München: Weichenstellung für islamisches Kulturzentrum
Nach dem Aus für die Moscheepläne in München-Sendling könnte an der gleichen Stelle ein islamisches Kulturzentrum entstehen. Die Weichen hat der Stadtrat gestellt.
München-Sendling könnte jetzt doch eine Moschee bekommen. Nach dem Aus für das Projekt des Vereins Ditim gibt es neue Pläne eines Penzberger Imams, die breite Zustimmung im Münchner Stadtrat finden.
Die Rathaus-Fraktionen von SPD, CSU, Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste und FDP fordern mit ihrem Antrag die städtische Unterstützung für die Realisierung des Projekts "Zentrum für Islam in Europa München" (ZIE-M). Das Projekt soll aus einem Gemeindezentrum mit Kindergarten und Einrichtungen für Senioren, einer Akademie zur Ausbildung von Imamen und Religionslehrern und -pädagogen, einer Moschee, einer islamischen Bibliothek und einem islamischen Museum bestehen.
"Das ist das Ergebnis der vielen Gespräche, die wir geführt haben", sagt Benjamin Idriz. Der Imam hatte seit drei Jahren konsequente Überzeugungsarbeit geleistet und sogar die CSU überzeugt, die das Moschee-Projekt in München-Sendling noch abgelehnt hatte. "Das ist ein klares Signal, dass auch die Muslime auf die deutsche Politik zählen können, wenn sie offen, transparent und gesprächsbereit sind."
Massive Proteste der Anwohner
Jetzt fehlt nur noch ein geeignetes Grundstück: Durch das Scheitern der Moscheepläne des Vereins Ditim wäre in Sendling ein Standort freigeworden, um den in der Vergangenheit heiß diskutiert wurde. "Grundsätzlich sind wir für alle Optionen offen, aber gerade weil der Standort in der Vergangenheit so umstritten waren, würden wir eine andere Fläche bevorzugen", sagte Ildiz. Einige Anwohner hatten massiv gegen den Moscheebau am Gotzinger Platz protestiert.
Hep Monatzeder (Grüne), dritter Münchner Bürgermeister, der die Federführung für den Antrag übernommen hat, äußerte sich zuversichtlich, was eine Umsetzung des Projektes angeht: "Ich freue mich sehr, dass alle Fraktionen im Münchner Stadtrat hinter ZIE-M stehen - dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Realisierung des Projekts." Das Vorhaben sei eine große Chance für München. Die Pläne seien mit dem Ziel verbunden, dass Bürgern muslimischen Glaubens mehr Wertschätzung und Ankerkennung innerhalb der Stadtgesellschaft entegegen gebracht werde, so der Bürgermeister. Mit dem Islam-Zentrum und der Moschee sollen die rund 100.000 Münchner Muslime die Möglichkeit haben, ihren Glauben angemessen und würdevoll zu leben.
Gemeinde im Visier des Verfassungsschutzes
Das interkulturelle Begegnungszentrum bedeute für den Integrationsprozess in München einen weiteren großen Schritt nach vorne. Bendenken habe er keine, erklärte der Bürgermeister. "Ich habe die Initiatoren von ZIE-M in vielen Gesprächen erlebt", so Monatzeder. "Ihre Ideen und ihr Wille zur Umsetzung überzeugen mich." Die islamische Gemeinde Penzberg, die hinter dem Projekt steht, wird im Verfassungsschutzbericht erwähnt. Der Verfassungsschutz wirft der Organisation eine Verbindung zur Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs vor, was die Gemeinde vehement bestreitet. (mig)
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