Polizeiseelsorger: "Bei vielen Polizisten ist die Angst gewachsen"
Auch knapp drei Monate nach dem Augsburger Polizistenmord suchen viele bayerische Beamte die Hilfe von Polizeiseelsorgern. Die Angst der Beamten sei gewachsen, sagt ein Seelsorger.
Auch knapp drei Monate nach dem Polizistenmord von Augsburg suchen viele bayerische Beamte die Hilfe von Polizeiseelsorgern. "Das Thema ist nicht nach ein paar Wochen abgeschlossen", sagte der katholische Landespolizeidekan Andreas Simbeck in München. "Das ist der Super-GAU innerhalb der Polizei, wenn ein Beamter ermordet wird."
Keine offizielle Zahl
Auch Polizisten, die das Opfer nicht gekannt hätten, wandten sich an die Seelsorger. Die Identifikation mit dem Kollegen sei sehr groß. "Man spricht nicht umsonst von der sogenannten Polizeifamilie", sagte Simbeck, der selbst Polizeiseelsorger ist.
Bei vielen Polizisten sei seit dem Mord die Angst gewachsen, selbst in einen solchen Fall verwickelt zu werden. Die Wut und das Ohnmachtsgefühl bei den Kollegen sei groß. Eine genaue Zahl der Hilfesuchenden konnte Simbeck nicht nennen. Er rechnet damit, dass viele Polizisten noch lange brauchen werden, um den Fall zu verarbeiten. "Spätestens beim Prozess wird bei dem ein oder anderen eine Wunde aufreißen." In Bayern sind ihm zufolge 29 Polizeiseelsorger aktiv, 19 katholische und 10 evangelische.
Brüder seit Ende Dezember in U-Haft
Von diesem Sonntag (22. Januar) an kommen die bayerischen Polizeiseelsorger im oberpfälzischen Berching (Landkreis Neumarkt) zu ihrer Jahrestagung zusammen. Dort werden sie in einem Seminar zur psychosozialen Notfallvorsorge auf künftige Kriseneinsätze vorbereitet. Auf der Tagung wollten sich die Seelsorger auch über den Augsburger Polizistenmord austauschen.
In der Nacht zum 28. Oktober war der Polizist Mathias Vieth nach einer Verfolgungsjagd erschossen worden, seine Kollegin wurde schwer verletzt. Zwei 56 und 58 Jahre alten Brüder sitzen wegen der Bluttat seit Ende Dezember in Untersuchungshaft. (dpa, lby, AZ)
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