Die Gebeine von St. Ulrich verlassen erstmals Augsburg
Der goldene Schrein mit den Gebeinen des Bistumspatrons Ulrich von Augsburg verlässt nach über Tausend Jahren erstmals Augsburg - zu einem besonderen Anlass.
Zeitlebens war Bischof Ulrich von Augsburg (890 bis 973) auf Achse. Er reiste auf die Hoftage des Kaisers, war mehrmals in Rom und in seinen 50 Amtsjahren häufig im eigenen Sprengel unterwegs. „Unermüdlich visitierte er seine ausgedehnte Diözese, die bis tief ins Allgäu und nach Vorarlberg reichte“, schreibt Dompropst Gerhard als sein erster Biograf.
Jetzt geht Bischof Ulrich wieder auf Reisen. Zum 60-jährigen Jubiläum der Ulrichswoche, die am Freitagabend eröffnet wird, verlässt der goldene Schrein mit den Gebeinen des Bistumspatrons am 8. Juli erstmals nach 1000 Jahren die Stadt Augsburg und wird für einen Tag in die Abtei Ottobeuren gebracht.
Ulrichswoche passt sich der Zeit an - auch mit einem neuen Internetauftritt
Bischof Konrad Zdarsa feiert dort mit den Benediktinermönchen und zahlreichen Wallfahrern ein Pilgeramt. Mit der Landpartie will Pfarrer Ulrich Lindl, der Leiter der Hauptabteilung Kirchliches Leben im bischöflichen Ordinariat, die Diözese stärker in die traditionelle Wallfahrtswoche einbeziehen. Ihr Zentrum liegt freilich weiterhin in der Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra. „Die Ulrichswoche ist ein lebendiges Projekt, das sich immer wieder der Zeit anpasst“, sagt Lindl.
Auffälligstes Zeichen dafür ist der komplett neu gestaltete Internetauftritt www.ulrichswoche.de. Kaplan Martin Riß hat hier allerhand eingestellt: das Programm, die Planung für einen Wallfahrtstag, Gebete und Lieder, ein Ulrichsspiel für Kinder und Unterrichtsmaterialien, Informationen über den heiligen Ulrich und das Ulrichskreuz. Zum 60-jährigen Jubiläum ließ die Pfarrei ein neues Wallfahrtszeichen prägen. Das silberfarbene Kreuz orientiert sich an der Gestaltung des Ulrichskreuzes, das Bischof Joseph Freundorfer zur ersten Ulrichswoche 1955 entwerfen ließ: der Heilige zu Pferd mit erhobenen Armen.
Über 500 verschiedene Ulrichskreuze sind entstanden, seit im Jahr 1570 Abt Jacob vom Augsburger Ulrichskloster das erste Exemplar prägen ließ. Eine gestern präsentierte Ausstellung in der Basilika zeigt eine Auswahl dieser Wallfahrtszeichen, die man früher am Haus befestigte oder vergrub, um sein Anwesen vor jeglichem Unglück – und vor Mäusen zu schützen, wie Bistumsarchivar Erwin Naimer weiß.
Die Ulrichswoche fällt kompakt aus
1955 wurde die Ulrichswoche zur Erinnerung an 1000 Jahre Lechfeldschlacht begangen. An diesen „Tagen des Abendländischen Bekenntnisses“ nahmen damals zwei Kardinäle, der Apostolische Nuntius und Frankreichs Außenminister Robert Schuman, der „Architekt Europas“, teil. Die Ulrichswoche 2015 ist eher religiös akzentuiert. Sie steht unter dem Motto „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Hoffnung“ und fällt auf Wunsch von Bischof Zdarsa vom 3. bis 11. Juli kompakt aus.
Bewährt sind die großen Wallfahrten der Männer und der Frauen, der Tag der Schulen, der Ehejubilare, der Ministranten und neuerdings der Motorradgottesdienst. Während der Ulrichsschrein nach Ottobeuren reist, begeht man am 8. Juli in Augsburg einen Tag der Versöhnung. Im Unterallgäu ist die Vorfreude groß. Abt Johannes Schaber spricht von einem „historischen Ereignis“. Und sagt scherzhaft: „Den behalt’ mer.“
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