Nemetz geht in Ruhestand: „Pfundskerl“ mit einem „breiten Kreuz“
Jahrelang jagte er die großen und kleinen Kriminellen in Bayern. Nun setzt sich Reinhard Nemetz zur Ruhe.
Wenn einer aus einem hohen Amt in den Ruhestand verabschiedet wird, dann lohnt es sich in aller Regel genau hinzuhören, um hinter all den anerkennenden Worten die Zwischentöne nicht zu verpassen. Bei der Verabschiedung des Präsidenten des Amtsgerichts München, Reinhard Nemetz, war das am Montag etwas anders.
Zwar wurde auch seine Arbeit als Präsident des größten deutschen Gerichts und zuvor als langjähriger Chef der Staatsanwaltschaft Augsburg ausführlich gewürdigt. Doch es wurden darüber hinaus auch Dinge über ihn gesagt, die erkennbar von Herzen kamen.
Sein Stellvertreter, Vizepräsident Walter Horn, der eigentlich nur für die Begrüßung der vielen Ehrengäste zuständig war, etwa rief Nemetz zu: „Du warst und bist, bei allem Respekt, ein Pfundskerl.“
Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) machte dann in seiner Festrede klar, was damit im Einzelnen gemeint ist. Er würdigte Nemetz unter anderem „als Mann der klaren Worte“, der sich stets „mit breitem Kreuz vor seine Mitarbeiter gestellt“ und zudem die Neigung gehabt habe, „vor großen Namen nicht zurückzuschrecken“.
Nemetz, 67, nahm es mit trockenem Humor und zitierte den Räuber Kneißl, der an einem Montagmorgen auf dem Weg zu seiner Hinrichtung gesagt haben soll: „Die Woch‘ fangt scho‘ gut an.“ Er räumte aber ein, dass er beim Abschied „schon ein bisschen Wehmut“ empfinde: „Ich habe sehr, sehr gerne in der bayerischen Justiz gearbeitet.“
Neue Präsidentin des Amtsgerichts München wird Beate Ehrt, 51, die zuletzt die Grundsatzabteilung im Ministerium leitete.
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