Planetarium in Zusmarshausen: Ein ganz neuer Blick in die Sterne
In Streitheim bei Zusmarshausen gibt es jetzt ein Planetarium. Der Sternenprojektor hat eine lange Geschichte.
Fast hätte er endgültig zum alten Eisen gehört, der Sternenprojektor ZKP 1 mit der Baunummer 303. Genau 40 Jahre war er alt, als er nach verschiedenen Stationen in privaten und öffentlichen Planetarien im österreichischen Tirol dort ausgedient hatte und ausrangiert werden sollte. Im schwäbischen Streitheim, einem kleinen Ortsteil von Zusmarshausen, gab es aber einen Mann, der seit fast zehn Jahren genau auf solch einen Moment gewartet hatte.
Alle sechs Monate hatte Martin Mayer von der Volkssternwarte Streitheim in dieser Zeit bei den Carl Zeiss-Werken in Jena angerufen. Die Nummer kannte er längst auswendig. Doch auch bei seinem letzten Anruf im Frühjahr 2011 konnten ihm die Mitarbeiter von Carl Zeiss keinen solchen Sternenprojektor zum Kauf anbieten – der Markt war einfach leer gefegt. Die Firma hatte das Gerät Jahrzehnte zuvor als ersten serienmäßigen Projektor seiner Art gefertigt. Seit den 70er Jahren standen diese dann in größeren Schulen der DDR.
Langes Warten auf den Sternenprojektor
„Wir hatten Jahre zuvor halb im Spaß die Idee, die Sternwarte um ein Planetarium zu erweitern“, erklärt Markus Schnöbel, technischer Leiter des Astronomischen Vereins in Streitheim. Damals kannte er Martin Mayer schon gut genug, um zu wissen, dass ihn die Idee nicht mehr los ließ. Und tatsächlich hatte dieser letzte Anruf Folgen. Martin Mayer hatte kaum eine halbe Stunde aufgelegt, als das Telefon wieder klingelte. Jetzt gebe es einen Anbieter für solch einen Sternenprojektor, hieß es von Carl Zeiss. Noch am selben Abend saßen Martin Mayer, der heute weit über 80 Jahre alt ist, und Markus Schnöbel im Auto auf dem Weg nach Schwaz in Tirol, um einen ersten Blick auf das Gerät zu werfen. Tatsächlich wurde der Verein wenige Wochen später neuer Besitzer des in die Jahre gekommenen Projektors.
Doch erst vier Jahre später, jetzt im Januar, konnte das Planetarium Streitheim auch wirklich starten. Nicht allein ein eigenes Gebäude mit perfekter Kuppel und Platz für knapp 30 Besucher wurde dafür geschaffen. In jahrelanger Kleinarbeit hat Markus Schnöbel, im Hauptberuf Industrie-Elektroniker, den Projektor auf den neuesten Stand gebracht. Denn mechanisch sei das Gerät zwar auch nach 40 Jahren im Einsatz in einem guten Zustand gewesen. „Aber die gesamte Elektrik und Elektronik musste erneuert werden“, so der Fachmann. „Wo man damals auch angelangt hat, ist etwas weggebröselt“, erinnert er sich.
Stolz auf die Qualität
Gesteuert wird das Gerät heute per Computer – auch das ist neu. Ganz besonders stolz ist neben Schnöbel und Martin Mayer auch Max Stumböck, Vorsitzender des Astronomischen Vereins, auf die Qualität der Darstellung des Geräts. 5000 Sterne können mit ihm in verschiedener Helligkeit abgebildet werden. Außerdem zeigt der Projektor, je nach Einstellung, einen Sternenhimmel von Gran Canaria bis zum Nordpol zu jeder beliebigen Jahreszeit. Nur kaputt gehen sollte jetzt möglichst nichts mehr. Denn die letzten noch verfügbaren Ersatzteile für den ZKP 1, die sind vor einigen Jahren aus den Lagern von Carl Zeiss entfernt worden.
Die Astronomische Vereinigung in Streitheim präsentiert das Planetarium und auch die Volkssternwarte bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 1. Februar, von 14 bis 17 Uhr. Täglich von 9 bis 21 Uhr zugänglich ist dort außerdem eine Pergola mit Informationen und Einblicken rund um Astronomie. Das Planetarium steht nun vor allem Besuchergruppen vom Kindergarten- bis zum Seniorenalter offen, weitere Informationen gibt es über die Internetseite www.planetarium-streitheim.de und per Telefon bei der Regionalentwicklung Augsburger Land-West, 08236/962149.
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