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Modedroge
14.11.2013

Ostbayern kämpft gegen Crystal-Meth

Die Rauschdroge Crystal.
Foto: Arno Burgi, dpa

In der Grenzregion zwischen Bayern und Tschechien kämpfen Polizei und Bürger gegen den Einfall der Modedroge Crystal-Meth.

Sanfte Hügel, viel Wald und kleine Orte – ein Brennpunktgebiet stellt man sich nicht so idyllisch vor. Erst recht keines für eine der gefährlichsten Drogen der Welt. Brooklyn oder Berlin, klar. Aber Selb oder Bayreuth?

Crytsal-Meth: Bundesweit auf dem Vormarsch und kaum zu bremsen

So hat auch Theo Bauer gedacht. Bis die Modedroge im August offiziell in seiner knapp 2000-Seelen-Gemeinde im Fichtelgebirge auftauchte. Sechs Hausdurchsuchungen, drei Festnahmen in zwei Monaten. „Au weia“, war der erste Gedanke des Bürgermeisters von Nagel, „da kommt was auf uns zu.“

Da kommt was auf uns zu ... 2011 schlug der Zoll Alarm, nachdem bei Kontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze immer mehr Crystal Meth aufgetaucht war und immer mehr Einheimische mit der synthetisch hergestellten Droge erwischt worden waren. Der Wohnort jedes Schmugglers wird seitdem auf einer Landkarte mit einem Sternchen markiert. Die östlichen Teile Oberfrankens und der Oberpfalz sehen inzwischen aus wie eine kleine Milchstraße. Die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) sprach von einem regionalen Problem – wofür sie von Ermittlern an der Crystal-Front Kopfschütteln erntete. „Die Sternchen wandern nach Westen“, sagt Rauschgiftfahnder Jürgen Thiel vom Zollfahndungsamt München. Die Droge ist schon in der Landeshauptstadt, in Augsburg und Berlin aufgetaucht. Crystal ist bundesweit auf dem Vormarsch und nur schwer zu bremsen.

„Zwei bis drei Minuten Angst und dann ist alles vorbei.“

Staatsstraße 2179 zwischen Asch in Tschechien und der A  93 Richtung Hof und Regensburg. Johannes Kopp und seine Kollegen vom Zoll in Selb stehen im grün-weißen Dienstkombi am Straßenrand, die Grenze im Blick, und sehen sich die Insassen der Richtung Autobahn fahrenden Wagen genau an. Aus Erfahrung wissen sie: Viele Crystal-Schmuggler decken sich auf dem Vietnamesenmarkt in Asch mit den Drogen ein und nehmen diesen Grenzübergang. „Zwei bis drei Minuten Angst und dann ist alles vorbei“, heiße es in der Szene.

Mit „Angst“ sind die Fahnder gemeint, mit „vorbei“ die Autobahn, über die die Schmuggler dann schnell in andere Teile Deutschlands fahren können. Kopp und Kollegen versuchen die Schmuggler vor der Autobahn zu schnappen. Täglich fahren sie raus. Unterstützung bekommen sie von der Landes- und Bundespolizei und auf der anderen Seite von den tschechischen Kollegen. Denn das Crystal-Problem der Region hat seine Quelle jenseits der Grenze.

Zur Zeit des Eisernen Vorhangs in der Tschechoslowakei hergestellt

Die synthetische Droge wurde schon zur Zeit des Eisernen Vorhangs in der Tschechoslowakei hergestellt – in kleinen, primitiven Küchen-Laboren und meist für den Eigenbedarf. Nach dem Ende des Ostblocks besorgten sich einige Süchtige den kristallinen Stoff in Tschechien. Ein Problem für Deutschland war das damals aber noch nicht. „Die Qualität war schlecht“, sagt Johannes Kopp. Auch im Rauschgiftbereich gelten die Regeln der Marktwirtschaft: Wer Mist anbietet, ist schnell weg vom Fenster. Und wenn nur wenig Stoff auf dem Markt ist, sind die Preise höher.

„Als würde man zum Bäcker gehen und eine Semmel kaufen“

Das änderte sich, als Tschechien 2004 der EU beitrat und das Fichtelgebirge zum Crystal-Gebirge wurde. Kopp erklärt: Durch die offene Grenze fielen für vietnamesische Händler Einnahmequellen aus dem Zigarettenschmuggel weg. Sie nutzten die Kenntnisse über Crystal Meth in Tschechien, stiegen in das Drogengeschäft ein und optimierten Produktion und Verkauf. Plötzlich gab es viel mehr von der Droge, mit höherem Wirkstoffgehalt, und vor allem war sie billig und auf den Vietnamesenmärkten einfach zu haben.

„Als würde man zum Bäcker gehen und eine Semmel kaufen“, beschreibt es Thiel. Fußballtrikots, Turnschuhe, Vogelhäuschen, Zigaretten – das alles gibt es dort. Und wer das Zauberwort kennt und sich verstohlen an die Nase fasst, bekommt auch ganz einfach Crystal, sagt Kopp. Und rät sofort von einem Kaufversuch ab. „Die verstehen da keinen Spaß, das kann gefährlich werden.“ Nachdem einem Kollegen die Radmuttern gelockert wurden, wollen viele Zollfahnder zum Schutz ihrer Familien anonym bleiben. „Wir haben es mit organisierter Kriminalität zu tun, das hat eine andere Dimension als normaler Schmuggel“, sagt Kopp.

Am nächsten Morgen betritt einer der ranghöchsten Rauschgiftfahnder Tschechiens den Markt in Asch. Schnell ist die Aufregung groß. Rollläden gehen runter. „Kein Foto!“, klingt es aus den Ständen. Keine fünf Minuten später baut sich ein schwarz gekleideter Sicherheitsmann vor Petr Kocí auf. An den Füßen Springerstiefel, auf dem Kopf ein Barett, an der Schulter ein Security-Zeichen, fast wie ein Sheriff-Stern. Der Mann lässt sich vom Dienstausweis nicht beeindrucken. Kocí ist stellvertretender Chef der Nationalen Drogenbekämpfungszentrale. Trotzdem. Privatgelände, gehen, befiehlt der Privatsheriff. Beim Verlassen des Marktes klopft ein empörter Vietnamese auf das Kameraverbotsschild am Eingang – „hast du Augen, musst gucken“, ruft er Kocí nach.

Märkte sind wichtiger Wirtschaftsfaktor

„Die wissen, wie wir aussehen. Wir sind uns sicher, dass es eine Liste mit Fotos der Ermittler und mit Autokennzeichen gibt“, sagt der Fahnder, der regelmäßig mit seinem deutschen Kollegen Thiel telefoniert, auch mal nachts im Schlafanzug, wenn es sein muss. Die Händler wissen, dass die Ermittler nur wenig tun können. Kontrollen auf den verwinkelten Märkten sind aufwendig, Drogenhunde sind im Wirrwarr der Produkte schnell überfordert. Ohne die Tiere ist es noch schwieriger, zwischen CDs, Turnschuhen und Zigaretten die Tütchen mit Crystal zu finden. Weil die Märkte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der strukturschwachen Gegend sind, können die Behörden sie nicht einfach schließen. Und dann ist da noch die Korruption.

Ko(c)í kämpft weiter. Er lässt Drogenküchen ausheben. Immer wieder gibt es auch auf den Märkten Erfolge. 2011 nahmen tschechische Drogenfahnder den Markt in Asch auseinander und fanden unter anderem 660 Gramm Crystal. Das hätte für mehr als 6000 Portionen gereicht und in München einen Marktwert von 66 000 Euro gehabt. Insgesamt wurden 2012 in Tschechien fast 32 Kilogramm sichergestellt – bei einer geschätzten Jahresproduktion von fünf bis zehn Tonnen scheint das ein Tropfen auf den heißen Stein.

Länderübergreifende Ermittlungen

Seit September gibt es beim Zoll in Dresden, Nürnberg und Weiden Sonderkommissionen, die die länderübergreifenden Ermittlungen zusammentragen und Verfahren beschleunigen sollen – und den Druck auf die Drahtzieher im Hintergrund erhöhen. Nur das allein hilft nicht gegen die Crystal-Welle.

Daher setzen die Fahnder auch auf Aufklärung. Und daher sitzen Thiel, Kocí und Kollegen abends im Gemeindezentrum in Nagel und erzählen von der Horrordroge, den hohen Rückfallquoten und den Gefahren beim Crystal-Konsum. An den Wänden hängen Plakate, die der Zoll aus Schockbildern einer amerikanischen Präventionskampagne zusammengebastelt hat. Von deutschen Bundesbehörden gibt es nichts Vergleichbares. Im vollen Gemeindesaal sitzen viele Jugendliche und Eltern. Nach den Wohnungsdurchsuchungen ist die Verunsicherung groß. Wie schütze ich mein Kind? Wie erkenne ich, ob es Crystal genommen hat? Die Eltern haben Fragen. Thiels Präventionsansatz: „Wenn sie mit der Droge in Kontakt kommen, und sie kommen in Kontakt, heißt es Nein sagen.“ Wenn sie das Zeug erst genommen haben, ist es schon zu spät.

Dann steht plötzlich der auf, den im Ort alle „Captain“ nennen und der Unruhe in die vermeintlich heile Welt von Nagel gebracht hat. Plötzlich ist das Crystal-Problem nicht mehr nur abstrakt. „Lasst die Finger von dem Glump. Ich war sechs Wochen in U-Haft, das ist Scheiße“, sagt der Captain. Applaus.

Die vier Verdächtigen müssen sich nackt ausziehen

Zurück an die Crystal-Front. Kopp und Kollegen kontrollieren wieder Autos. Dieses Mal am Grenzübergang in Schirnding. „Jedes Gramm, das wir abfischen, kommt nicht bei unseren Kindern an“, sagt Kopp. Früher fanden sie jeden Tag etwas. Inzwischen sind die Schmuggelmengen größer und die Verstecke raffinierter geworden. Fahrradlenker, Cremedosen, Verbandskästen, Magnetboxen unter Touristenautos. Kuriere scheuen nicht davor zurück, Kinder mitzunehmen, um arglos zu wirken. Andere transportieren den Stoff in Kondomen verpackt im Anus oder in der Vagina über die Grenze. Deswegen müssen Zollbeamte auch regelmäßig Körperöffnungen inspizieren.

So auch bei den vier Insassen eines alten Opel Corsa mit Regensburger Kennzeichen, der gerade zu einer alten Grenzabfertigungshalle eskortiert wurde. Die Männer um die 30 sehen ungefähr so fertig aus wie der ausgeblichene Lack des Wagens. Einer hat aufgeplatzte Hautstellen am Kinn – ein Indiz für Crystal-Konsum. Drei von ihnen sind als Rauschgiftkonsumenten aktenkundig, bei einem besteht laut Polizeicomputer „Ansteckungsgefahr“.

Der Schnellstest wird über die Handflächen gewischt

Der Schnelltest, der über die Handflächen gewischt wird, fällt beim Beifahrer positiv aus. Der Mann gesteht, „drüben“ Crystal genommen zu haben. Während zwei Beamte die vom Drogenkonsum gezeichneten Körper der Männer unter die Lupe nehmen, durchsuchen drei andere das Auto – und finden nichts. Entweder haben die vier nichts dabei oder es gut versteckt. Die Männer dürfen weiterfahren. Der Besitz, Handel und Schmuggel von Crystal Meth ist verboten. Der Konsum nicht.

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