Ohne Kunstschnee geht gar nichts - noch
Ohne Kunstschnee geht auf den bayerischen Pisten derzeit gar nichts. Doch die Meteorologen sind sich einig: Nächste Woche schneit es bis ganz runter.
Obwohl im Allgäu derzeit fast kein Naturschnee liegt, sind die Urlaubsorte vielfach ausgebucht. „Die Leute kommen in den Weihnachtsferien ohnehin“, sagt Bernhard Joachim, Geschäftsführer der auch für den Tourismus zuständigen Allgäu GmbH. Schließlich könne die Region ja auch noch mit einem anderen Pfund wuchern: Sonne von früh bis spät wird es nach Auskunft der Meteorologen bis über die Jahreswende hinaus geben.
Entsprechend begegne man in den Wandergebieten fast nur zufriedenen Menschen, berichtet Max Hillmeier, Tourismus-Chef im Oberallgäuer Bad Hindelang. Dort haben – wie überall im Allgäu – viele talnahe Berggaststätten, Hütten und Alpen geöffnet. Statt Schneeschuhgehern oder Langläufern werden dort nun eben Wanderer bewirtet.
In Oberjoch und in Unterjoch laufen bei Kunstschnee aber auch einige Lifte. „Ich bin froh, dass die Bergbahnen dieses Angebot geschaffen haben“, sagt Hillmeier. Er hofft auf Schnee im Januar. Denn die Gäste, die nach den Weihnachtsferien kommen, seien wesentlich stärker auf den Wintersport fixiert. „Ich staune, was technisch alles möglich ist“, sagt Allgäu-GmbH-Chef Joachim. So herrschen beispielsweise auf vielen Pisten im Raum Oberstdorf/Kleinwalsertal dank technisch erzeugtem Schnee gute Verhältnisse für Skifahrer und Snowboarder. Im grenzübergreifenden Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand ist der Verbund hergestellt und sogar die Talabfahrt nach Riezlern ist möglich.
Langläufer haben Probleme
Wer Ski langlaufen will, hat im Allgäu derzeit allerdings Probleme – wie überall in den bayerischen Alpen. Immerhin: In Oberstdorf gibt es im Bereich des Langlaufstadions einige Kilometer für klassische Läufer und für Skater. In Balderschwang sind zwei Kilometer gespurt. 800 Meter Loipe wurden an der Hornbahn-Talstation präpariert, um den Skischulen wenigstens ein kleines Übungsgelände bieten zu können.
„Im vergangenen Jahr waren die Verhältnisse wesentlich schwieriger“, sagt Joachim. Damals war es über die Feiertage deutlich wärmer und auch vorher konnte in den Skigebieten nicht so viel Kunstschnee wie in diesem Dezember gemacht werden.
„Besser als an Weihnachten vor einem Jahr ist es heuer allemal“, beurteilt auch Wolfgang Pohl die Lage. Der Garmischer Bergführer und Skilehrer ist zugleich Präsident des Deutschen Skilehrerverbandes, der 230 Mitgliedsbetriebe vertritt. Langfristig, glaubt er, müssten sich die Tourismusorte aber Gedanken über Alternativangebote für die Weihnachtsferien machen. Dazu gehörten verschiedenste Aktivitäten draußen – vom Wandern bis zum Fahrradfahren in Mildwintern oder aber auch kulturelle Erlebnisse. Schwierig, sagt Pohl, sei die derzeitige Lage auf jeden Fall für den Sportfachhandel.
Wer die schneearme Zeit für Bergwanderungen nutzen will, der sollte einige Grundregeln beachten, empfiehlt Hillmeier. „Generell sind jetzt südseitige Anstiege zu empfehlen, nordseitig kann es vereist sein“, rät er.
Ab Dienstag soll es schneien
Für die nächsten Tage erwarten die Meteorologen einen rekordverdächtig hohen Luftdruck. Dazu sollen die Nächte vor allem in Tallagen knackig kalt und die Tage sonnig und in mittleren Berglagen mild werden. „Also kein Schneegestöber und kein Sturm beim Skispringen in Oberstdorf“, sagt der aus Sonthofen stammende Diplom-Meteorologe Joachim Schug von Meteogroup in der Schweiz. Er ist bei der Auftaktveranstaltung der Vier-Schanzen-Tournee in Oberstdorf als meteorologischer Berater tätig. Vor zwei Jahren musste das Springen in Oberstdorf wegen starken Schneetreibens und Wind abgesagt werden.
Der Jahreswechsel heuer werde im Allgäu und im Kleinwalsertal in den Tälern kalt und sternenklar, prognostiziert Schug. In tiefen Lagen wie am Bodensee dagegen könnte es neblig sein. Im Laufe des Montags sollen dann von Norden her Wolken und Wind zunehmen. Ab Dienstag sei dann in Süddeutschland mit Schneefall zu rechnen – bis in die Niederungen. Schug: „Anschließend setzt sich bald wieder Hochdruckwetter durch, es bleibt aber wenigstens winterlich kalt.“
Der zu Ende gehende Monat war nach Angaben Schugs der trockenste Dezember seit Messbeginn. In Augsburg fielen nur zwei Millimeter Niederschlag, in Memmingen und im Ostallgäu fünf und in Balderschwang 28 Millimeter.
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