Rabbiner will weiter ohne Betäubung beschneiden
Ein Gericht hatte die religiöse Beschneidung von Jungen als Körperverletzung eingestuft. Doch ein Rabbiner aus Oberfranken will weiter ohne Betäubung beschneiden.
Er will weitermachen wie bisher: Ein Rabbiner im oberfränkischen Hof will Jungen auch in Zukunft ohne Betäubung beschneiden. "Bislang gibt es kein Gesetz, das die Beschneidung verbietet", sagte der 64 Jahre alte David Goldberg am heutigen Mittwoch. Es gebe nur ein Urteil des Landgerichts Köln, das die religiös motivierte Beschneidung eines Jungen als strafbare Körperverletzung bewertete.
Der Rabbi war in die Schlagzeilen geraten. Ein Arzt aus dem hessischen Gießen hat den jüdischen Geistlichen bei der Staatsanwaltschaft Hof angezeigt. Die Ermittler prüften derzeit die "strafrechtliche Relevanz" der Anzeige, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde.
Rabbi vermutet Antisemitismus
Goldberg beschneidet nach eigenen Angaben bis zu 30 Kleinkinder im Jahr. Seit mehr als 40 Jahren sei er bundesweit tätig und ziehe auf Wunsch auch einen Arzt hinzu. Eine Betäubung der Kleinkinder lehnt er ab. Diese sei viel schädlicher als die Beschneidung, sagte er. "Die Kinder schlafen nach dem Eingriff immer wenige Minuten später friedlich ein." Hinter der Strafanzeige vermutet Goldberg antisemitische Motive. Anders könne er sich das nicht erklären, sagte er.
Arbeit an Gesetz
Indes rückt eine gesetzliche Neureglung näher, die garantieren soll, "dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist". Das Bundesjustizministerium will bald einen Gesetzentwurf vorlegen: Man arbeite mit Hochdruck an einer Regelung, sagte ein Sprecher. Der israelische Oberrabbiner Yona Metzger betonte die Möglichkeit einer medizinischen Fortbildung für jüdische Beschneider. Zugleich sprach sich Metzger gegen Betäubungen vor einer Beschneidung aus - und dagegen, die Aufgabe generell Ärzten zu geben. dpa/lby/AZ
Die Diskussion ist geschlossen.