Nürnberger Zoo soll Delfine mit Psychopharmaka ruhig stellen
Der Nürnberger Zoo sorgt mit seinem Delfinarium erneut für Aufsehen. Um Tiere ruhig zu stellen, seien ihnen Beruhigungsmittel verabreicht, behaupten Tierschützer.
Tierschützer haben dem Nürnberger Zoo vorgeworfen, die in ihrem Delfinarium gehaltenen Tiere mit Psychopharmaka ruhig zu stellen. Den Großen Tümmlern sei unter anderem das Medikament Diazepam verabreicht worden, berichteten am Mittwoch die Delfin- und Walschutzorganisationen WDCS und WDSF in Mitteilungen. Dass solche Präparate eingesetzt werden müssten, zeige erneut, dass eine artgerechte Haltung der Meeressäuger in Delfinarien nicht möglich sei. Die Organisationen berufen sich dabei auf Akten des Tiergartens zur Delfinhaltung.
Zoo spricht von Appetitanregern
Der Direktor des Nürnberger Tiergartens, Dag Encke, räumte den Einsatz des Medikaments Diazepam ein. Gelegentlich in geringen Dosen eingesetzt diene es aber lediglich als Appetitanreger, wenn Delfine schlecht fräßen. Lediglich in extremen Situationen würden Delfine damit beruhigt, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Den Tierschützern warf er vor, "Dinge miteinander zu verquicken, die nichts miteinander zu tun haben". Dies sei unwissenschaftlich. "Für mich stellt sich außerdem die Frage, mit welcher Legitimation Fachfremde Krankenberichte (der Delfine) interpretieren", fügte der Zoo-Chef hinzu.
Das Wal- und Delfinschutz-Forum WDSF berichtet unter Berufung auf die Zoo-Dokumente zudem über Verletzungen, die sich das Delfin-Weibchen Anke bei einem Transport von Holland nach Nürnberg im Frühjahr dieses Jahres zugezogen haben. Neben Beruhigungsmitteln seien den Delfinen auch Antibiotika verabreicht worden. Das WDSF kündigte an, Kopien der Dokumente an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten.
Immer wieder Kritik an Delfin-Haltung
Die Organisation WDCS Deutschland hatte sich die Einsicht in die Zooakten per Gericht erstritten. Die Stadt Nürnberg hatte der Initiative, die seit Jahren eine Schließung aller Delfinarien fordert, nur einen Teil ihrer Akten zur Verfügung gestellt. Sie hatte dies damit begründet, dass die von den Delfinschützern geforderten Unterlagen nicht unter das sogenannte Umweltinformationsgesetz fallen, auf das sich die WCDS beruft. Außerdem enthielten die verlangten Akten schützenswerte Daten von Zoo-Beschäftigten. Der Tiergarten Nürnberg ist in der Vergangenheit nach dem Tod von Delfinjungen immer wieder in die Kritik von Tierschützern geraten.
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