende: Ich habe nur ansatzweise eine Erklärung dafür: In der Kirche im Gottesdienst sind wir Christen, danach vergessen wir das Wort Gottes sehr schnell wieder. Außerhalb der Kirche wird es für manche offenbar bedeutungslos. Dabei heißt es doch: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

Haben afrikanische oder indische Priester, die hier in den Gemeinden aushelfen, ähnliche Erfahrungen gemacht wie Sie?

Ndjimbi-Tshiende: Ich habe nicht so viel Kontakt zu ihnen, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Ich gehe davon aus, dass mögliche fremdenfeindliche Vorkommnisse Priestern gegenüber Einzelfälle sind. Ich habe in Deutschland auch viel, viel mehr Freundlichkeit als Fremdenfeindlichkeit erlebt. Ich habe so viele Freunde, manche Familie hier ist wie meine eigene.

Ndjimbi-Tshiende: Der Kirche helfen, "besser zu werden"

Im Wahlkampf fielen Spitzenvertreter der AfD mit rechtsradikalen Äußerungen auf. Werden solche Töne allmählich wieder salonfähig?

Ndjimbi-Tshiende: Das mag sein. Ich frage mich: Gibt es wirklich Christen in dieser Partei? Und: Wissen ihre Vertreter wirklich, welche Geschichte Deutschland hat? Die brutale Tragödie des Zweiten Weltkriegs; die Millionen Menschen, die danach auf der Flucht waren... Wissen sie das?

Die AfD wird im Bundestag vertreten sein. Wie denken Sie darüber?

Ndjimbi-Tshiende: Das ist für Deutschland nicht gut – auch wenn das viele ihrer Wähler meinen.

Sie haben Ihre Erfahrungen in einem Buch verarbeitet. Es liest sich stellenweise wie eine Abrechnung – mit der katholischen Kirche. Wollten Sie sich einmal Luft machen?

Ndjimbi-Tshiende: Es hat sich in der Tat bei mir etwas angestaut. Aber es hat sich auch in der katholischen Kirche etwas angestaut.

Sie schreiben von unbarmherzigen Würdenträgern, autoritätssüchtigen Priestern, von einer verlogenen Sexualmoral, Körperfeindlichkeit, Bigotterie. Ich habe noch nie von einem Priester eine so klare und umfassende Kritik am Zustand der Kirche gelesen.

Ndjimbi-Tshiende: Ich war immer schon kritisch, aber inzwischen ist mir vieles klarer geworden. Der priesterliche Zölibat zum Beispiel steht Jesus’ Handeln entgegen: Er hat Verheiratete zu Aposteln gemacht. Und die Kirche sagt, dies sei falsch? Da stimmt doch etwas nicht!

Sie fordern auch, dass Frauen zu Priesterinnen geweiht werden müssen.

Ndjimbi-Tshiende: Maria ist die Mutter Gottes! Sie hat Jesus zur Welt gebracht. Und da sollen Frauen nicht Priesterinnen werden dürfen? Das ist unlogisch.

Sie schreiben in Ihrem Buch: „Wie gerne hätte ich ein Baby von einer Frau“.

Ndjimbi-Tshiende: Ich bin da ganz offen. Aber genauso bleibe ich dem Zölibat treu. Und ich habe für mich eine Lösung gefunden: Da ich Kinder gerne mag, habe ich im Kongo, in Boma, ein Waisenhaus aufgebaut. Nun habe ich mehr als 20 Kinder!

Sie kritisieren die Kirche überaus scharf. Warum treten Sie nicht aus?

Ndjimbi-Tshiende: Weil ich sie trotz allem liebe. Ich will sie nicht schlecht machen, sondern ihr helfen, besser zu werden. Deshalb lege ich den Finger in die Wunden.

Pfarrer von Zorneding: "Noch heute Angstzustände"

Fürchten Sie die Reaktionen hoher kirchlicher Amts- und Würdenträger auf Ihr Buch?

Ndjimbi-Tshiende: Meine Kritik ist begründet und beruht auf Tatsachen. Ich bin da ganz entspannt.

Inzwischen sind Sie Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Wie kam es dazu?

Ndjimbi-Tshiende: Das war ein Zufall. Zu der Zeit, als ich aus Zorneding weg musste, wurde an der Katholischen Universität ein „Zentrum Flucht und Migration“ gegründet. Der Münchner Kardinal Marx vermittelte mich.

Wenn Sie heute – als deutscher Staatsbürger mit schwarzer Hautfarbe – durch Eichstätt oder einen anderen Ort in Bayern laufen: Begleitet Sie dann noch die Angst, wegen Ihrer Hautfarbe beleidigt oder gar attackiert zu werden?

Ndjimbi-Tshiende: Nein. Aber es gibt Momente, in denen ich Angstzustände habe. Wenn mich zum Beispiel jemand anspricht auf der Straße oder im Restaurant: „Sind Sie der Pfarrer von Zorneding?“ Ich überlege mir dann genau, ob ich ehrlich antworte.

Prof. Dr. Olivier Ndjimbi-Tshiende wurde 1949 in Sintu in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika geboren. Er studierte neben Philosophie und Theologie auch Pädagogik, Psychologie und Kriminologie. 1979 wurde er zum Priester geweiht. Ab 2005 arbeitete er elf Jahre lang in Deutschland als Pfarrer. An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt forscht er seit September 2016 zu den Themen Flucht, Migration und Integration. Sein Buch erscheint am Montag unter dem Titel „Und wenn Gott schwarz wäre...“ (Gütersloher Verlagshaus, 192 Seiten, 17,99 Euro).

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Die Diskussion ist geschlossen.

25.09.2017

Es gäbe so viel zu sagen. Urlaub in einem anderen Land lässt uns Fremde grüßen, Essen essen das wir nicht kennen und freundlich sein. In unserem Land sind Fremde die uns Grüßen merkwürdig das Essen nicht genießbar und .... genauso wie wir.

25.09.2017

Guter Artikel

Daniel Wirsching macht verständlich, was Herr Olivier Ndjimbi-Tshiende erlebt hat, was er denkt und wie es ihm heute geht.

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gibt es vermutlich in allen Gesellschaften. Es erfordert kulturelle Arbeit, diese Abneigung und gar Feindschaft gegen Andersfarbige zu überwinden.

Trotz des aktuellen Wahlverhaltens von 10 Prozent der Bürger glaube ich, dass unsere deutsche Gesellschaft heute weniger fremdenfeindlich ist als noch vor ein paar Jahrzehnten. Einige Jahrhunderte zurück war phasenweise - das übersieht man heute häufig - die Gesellschaft internationaler.

Raimund Kamm