Neue Feiertagsregel verärgert viele Gemeinden
Nach dem Zensus 2011 hat Bayern neu berechnet, in welchen Gemeinden Mariä Himmelfahrt Feiertag bleibt. In manchen Orten wird gejubelt, andernorts macht sich Unmut breit.
Die Hoffnungen waren groß in den letzten Wochen, die Neugier auch: "Alle paar Tage hat jemand nachgefragt, ob Mariä Himmelfahrt nun ein Feiertag wird oder nicht", erklärt Norma Burger. Sie arbeitet im Rathaus im schwäbischen Leipheim und gehört damit zu den Gewinnern des Zensus 2011. Denn die 6500-Einwohner-Stadt erhält ab 2014 einen zusätzlichen Feiertag. Die Volkszählung hat ergeben, dass in der Gemeinde überwiegend Katholiken leben. Und nur dort ist am 15. August frei.
In zehn bayerischen Orten hat sich das Verhältnis von Katholiken und Protestanten laut der Zählung verschoben: Die Menschen in Walsdorf (Oberfranken), Maaßbach, Sulzdorf an der Lederhecke, Geiselwind, Gochsheim und Thüngen (alle in Unterfranken) sowie Leipheim in Schwaben können sich über einen zusätzlichen freien Tag freuen. Besonders knapp war die Entscheidung in Thüngen: Vier katholische Bürger mehr haben in der 1300-Einwohner-Gemeinde den Ausschlag für den Feiertag gegeben. Doch in den nun mehrheitlich evangelischen Städten Baiersdorf in Mittelfranken, Speichersdorf in Oberfranken und im schwäbischen Memmingerberg müssen die Menschen nach fast 30 Jahren zum ersten Mal an einem 15. August zur Arbeit.
Seit das Statistische Landesamt das Ergebnis der Volkszählung am vergangenen Mittwoch bekanntgegeben hat, wächst in den Gemeinden, die plötzlich leer ausgehen, der Ärger: "Diese Regelung passt überhaupt nicht mehr in unsere heutige Zeit", meint Andreas Galster, Bürgermeister in Baiersdorf. In seiner Stadt ist die Entscheidung mittlerweile sogar schon wieder überholt: 2011 waren die evangelischen Bürger mit 53 Gläubigen zwar in der Mehrheit, in den Jahren davor und auch heute wieder ist die Gemeinde aber überwiegend katholisch. Trotzdem gehen die Gläubigen am 15. August zur Arbeit statt in die Kirche.
Die neue Regelung sei "Blödsinn"
Bürgermeister Galster hält diese zerstückelte Feiertagsregelung für "Blödsinn" und hofft, dass die Politik bald eine Grundsatzregel für alle bayerischen Gemeinden findet. "Wir leben doch nicht mehr in Zeiten, wo der Aktionsradius sich auf den eigenen Bauernhof beschränkt, sondern in einer vernetzten Gesellschaft", erklärt Galster seinen Unmut. Einzig für die Wirtschaft vor Ort sei die neue Regel positiv.
Auch in Memmingerberg ärgert man sich darüber, dass der Feiertag gestrichen wurde. Hier überlegt die Stadt, die Regel zu umgehen und trotzdem frei zu machen. "Unser Gemeinderat wird in nächster Zeit darüber diskutieren und entscheiden", erklärt ein Sprecher. Doch das könnte schwierig werden, meint Stefan Frey vom bayerischen Innenministerium, denn das Feiertagsgesetz ist Ländersache. "Den Gemeinden bleibt da eigentlich kein Spielraum, um Entscheidungen zu ändern", erklärt Frey. Auch Memmingerberg wird sich dem Gesetz also zwangsläufig beugen müssen.
Diese Gemeinden haben künftig einen freien Tag mehr
Dennoch: In den meisten bayerischen Städten wird an Mariä Himmelfahrt nicht gearbeitet. Das Statistische Landesamt hat errechnet, dass gerade einmal 17 Prozent der insgesamt 2056 Gemeinden und Städte in Bayern auf den Feiertag verzichten müssen. In Oberbayern und Niederbayern feiern sogar alle Ortschaften den katholischen Feiertag. Nur in evangelisch geprägten Gegenden wie rund um Nürnberg wird normal gearbeitet und die Geschäfte haben geöffnet. dpa/lby
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