Müll, Müll, immer mehr Müll
Ein Einwohner Bayerns produziert jedes Jahr 490 Kilo an Abfall. Die reine Menge ist nicht das einzige Problem
Die Menschen in Bayern machen immer mehr Müll. Zu diesem Schluss kommt das Landesamt für Umwelt in Augsburg, das gestern die Zahlen für das Jahr 2016 veröffentlicht hat. Und diese sind beeindruckend. Demnach kamen auf jeden Bayern – statistisch gesehen – 490 Kilogramm Müll und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr. 78 Kilo davon waren Altpapier, 72 Kilo Biomüll, 23 Kilo Glas. Größter Posten mit knapp 145 Kilogramm pro Kopf war der restliche Haus- und Geschäftsmüll.
Insgesamt entstanden in Bayern durch Konsum und Produktion 2016 knapp 6,3 Millionen Tonnen Abfall. Etwa vier Millionen Tonnen gelten als Wertstoffe – sie werden überwiegend recycelt. Der Restmüll wurde weitgehend verbrannt. Auf Deponien wurden mehr als 600000 Tonnen abgelagert.
Im Mülltrennen sind die Deutschen Weltmeister. Bei einigen Abfallsorten wie Papier und Glas läuft das im Grunde auch gut: Die Verbraucher verstehen das System und die Wertstoffe können gut weiterverarbeitet werden. Beim Verpackungsmüll dagegen liegt noch vieles im Argen: Die Müllmengen steigen, die Recyclingquoten sind gering. Ein neues Gesetz sollte hier Abhilfe schaffen. Kritiker sehen darin jedoch keinen großen Wurf.
Das von 2019 an geltende neue Verpackungsgesetz „wird uns nicht nach vorne bringen“, sagt etwa der Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen, Patrick Hasenkamp. Die Bürger würden auch künftig noch „ratlos vor der Tonne stehen, weil sie nicht wissen, wo der Kleiderbügel nun hingehört“. Er meint damit, dass ein Kleiderbügel aus Plastik, der zusammen mit einem neuen Sakko gekauft wird, als Verpackung gilt und in den Gelben Sack darf – im Gegensatz zum separat gekauften Plastik-Bügel, der als eigenständiges Produkt gilt und in die Restmülltonne müsste.
Weil derartige Regeln kaum jemand nachvollziehen kann und will, gibt es die sogenannten intelligenten Fehlwürfe. Rüdiger Weiß, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Entsorgungsunternehmen, sagt: „Die Fehlwürfe zeigen, wie viel Sinn es machen würde, flächendeckend durch den Gesetzgeber eine Wertstofftonne einzuführen. Das wäre die effizienteste und ökologischste Lösung.“
Laut der Deutschen Umwelthilfe werden bisher nur rund 40 Prozent der Kunststoffe im Gelben Sack recycelt. „Das ist deutlich zu wenig. Das entspricht nicht dem technischen Stand in den Sortieranlagen oder den Recyclingverfahren“, sagt der DUH-Experte für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer. Von den Verpackungsherstellern fordert er daher, weniger Verbund- und Folienverpackungen sowie Mischkunststoffe einzusetzen – diese machen das Recycling schwer. Außerdem sollten mehr Kommunen den Verpackungsmüll bei den Haushalten abholen – und die Verbraucher ihn nicht selbst zu Wertstoffhöfen bringen müssen. Das sei höchst „verbraucherunfreundlich“. (dpa)
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